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Große Zeiten der Architektur
ARCHITEKTUR DER ROMER (Band II, von Frank E. Brown). FRÜHCHRISTLICHE UND BYZANTINISCHE ARCHITEKTUR (Band III, von William MacDonald). ARCHITEKTUR DER GOTIK (Band V, von Robert Branner) und ARCHITEKTUR DES BAROCK UND ROKOKO (Band VII, von Henry A. Millon). Alle Tier Bände In deutscher Sprache, herausgegeben von Hans F. Baessler. Otto-Maier-Verlag, Ravenburg. Je Band rund 120 Seiten, 100 Abbildungen auf 64 Tiefdrucktafeln. Preis 38 DM.
ARCHITEKTUR DER ROMER (Band II, von Frank E. Brown). FRÜHCHRISTLICHE UND BYZANTINISCHE ARCHITEKTUR (Band III, von William MacDonald). ARCHITEKTUR DER GOTIK (Band V, von Robert Branner) und ARCHITEKTUR DES BAROCK UND ROKOKO (Band VII, von Henry A. Millon). Alle Tier Bände In deutscher Sprache, herausgegeben von Hans F. Baessler. Otto-Maier-Verlag, Ravenburg. Je Band rund 120 Seiten, 100 Abbildungen auf 64 Tiefdrucktafeln. Preis 38 DM.
Durch die Flut von Monster- und Prachtbildbänden, die dem Repräsentationsbedürfnis unserer Zeit genauso entgegenkommen wie dem Hang zu schneller und oberflächlicher Information, ist man zunächst etwas skeptisch,' wenn man einige Bände einer Reihe in die Hände bekommt, die sich „Große Zeiten und Werke der Architektur“ nennt. Aber schon die Lektüre des ersten Bandes überzeugt, daß es sich hier um einen ernst zu nehmenden Versuch handelt, in zwölf Bänden einen Überblick über die Baukunst zu geben, eine Einführung, welche die neuesten Forschungen und Ergebnisse berücksichtigt. Wenn auch die natürlichen Grenzen eines solchen Vorhabens nicht gesprengt werden können, so wird doch in dieser knappen und komprimierten Form Erstaunliches geleistet.
Die gesamte Reihe umfaßt die Bände: Architektur der Griechen, der Römer, Frühchristliche und byzantinische Architektur, Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko, Moderne, Architektur der Chinesen und Inder, Amerikas vor Kolumbus, des westlichen Islam und die Architektur der Japaner. Vorläufig liegen die oben angeführten Bände auf. Jeder skizziert in knapper, überschaubarer Form ein Bild seiner Epoche. Dabei zeichnet alle Autoren die angelsächsische Methodik und Genauigkeit aus, die vom „Material“ ausgeht, Vergleiche anstellt und Beziehungen entdeckt, in der Beschränkung auf Fakten und im Beschreibenden bleibt, statt sich in gewagten Hypothesen oder Deutungen zu verlieren. So werden möglichst viele Aspekte aufgezeigt, und wo Widersprüche entstehen, diese belassen, statt sie einer Theorie zuliebe einseitig zu beleuchten und auf ein Ziel auszurichten.
Freilich bedauert man, daß besonders die letzten Bände — je näher man der Gegenwart kommt, um so unüberschaubarer wird das Material — einfach zu großen Sprüngen und Streichungen gezwungen sind. Während noch bei den Römern, von den etruskischen und griechischen Einflüssen ausgehend, von den kleinen Wohn- und Tempelanlagen bis zu den späteren riesigen Kaiserforen, noch ein lebendiger und vielfältiger Überblick geschaffen werden kann (der in diesem Fall von der interessanten Beziehung von Ritual und Raum ausgeht), wird es im Band der Gotik schon notwendig, sich nur mehr auf die wichtigsten Ereignisse in der Entwicklung des Kathedralbaus zu beschränken. Dabei wirken die genauen Beschreibungen einzelner Objekte, denen vielleicht (verwöhnt durch Jantzen) etwas die analytische Dimension fehlt, wie Auszüge aus einer größeren zusammenhängenden Arbeit.
Trotzdem ist jeder Band für sich eine gelungene Einführung, die nicht nur eine gute Orientierung möglich macht (dem Leser wird durch zahlreiche Anmerkungen und eine umfassende Bibliographie die weitere Beschäftigung erleichtert), sondern auch viele Wege zum Verständnis einzelner Probleme bietet. Was die Bände besonders wertvoll macht und was sie von ähnlichen Werken unterscheidet, ist die reichliche Verwendung von Zeichnungen, von Grundrissen, Schnitten, aber auch von perspektivischen und axono-modernen Architektur und des metrischen Darstellungen und Modellen. Die Photos dienen der Information und haben nicht Selbstzweck. Das ganze Bildmaterial ist streng auf den Text bezogen.
Die Texte selbst sind in der in Amerika gepflegten anschaulichen Art geschrieben, ohne aber, und das ist wichtig, vom Inhalt her der Darstellungsform Konzessionen zu machen. Daß man die Bände immer wieder zur Hand nimmt, beweist, daß sie eigentlich viel mehr bieten, als man von ihrem Umfang erwarten würde. Nicht zuletzt sind sie anregend, streifen die verschiedensten Probleme nicht nur vom kunsthistorischen Standpunkt, sondern suchen alle Impulse auf, die jeweils die Baukunst einer Zeit bestimmt haben. So treten neben die philosophischen und religiösen die politischen und wirtschaftlichen, zu den soziologischen die technischen Momente, und die Begriffe der Städtebaues gewinnen in der Betrachtung historischer Bauwerke erst ihre volle Bedeutung. Vielleicht ist es dem System der amerikanischen Hochschulen zuzuschreiben, daß ihre Kunsthistoriker nicht nur mit dem Vokabular der heutigen Architekturtheorie, sondern auch mit den Problemen vertraut sind, die nur in guter Nachbarschaft mit arbeitenden Architekten erworben werden können.
Diese Bände besitzen etwas von dieser Lebendigkeit der Auseinandersetzung. Sie werden nicht von der Gelehrsamkeit erdrückt, obwohl eine umfangreiche Sachkenntnis ihr Rückgrat bildet. Es ist sicher gewagt, in fast essayistischer Form eine Geschichte der Architektur zu bringen, aber allein die Chance, daß diese Bücher auch gerne gelesen werden, mag das Unterfangen rechtfertigen.
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