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Die Zukunft sieht nicht länger düster aus“

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„Wir begannen das Jahr 1968 isoliert und ohne Freunde, deren Gewissen und Empfindungen für Humaniät tot schienen. Wir begannen das Jahr in einer Welt, die sich vor der Wahrheit zu fürchten schien, der es an Mut zu fehlen schien, an Gerechtigkeit und der Achtung vor menschlicher Würde festzuhalten. Das hat sich geändert. Wir sind nicht länger ohne Freunde. Wir sind nicht länger ohne Unterstützung und Verstehen. Vier fortschrittliche afrikanische Staaten mit einer ehrlichen und mutigen Führung, mit einer Unabhängigkeit, die sich nicht fürchtet, dem Ruf des Gewissens und der Menschlichkeit zu folgen, haben uns diplomatisch anerkannt. Der Welt als Ganzes wurde die Rechtmäßigkeit unserer Sache bewußt. Unser Fall wird nicht länger mit Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit behandelt. In allen Ländern der Welt hat sich die Stimme des Gewissens laut erhoben, und als Folge davon erreichen Nahrungsmittel und Medikamente unter schwierigsten Bedingungen von humanitären Organisationen der ganzen Welt unser leidendes Volk. Regierungen haben im Interesse des Friedens für ein Ende des Krieges plädiert. Die Zukunft sieht nicht mehr düster aus. Wir blicken ihr nun mit Vertrauen und bescheidener Hoffnung entgegen.

Unser Kampf ist in der Geschichte nicht neu; es ist der traditionelle Kampf der Menschen in der Gesellschaft, dem sich keiner verschließen kann. Was die Neuordnung unserer Gesellschaft angeht, so sagen wir wieder, was wir immer gesagt haben: Wir akzeptieren ein Plebiszit oder Referendum, das von einem unparteiischen Treuhänder geleitet oder beaufsichtigt wird. Dieser Krieg ist sinnlos, mit ihm läßt sich nichts als Unglück und Zerstörung auf beiden Seiten erreichen.

Lassen Sie mich wiederholen, daß wir humanitäre Hilfe von jeder wohlmeinenden Gruppe entgegennehmen, solange dies die Empfangenden nicht in Gefahr bringt. Biafra wird niemals humanitäre Hilfe über Nigeria oder die britische und russische Regierung annehmen, die Nigeria in diesem Krieg unterstützen. Wir haben niemals Einwände gegen den Transport von Hilfsgütem auf dem Land-, Luftoder Wasserwege erhoben, aber es muß betont werden, daß Hilfsgüter, wie massiv sie auch immer geliefert würden, nur ein Linderungsmittel sein können. Nur das Ende des Konflikts kann wirklich bedeutende Hilfe bringen. Wir geben zu, daß ein Waffenstillstand mehr als jeder andere Plan das sicherste und wirksamste Mittel ist, unserem Volk zu helfen. Bisher bestanden wir darauf, daß vor allen Verhandlungen zunächst ein Waffenstillstand geschlossen werden müsse; aber in Anbetracht der Schwierigkeiten und Verzögerungen, die mit einem Waffenstillstand, bevor er wirksam gemacht werden kann, verbunden sind, schlagen wir einen zeitweiligen Waffenstillstand für eine begrenzte und spezifizierte Periode vor, während der Vorkehrungen für einen Waffenstillstand getroffen werden können. Währenddessen können auch diese notwendig gebrauchten Hilfsflüge auf beiden Seiten ohne Behinderung durchgeführt werden.

• Wir schlagen vor: Waffenstillstand und Verhandlungen ohne Vorbedingungen.

• Wie ich kürzlich in Gesprächen mit ausländischen Gästen erwähnt habe, ist das Gebiet der Kooperation umfangreich, was sowohl für Nigeria als auoh Biafra von Vorteil sein kann. Verhandlungen könnten zahlreiche Punkte einschließen, unter anderem auch wirtschaftliche Beziehungen und ,sogar die Frage eines' Commonwealth-Abkommens. • Die unbedingte Voraussetzung ist guter Glaube ohne Vorurteile und ohne Mißtrauen zwischen den betroffenen Parteien.

Ich möchte tiefe Anerkennung und Dankbarkeit des Volkes und der Regierung von Biafra den Regierungen und Führern in aller Welt ausdrücken, die sich entweder in öffentlichen Appellen oder in privaten Schreiben an beide Seiten für einen Waffenstillstand und friedliche Verhandlungen eingesetzt haben. Ich habe im besonderen Seine Heiligkeit den Papst zu erwähnen, Seine Kaiserliche Majestät Hadle Selas-sie von Äthiopien, Ihrer Majestät Regierung der Niederlande, sowie die italienische Regierung und andere führende Persönlichkeiten der Welt, die mir zu diesem Punkt geschrieben haben. Ich möchte auch Staatsmänner der Welt, wie General de Gaulle und die französische Regierung, ferner die skandinavischen Länder, Präsident Johnson, die Führer der protestantischen Kirchen in aller Welt und andere, die öffentlich appelliert haben, erwähnen. Nicht zu vergessen schließlich die Anstrengungen des Weltkirchenrats, der Caritas Internationalis, zwischenkirchlicher Organisationen, des Französischen Roten Kreuzes und des Internationalen Roten Kreuzes, die sich für die Linderung der Hungersnot und der Leiden des Volkes eingesetzt haben.“

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