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Farbiger, weiter Orient

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Irrahl Irraht österreichische Bersteigeriahrten zum hohen Atlas. Von Gustav Prerovsky und Karl Wlasak. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 182 Seiten mit vielen Abbildungen. — Kimono und Khaki, Das Neue Japan. Von Aage Krarup Nielsen. Ullstein-Verlag, Wien. 191 Seiten mit 69 Abbildungen. — Land der Is, In Chinas wildem Westen. Von Alexandra David-Neel. UllsteinrVerlag, Wien. 270 Seiten, 1 Karte, 17 Abbildungen

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Irrahl Irraht österreichische Bersteigeriahrten zum hohen Atlas. Von Gustav Prerovsky und Karl Wlasak. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 182 Seiten mit vielen Abbildungen. — Kimono und Khaki, Das Neue Japan. Von Aage Krarup Nielsen. Ullstein-Verlag, Wien. 191 Seiten mit 69 Abbildungen. — Land der Is, In Chinas wildem Westen. Von Alexandra David-Neel. UllsteinrVerlag, Wien. 270 Seiten, 1 Karte, 17 Abbildungen

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Ihre unfreiwilligen Kriegsfahrten haben einen großen Teil der jungen Generation in Gegenden geführt, die 6ie sonst nicht betreten hätte und in ihr den Wunsdi nach weiterer Kenntnis fremder Länder angeregt. Die nachfolgende Zeit der Paß- und Währungskalamitäten hat zu einer räumlichen Einengung geführt, die diese Neigung eher verstärkt als unterdrückt hat. Da die Nähe durch neu aufgerichtete Schranken unzugänglich wurde, wurde die Ferne um 60 begehrenswerter. Während schließlich für jene, die dies wünschen, der Komfort des Reisens von Jahr zu Jahr wächst, entwickelt sich eine neue Reisetechnik von verblüffender Anspruchslosigkeit und Primitivität. „ Hitch-Hiking “ und „Camping" in seiner einfachsten Form werden in Europa üblich. Hochschüler gehen als Austauschstudenten, aber ebenso auch als Saisonarbeiter in fremde Länder. Unter diesen Umständen begegnen anregende Reiseschilderungen einem weitverbreiteten und psychologisch wohlfundierten Interesse, das auch die drei vorliegenden Bücher für sich beanspruchen dürfen.

„Irrah! Irrah!" berichtet über eine Fahrt ins marokkanische Hochgebirge, die von einer Gruppe österreichischer Sportler mit sehr begrenzten Mitteln, aber unbegrenztem bergsteigerischem Eifer unternommen wurde. Das flott geschriebene und hübsch illustrierte Buch zeigt, daß Unternehmungen dieser Art durchaus möglich sind, wenn sie genug sachkundig und sorgfältig vorbereitet werden. Der Satz de6 Textes entspricht geschmacklich nicht ganz der übrigen Ausstattung.

Das Haus der dunklen Krüge. Roman. Von

Gertrud Fussenegger. Otto-Müllex-Ver- lag, Salzburg. 564 Seiten.

Der Roman „Das Haus der dunklen Krüge' stellt eine Art sudetendeutsche, richtiger gesagt, deutsch-bömische Forsyte-Saga dar. Er schildert die Geschichte einer deutschen Brauerfamilie im Pilsen des späten 19. Jahrhunderts. Wer Deutschböhmen kennt, wird zugeben, daß die Autorin die Atmosphäre bestens getroffen hat Eine Atmosphäre, die eine Mischung verschiedenster Komponenten darstellt: eine bürgerliche Kultur, wie sie in dieser Art sonst nirgends in Österreich anzutreffen war. Reichtum, Fleiß, Korrektheit, Redlichkeit. Eine Kantigkeit, die die Sudetendeutschen sooft unbeliebt machte. Daneben viel Snobismus, der die kleinbürgerliche Abstammung übertrumpfen sollte. Die typische Gier des Reichen nach immer mehr Geld. Kenne Beziehung zur andern Nation des Landes, die höchstens erstaunt als eine quantity negligeable angesehen wird. Alle Personen zersetzt von einem liberalen Geist. Die böhmische Düsterkeit über allem, belastend, drückend, zerstörend. Kein Strahl echten Christentums, der diese Schwere aufheben könnte. Die Düsterkeit nur gelockert: einmal durch die versteckte Liebe zum alten Österreich, dem alle Menschen aus Böhmen sich zutiefst zugehörig wußten, und zum zweiten durch die schüchterne, kaum sichtbare Liebe der Gattin des Helden des Romans. Größe und Tragödie einer Familie, in ihrem Schicksal Spiegelbild eines Volkes. — Ein bedeutender Roman. DDr. Willy Lorenz

