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Produktivitätssteigerung im Gewerbe ermöglicht Steigerung des Exports

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Um die österreichische Handels- und Zahlungsbilanz auszugleichen, wird es notwendig sein, in den nächsten Monaten trotz aller Hemmnisse und Erschwerungen den Export, in erster Linie jenen der Finalprodukte, ganz wesentlich auszuweiten. Nur auf diese Weise wird es möglich sein, die Vollbeschäftigung unserer Wirtschaft weiterhin zu sichern und soziale Erschütterungen zu vermeiden. Unseren Export werden wir aber nur dann steigern können, wenn wir gangbare Warensortimente zu angemessenen Preisen liefern können,

Das österreichische Gewerbe, wegen seiner Qualitätsarbeit seit jeher gerühmt und bekannt, ist nun in der Lage, derartige Waren für den Export in immer steigendem Maße zur Verfügung zu stellen, wenn man ihm auf der einen Seite, wegen der Eigenart der Betriebsformen, die notwendige Organisation für das Exportgeschäft zur Verfügung stellt und auf der anderen Seite mit Rat und Tat bei der Rationalisierung der Betriebe, bei allen Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität zur Seite steht. In dankenswerter Weise wurden dem Gewerbe auch innerhalb des ERP-Programmes finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, die nicht nur die so dringend notwendigen Investitionen für exportfördernde und devisensparende Vorhaben, sondern auch die Finanzierung einer zweckdienlichen Exportorganisation ermöglichen. Es ist erfreulich, daß solche Kleirakredite für das Gewerbe auch im letzten ERP-Jahr zur Verfügung stehen werden, wobei es allerdings unbedingt notwendig wäre, daß auch sonstige versorgungswichtige Zweige des Gewerbes in die Marshall-Plan-Hilfe einbezogen werden.

Viele Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität können vom Gewerbe allerdings auch au« eigener Kraft, ohne größeren finanziellen Aufwand durchgeführt werden. Wie dies im einzelnen möglich Ist, soll in diesem Heft auf verschiedenen Teilgebieten gezeigt werden. G« ade jetzt, Im Zeitpunkt der Stromsparmaßnahmen ist z. B. dl«

Frage der richtigen Beleuchtung dei Arbeitsplatze» von besonderer Bedeutung. Wird der Arbeitsplatz richtig beleuchtet, »o wird dadurch dl« Arbeit selbst erleichtert und in manchen Fällen sogar beschleunigt, das Auge des Arbeiters wird geschont, Stromkosten werden erspart und die Allgemeinregien dadurch gesenkt. Dies eine Beispiel zeigt bereit» die Au»wirkungen einer richtigen Rationalisierungsmaßnahme. Man muß nur die aus der jahrelangen Arbeit im gleichen Betrieb resultierende .Betriebsblindheit“ überwinden, dann wird man in jedem, auch dem bestgeführten Betrieb manche Ding« wahrnehmen, die man noch bes«er, noch zweckmäßiger, noch einfacher machen kann.

Auch hier wieder ein kleines Beispiel: Wenn wir ein Büro oder eine Werk»tatt neu beziehen, »o glänzt alle» vor Sauberkeit. Mit der Zeit aber sammelt sich In allen Winkeln allerlei Gerumpel an, das den Platz verstellt, die Ubereicht raubt und oft zu langwierigem Suchen nach einem verlegten Akt oder einem verlegten Werkzeug zwingt. Es ist daher notwendig, daß war immer wieder von neuem auf Ordnung am Arbeitsplatz dringen. Ordnung schafft Raum und gibt oft ohne Kosten Möglichkeiten für eine Betriebserweiterung. Ordnung am Arbeitsplatz aber »ehaltet auch oft sehr lange Wartezeiten aus, weil man ein Werkzeug; oder ein Arbeitsstück suchen muß und senkt damit die Erzeugungungskosten.

Ebensoviel wie gegen die Ordnung am Arbeitsplatz wird bei der Pflege deT Betriebsmittel gesündigt. Im Drange der Geschäfte vergißt man auf das regelmäßige Schmieren der Maschinen, auf ihre Reinigung. Die Folge sind oftmalige Defekte, Stillstand der Arbeft, erhöht« Produktionskosten, gesunkene Absatzmöglichkeit, aber auch schwere Unfälle und Schaden an der Gesundheit

Ans überlieferter Gewohnheit heraus wird aber gerade im gewerblichen Betrieb auch oft »ehr viel Material vergeudet Es fehlt vielfach an der richtigen Arbeitsplanimg und maust völlig an einer wohlüberlegten Abfallwirtschaft, ein Mangel, der sich bei den heutigen Preisen der Altstoffe in der Kalkulation dann und wann sehr stark auswirken und die Konkurrenzfähigkeit schwer beeinträchtigen kann.

Schließlich und endlich wird sich auch das Gewerbe in Zukunft viel mehr als bisher mit dem betrieblichen Rechnungswesen vertraut machen müssen. Die Zeit, in der man sozusagen „über-den Daumen“ kalkulieren konnte, ist endgültig vorbei. Es ist aber nicht immer einfach, alle Kostenelemente richtig zu erfassen. Auch hier wird sich eine Schulung, vor allem unsere« Nachwuchs«», unbedingt als notwendig erweisen.

über all diesen, mehr oder weniger technischkommerziellen Dingen darf aber der Mensch nicht vergessen werden. Der Unternehmer muß stets eiugedenk sein, daß er auf seine Mitarbeiter angewiesen i6t. Die Mitarbeiter aber müssen begreifen, daß der Unternehmet die größere Verantwortung und die größere Sorge1 hat und daß er keinesfalls ihr Gegner, sondern ihr erster Mitarbeiter be.i de- Erreichung des gemeinsamen Zieles, der Sicherung und Vermehrung des täglichen Brotes, 'St, Arbeitsfreude ist die beste VoranMatxang Air J«d« I_eiitung«*t«fgeru»g. Z>i«M n erwecken und wach zu halten in allen Teilen der Betriebsgemeinsdiaft ist eine sittliche Notwendigkeit. Die Arbeitsfreude aber lebt aus vier Quellen: Dem Leistungswillen, der Betriebsatmosphäre, der

Aussicht auf den Erfolg und dem gegenseitigen Vertrauen.

Wenn das Gewerbe in diesem Sinne seine Produktivität steigert und beste Qualitätsware zu konkurrenzfähigen Preisen liefert, wird es in hohem Maße dazu beitragen können, unsere Exportlücke zu schließen und damit unserer Volkswirtschaft Vollbeschäftigung und höheren Lebensstandard sichern.

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