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Angelika Kauffmann und Graphik

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Sieht man von der unglückseligen Präsentation ab, die Bild an Bild reiht und die Wände im Museum für angewandte Kunst in der Weiskirchnerstraße förmlich pflastert, so ist die Ausstellung „Angelika Kauffmann und ihre Zeitgenossen” ein bemerkenswertes und wichtiges Ereignis. Veranstaltet von den Landeshauptstädten Bregenz und Wien und bereits im heurigen Sommer anläßlich der Bregenzer Festspiele gezeigt, stellt sie die 1741 geborene und 1807 gestorbene Vorarlberger Malerin, die lange in England arbeitete und in Rem und London mit vielen Großen ihrer Zeit, darunter Goethe, Winckelmann und Sir Joshua Reynolds, befreundet war und zu den Gründungsmitgliedern der Royal Academy zählte, in den Zusammenhang ihrer Zeit und bringt eine Fülle von teils kunst-, teils kulturhistorischen Werken aus fast allen Museen Europas, die ein lebendiges Bild dieser Ubergangsepoche vermitteln. Es wird vielleicht möglich sein, diese 502 Nummern (!) umfassende Ausstellung noch eingehender zu würdigen, nur sei vorläufig be- reits festgehalten, daß die Zeichhüflg” „Frauenbildnis” (Kat.- 89) mit ihrem hohen ‘ Formniveau mit größter Wahrscheinlichkeit nicht Angelika Kauffmann, sondern einem französischen Zeichner zuzuschreiben ist.

Die schöne Neue Galerie im Künstlerhaus, die einen unerhörten Gewinn für das Ausstellungswesen in Wien darstellt, präsentiert nun den Graphik-Preisträger der heurigen Biennale in Venedig, den heute 39jährigen Deutschen Horst Janssen. Er ist, rund herausgesagt, eher eine Enttäuschung. Seine Skurrilität, die in Selbstbildnissen den Einfluß von Corinth und sonst die Wirkungen von Ensor, den frühesten Klee, von Dubuffet, von Bellmer, Wunderlich und sogar Paul Scheurich zeigt, besitzt weder überzeugendes Formvermögen noch technische Brillanz. Als Substanz ist seine manchmal aggressive. manchmal leidvolle Verspon- nenheit zuwenig, zumal das Dekorative, Literarische und grob Erotische überwiegt. Der typische Fall einer von Literaten und Kunsthändlern hochgespielten mäßigen Begabung.

Wesentlich stärker wirkt dagegen die Ausstellung von Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitten von Rudolf Schönwald in der Galerie Würthle. In seinen frühen Anfängen um 1950 von einem an die Mexikaner erinnernden Realismus hat sich Schönwald seine um die Erscheinung von Jarys „Roi Ubu” kreisende Welt aufgebaut, die er in sehr eindrucksvollen Holzschnitten großen Formates wie in Beschwörungen bannt. Sie sind der stärkste Eindruck der Schau, die Schönwald als einen besseren und prägnanteren Zeichner als Janssen und als formal technisch sicheren Gestalter ausweist. Bildniszeichnungen und eine in den literarischen Formulierungen überzeugender wirkende, graphisch etwas dünne „Bildgeschichte” runden die eindringliche Ausstellung ab.

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