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Mit Psychologie und Rechenstift

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Es war interessant, zu beobachten, wie diese Formel wirkte. Sie fand keinerlei Abweisung; sie sprang vielmehr wie ein zündender Funke von Haupt zu Haupt und erfüllte rasch mit großer Aufnahmsbereitschaft. Jetzt rechnete der Finanzminister vor, welche Summen tatsächlich von ihnen gefordert werden; nämlich 120 Millionen für jene Betriebe, die noch für Jahre vor 1960 Bilanzen zu legen haben und 300 Millionen für die, die für 1960 zu bilanzieren im Begriffe stehen. Gerade diese weise Selbstbeschränkung tat ihre Wirkung. Die Unternehmensvertreter quittierten sie, indem sie mit anerkennenswerter Sachlichkeit die besonderen Verhältnisse ihrer Betriebe darlegten: die Umstände, unter denen sie ihre Wiederaufbauarbeit 1945 aufträge brachten Belastungen mit sich, ‘ die wenigstens vorübergehend die Er- i Stellung hoher Dividenden behinderten. Es fiel aber kein Mißlaut, der Wieder- ] streben oder Zahlungsunwilligkeit ver- • raten hätte. So kam es weder zu ; Schwarzseherei noch zu trügerischem - Schönfärben und man konnte auch das i schwierige Kapitel der Investitionen in i ruhige, sachliche Erwägung ziehen. t Österreichs verstaatlichte Unterneh- - mungen haben zufolge ihrer Größe als Grundstoffindustrie gewaltige In- . vestitionen durchgeführt und daher ] auch hohe Summen dafür angerechnet, i Immer noch sind sie aber nicht in so ] hohem Maße modernisiert, daß sie den ‘ gewaltigen Anforderungen entsprechen, die die Rentabilität stellt um auf dem ( Auslandsmarkt konkurrenzfähig zu i sein. Es gibt aber verstaatlichte Be- ( triebe, die bis zu 75 Prozent export- ] orientiert sind und teilweise noch An- ] lagen haben, die bis zu 50 Jahre alt - sind; dennoch müssen sie dem Preis- ; druck des Auslands standhalten und ( ihm in Qualität und Lieferungskonditionen gewachsen sein.

Zur Diskussion: Freier Zugang zum i Kapitalmarkt

Da die dauernde Selbstfinanzierung durch bestmögliche Ausnützung des i Investitionsbegünstigungsgesetzes, allein i kauni’ austei Chen "wurde, Kredite aber i auf lange Sicht zp teuer kämen und auch nicht immer beschaffbar sifidj ( Kapitalaufstockungen durch den Staat 1 bald an der Grenze des Möglichen an- J gelangt sind, muß ein neuer Weg er- r schlossen werden. Der Finanzminister 1 scheute sich nicht, ihn aufzuzeigen: : Der freie Zugang zum Kapitalmarkt, c Das war ein Wagnis, und Ängstliche (hätten vermuten können, daß mit dieser Forderung die Konferenz gefährdet würde. Es bewies den Ernst und den wirtschaftlichen Sinn der Teilnehmer, daß sie auch diesen in Österreich noch umstrittenen Gedanken in kühler Sachlichkeit berieten, teilweise ihn unumwunden begrüßten und mitforderten, teilweise ihm in sehr gezähmter Kritik begegneten, niemand aber ihn mit einer starren Abweisung beantwortete. Zeitpunkt und Modalitäten blieben unerörtert, die Sache an sich aber trat kraftvoll in den Vordergrund. Niemand konnte erwarten, daß die sozialistischen Teilnehmer überhaupt in die Annahmebereitschaft unmittelbar einstimmten, dennoch berechtigt die sachliche Aufnahme, die der bisher so stark bekämpfte Gedanke diesmal gefunden hat, zu einiger Hoffnung, daß wirtschaftliche Einsicht über vermeintliche sozialpolitische Zweckmäßigkeit und ideologische Zielsetzung siegen werden. Ein Sieg, der um so wertvoller wäre, weil er der bedeutendste Beitrag zur Bereinigung der Atmosphäre um die verstaatlichten Betriebe werden könnte, die schon allzu lange die österreichische Innenpolitik belastet, obwohl weder das Verherrlichen der Verstaatlichung der einen noch die übermäßige Kritik der anderen politischen Richtung wirklich Erfolge bringt. Es kann beides nur den Glauben an die Befähigung der Demokratie, Staatswirtschaftsprobleme zu lösen, schmälern, was weder im Interesse der einen noch der anderen Partei gelegen sein kann und darf.

Bundesminister Klaus hat auch für die Grundsteinlegung zum Gesamtproblem einen dankenswerten Hinweis gegeben, als er den Investitionsfonds, den das Kompetenzgesetz 1959 neuerdings verankerte, als das Medium bezeichnete, durch das einerseits sein Amt und die verstaatlichten Betriebe und anderseits diese untereinander verbunden werden könnCtu’Das efsterė durch die Aufteilung der Dividende, die nur zu 23 Prozent’ dein Sfaats - haushalt zufließt, das zweite durch die Möglichkeit im eigenen Bereich der verstaatlichten Wirtschaft, deren Ressortminister die restlichen 75 Prozent im I-Fonds verwalten kann, wodurch er in die Lage versetzt wird, durch Zuwendungen notleidende Be triebe durch Investitionen zu sanieren oder die Investitionstätigkeit im Gesamtbereich zu steuern.

Der Wunsch: „Sozial“ dividende

Daß die Vertreter der Belegschaften ihrerseits den Wunsch nach der Bezahlung der sogenannten „Sozial“-Divi- dende erneuerten, wurde erwartet. Irr Hinblick auf die Größe des Hauptproblems konnte er nicht besonders in den Vordergrund treten. Er wird aul anderer Ebene, auf dem Boden des Koalitionsausschusses seine Erörterung finden und dort hoffentlich von dei gleichen Sachlichkeit empfangen werden, die in Kleßheim vorwaltete, Wenn man sich von Schlagworten freihält, wird auch das Problem der Ertragsbeteiligung einer brauchbaren Lösung zugeführt werden können, besonders, wenn man dabei das allgemeine volkswirtschaftliche Interess und die gebührende Rücksicht auf die

Die „Salzburger Geldspiele. — wieman diese Beratungen bezeichne 2ü können glaubte, weil man an ihrer Erfolgsträchtigkeit zweifelte — könnten zu einem Markstein in der Entwicklung im Bereich der Staatswirtschaftsführung werden: Der Anbeginn einer hoffentlich recht lange anhaltenden Periode der Sachlichkeit.

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