Der schwedische Publizist Aage Krarup Nielsen, Autor von „Kimono und Khaki", ist ein erfahrener Berichterstatter, der bereits 22 Reisebücher verfaßt hat. Nielsen hat sechs Monate in Japan verbracht und in Aussprachen mit maßgebenden In- und Ausländern Informationen gewonnen, die ein sehr lebendiges und unvoreingenommenes Bild der neuesten Entwicklung geben. Mit großem Freimut werden die Vor- und Nachteile erörtert, welche die alliierte Besetzung und Oberherrschaft dem Lande gebracht hat. Die gelockerte, fließende Darstellung wird durch interessante und technisch ausgezeichnete Bildaufnahmen ergänzt.

Eine Persönlichkeit besonderer Prägung ist die Französin skandinavischer Abkunft, Alexandra David-Neel, die 6ich als Kennerin Mittelasiens einen Namen erworben hat. Das Gebirgsland zwischen Tibet und dem inneren China, dem das Buch „Land der Is" gewidmet ist, wird von einem Hirtenvolk bewohnt, das, seiner Abstammung nach vom chinesischen verschieden, 6eine Eigenart und Unabhängigkeit bis in die neueste Zeit bewahrt hat. Das Buch i6t ungeachtet einer Fülle von historischem und statistischem Material anregend und lebendig geschrieben. Die Autorin ist auf ihren jahrelangen Asienfahrten Buddhistin geworden und hat als erste Frau die niederen Weihen eines Lama empfangen. Es sei dahingestellt, ob von hier aus die Distanz und Skepsis mitschwingt, die der Leser aus der Beurteilung der christlichen, vor allem der katholischen Missionen und ihrer Tätigkeit herausfühlt. Im übrigen erfreut auch hier das erlesene Bildmaterial. Carl Peez

Attila. Der Hunnenköndg von seinen Zeitgenossen dargestellt. Ein Beitrag zur Wertung geschichtlicher Größe. Von H. H o m e y e r. Walter de Gruyter, Berlin 1951. 238 Seiten, 3 Bildtafeln, Leinen.

Der dramatische Ablauf unserer eigenen Zeit mit dem kometenhaften Auftauchen zahlreicher umstrittener Führerpersönlichkeiten zeigt in seinem Rhythmus manche Ähnlichkeiten mit jenem fünften Jahrhundert, in dem der berühmteste der großen Barbaren, Attila der Hunnenkönig, an der Spitze begeisterter Gefolgsleüte und verängstigter „Mitläufer“ Europa faszinierte und terrorisierte. So erleben wir heute eine wahre Attilarenaissance. Fast gleichzeitig widmeten die Historiker E. A. Thompson, Franz Altheim und H. Ho- meyer dem Hunnenherrscher beachtenswerte Arbeiten. Homeyer läßt die Zeitgenossen selbst über Attila berichten. In sprachgewandter Übersetzung kommen griechische und lateinische Autoren zu Wort, ihre Darstellungen sind durch Einführungen und Kommentare geschickt ergänzt. Einige historische und ethnographische Schnitzer wird man dem Herausgeber und Interpreten nicht zu strenge ankreiden. Sie betreffen fast durchwegs Detailfragen, abgesehen von der in apodiktischer Form ausgesprochenen Behauptung, daß die Hunnen „keine Religion, ja nicht einmal einen primitiven Ahnenkult besaßen". Vielleicht hätte dem Attilabild der Heldendichtung größerer Raum gewährt werden können. Ho- meyers Büchlein ist jedenfalls lesenswert.

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