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Aus der Stifter-Bibliothek

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Das Recht der ersten Mühle. Von Justus Moser. Verlagsgemeinschaft „Stifter-Bibliothek“ Wilhelm Braumüller, Wien. 64 Seiten.

Die kleinen Aufsätze dieses auch heute noch lesenswerten Westfalen entstammen den Beiträgen J. Mosers für die „Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter“, von denen 177-4 Mosers Tochter eine Auswahl unter dem nachmals berühmt gewordenen Titel „Patriotische Phantasien“ zusammengestellt hat. Moser ist der Entdecker der „Lokalvernunft“, das heißt des Volks- und Landschaftsgeistes für sein geistiges Ausstrahlungsgebiet. Seine in bewußt mustergültigem Deutsch gehaltenen Aufsätze über popularphilpspphische und volkserzieherische Themen zählen heute- noch zu den wenigen Paradestücken des Schrifttums der Spätaufklärung in Deutschland. Das Naturrecht, wie das Recht überhaupt, wird mit Vorliebe behandelt, die „Nationalehre“ im Sinne eines gemäßigten Konservativismus von vielen Seiten beleuchtet. Das Büchlein vermittelt dem heutigen Leser einen guten ersten Einblick in die Geistesart dieses vielgenannten, aber kaum noch wirklich gelesenen Schriftstellers.

Die traditionelle Methode. Von Walter H e i n-rich. Verlagsgemeinschaft „Stifter-Bibliothek“ Wilhelm Braumüller, Wien. 57 Seiten.

Das Bändchen behandelt aus dem Geist von Spanns Ganzheitslehre die drei Religions- und Geschichtsphilosophen wie Mythenforscher Rene Guenon, Julius' Evola und Leopold Ziegler. Die von Evola geprägte Bezeichnung „traditionelle Methode“ soll sagen,, daß diese Methode eine Urtradition der Menschheit, genauer eine Urreligion oder einen Ur-mythos, feststellen will, und zwar durch vergleichende Mythen- und Symbolforschung feststellen will, von dem aus alle späteren geschichtlichen Ueberlieferun-gen religiöser Art nur Teile, Varianten, Abspaltungen darstellen. Dieses erzroniantische Konzept soll dann auf eine allgemeine religiöse. Oekumene hinauslaufen, zu der die heutigen Kirchen nur „schüchterne Anläufe“ darstellen sollen. Da, wie der Verfasser am Schlüsse ausdrücklich vermerkt, diese Methode die Wissenschaft zwar benutzt, aber selbst nicht Wissenschaft, sondern „metaphysische Haltung“ seinwill, erübrigt es sich, von dieser „Methode“ den wissenschaftlichen Wahrheitsbeweis abzuverlangen. Dieser späte Schößling romantischer Geschichts- und Offenbarungsphilosophie entstammt dem Erdreich von Sendlings Philosophie der Mythologie und Offenbarung und hat eine lange Geschichte, die vielleicht schon dort beginnt, wo Leibniz Peter den Großen bewegen wollte, ein Weltkonzil einzuberufen, um endlich wieder Abend- und Morgenland in der Una saneta zu vereinen. Dieses große Wunschbild der einen Weltkirche als mystisches Abbild des „ewigen Menschen“ steht hinter dieser romantischen Geschichtsschau, die letzten Endes ein nie ganz zu verwirklichendes Phantom träumt.

Trost in Trübsal. Ins Deutsche übertragen von Dr. E. Schnabel. 2. Auflage. Verlagsgemeinschaft „Stifter-Bibliothek“ Wilhelm Braumuller, Wien. 63 Seiten.

Diese Trostgespräche wurden 1534 im Gefängnis vor der Hinrichtung des Verfassers geschrieben, der 1935, zusammen mit seinem Zeitgenossen Kardinal John Fisher, heiliggesprochen wurde. Fürsterzbischof Andreas Rohracher hat das hier zum ersten Male in deutscher Sprache vorgelegte Trost- und Erbauungsbuch mit einer Vorrede versehen, die Leben und geistige Einstellung von Morus würdigt. Diese Trostgespräche entstammen dem Gedankengut des christlichen Humanismus. Wert. bzw. Unwert weltlicher Güter sind das eine Hauptthema, über dem sich das umfassende Generalthema der Beziehung von Macht und Religion erhebt, das ja gerade im 16. und 17. Jahrhundert die Gemüter so stark beschäftigt hat. Religion und Macht sind hier vollständig getrennt. Der wahre Christ erhebt sich hier in seiner Glaubensgewißheit gegen die weltliche Macht, wie sich Thomas Morus gegen König Heinrich VIII: gestellt • hat, als er diesem den Eid auf den Supremat des Königs verweigerte und dafür Ins Gefängnis geworfen wurde. Die Anwendung auf die Fragen der Gegenwart liegen ja auf der Hand. So wirkt die Schrift, die nur eine Auswahl aus den gesamten Gesprächen vorlegt, zeitgebunden und zugleich zeitlos als echtes Erbauun-rsbuch verfolgten Christentums.

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