Karl Schwarzenberg - © APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Erhard Busek: Kníže Karel, der Europäer

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Eine persönliche Würdigung Karl Schwarzenbergs zum 70. Geburtstag am 10. Dezember 2007.

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Eine persönliche Würdigung Karl Schwarzenbergs zum 70. Geburtstag am 10. Dezember 2007.

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Es wird mir unvergesslich bleiben, wie ich mit dem Kanzler des tschechoslowakischen Präsidenten Václav Havel Anfang der neunziger Jahre durch die Prager Szene ging und die junge Generation ihn liebevoll als "Kníže Karel" ("Fürst Karl") ansprach. Eine gewisse Dimension der Geschichte kam hier zum Vorschein: wenn ein Spross einer alten europäischen Familie auf diese Weise in der Aktualität des damaligen Transformationsstaates sichtbar wurde - und das aus gutem Grund.

Der langjährige Vorsitzende der Internationalen Helsinki-Föderation, Freund und Unterstützer mitteleuropäischer Dissidenten, politisches "Urvieh" ist wohl eine gelungene Mischung aus historischer Erfahrung, europäischer Qualität und großem persönlichen Engagement. Lange stilisierte er sich als "Gast- und Forstwirt" in Österreich, wurde von manchen unterschätzt und vielen geliebt und war stets ein Beweger. Sei es in der Medienszene Wien oder heute auch in Prag.

Es darf darüber nachgedacht werden, was in unserer Zeit alles möglich ist, wenn er heute Außenminister des EU-Mitglieds Tschechische Republik ist. Karl Schwarzenberg war einer, der Mitteleuropa, ja Europa, verkörpert hat und es verstand, in seiner Kenntnis von Personen, Situationen und Geschichte dafür auch engagiert einzutreten. Er hatte auch viele Vorurteile zu überwinden, die ihm als dem "Fürsten" entgegengebracht wurden. Seine Dialogfähigkeit führte aber dazu, das alles zu überwinden - nur eines verträgt er nicht: Dummheit.

Ihm zum 70. Geburtstag zu gratulieren, ist eine Freude. Er vergegenwärtigt mit diesem Lebensbogen den Weg Europas in der Zeit. In der damaligen Tschechoslowakei - der letzten Demokratie in der Mitte Europas - geboren, brachen in sein Leben die Nazis, der Weltkrieg, die Kommunisten und schließlich die Vertreibung herein. Das alles positiv zu bewältigen und zu versuchen, über das eigene Leben hinaus an der Gestaltung unseres Landes in der Mitte Europas - mit all den möglichen Verbindungen und Verantwortungen - mitzuwirken, ist eine Leistung, die Respekt verdient.

Natürlich wurden ihm auch in der Tschechoslowakei, später in der Tschechischen Republik jede Menge Vorurteile entgegengebracht, als er sich politisch engagierte. Seine Treue zu Václav Havel ist symbolisch, weil es eine Treue zu Werten und Inhalten ist. Seine Treue zu einem geistigen Europa wird gerade in dieser Zeit gebraucht. Karl Schwarzenberg hat nicht das Leben eines Feudalherrn gelebt, sondern ist einer, der aus jeder Situation - und es waren auch sehr schwierige darunter - das Beste zu machen imstande ist. Mag sein, dass eine reiche Familiengeschichte eine besondere Aufforderung zur Verantwortung vor der Geschichte darstellt. - Ein herzliches Dankeschön, Kníže Karel, und weiter alles Gute!

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