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Religiöses Schrifttum

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Der mündige Christ. Katholische Kirche auf dem Weg der Reifung. Von Josef Thome. Verlag Josef Knecht, Carolus-Druckerei, Frankfurt a. M. 192 Seiten.

Der Christ mündig? Kirche auf dem Weg zur Reifung? Ja! Freilich nicht jene Kirche, deren Seele bereits von der Heiligkeit des Ewigen durchsonnt ist, sondern die sichtbar in Menschengestalt durch diese Welt schreitet. Denn Immer sucht der Christ die Vollendung der Zeit, seiner Zeit, und mit ihm auch die Kirche, und immer ist es ein Klettern von Stufe zu Stufe, von der urtümlichen naiven Gemeinschaft und Gotteserkenntnis zum Individualismus, von diesem zum persönlichkeitsentwer-teten Kollektivismus und weiter ... wohin? Der heutige Christ sowohl wie auch die Kirche stehen vor einer gewichtigen Entscheidung und vor der ungeheuren Verantwortung, das nächste Ziel klar zu erkennen, wie es Gott in seiner gütigen Vorsehung dem Menschen gesteckt hat. Doch wird dieses Ziel und sein Erkennen nicht leicht in den Schoß geworfen, es erfordert harte Mühe und angespanntes Forschen. Es scheint sich anzubahnen als eine Verbindung und Vollendung aller früheren erlebten Stufen, in der die vollkommene Persönlichkeit in Freiheit und Verantwortung sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen hat. Dazu jedoch tut uns ein ernstes Besinnen auf die verflossenen Tage bitter not, auf das oft nur unbewußt besessene Gute sowohl als auch auf die Fehler und die Einseitigkeit, denen wir unterlegen sind. Nicht etwa wegen einer Klage oder Anklage, sondern damit wir den Weg besser erfassen, der vor uns liegt, damit wir den Mut zur Gnade, die uns auch in jeder Fehlerhaftigkeit gegeben ist, spüren und durch diesen Mut zum Wagnis des Christentums die Hand Gottes erfassen.

Dr. Karl Hermann

Ansprachen Pins' XII. an Neuvermählte.

Ubersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann. Verlag Habbel, Regensburg. 309 Seiten.

Das allein muß uns den gegenwärtigen Papst schon überaus sympathisch machen, daß er gleich seinem Vorgänger sich regelmäßig Zeit nimmt, die Neuvermählten, die nicht nur aus allen Teilen Italiens, sondern aus aller Herren Ländern kommen, zu empfangen, für sie immer wieder neue väterliche Worte zu finden und den jungen Paaren sogar ein kleines Andenken überreicht. Wieviel echt priesterliche Sorge und Liebe aus dieser Geste spricht! Echte Seelsorge des obersten Hirten! In dem vorliegenden Band sind nicht weniger als 41 Ansprachen enthalten, die der Heilige Vater während der ersten fünf Jahre seines Pontifikats vor Neuvermählten gehalten hat. In Pius XII. hat uns die göttliche Vorsehung den zum obersten Lenker der Kirche vorbereitet und erwählt, der immer schon die hohe Form der Rede meisterhaft pflegte. Auch die Ansprachen an die Neuvermählten tragen das klassische Kleid, das ihrem Inhalt vollkommen angepaßt ist. Es sind Perlen religiöser Redekunst. Ihr Stil ist glänzend, klar und gefeilt.

Jeder Ansprache ist eine kurze Inhaltsangabe in Kleindruck angefügt. Außerdem ist dem Buch ein praktisches Sachregister beigegeben. Eine sinnige Gabe für religiös aufgeschlossene Jungvermählte, wertvoll auch für Seelsorger.

Theodor B1 i e w e i s

Tedinique et Contemplation. Cinquieme Congres International de PsyAologie Reli-gieuse 1948. (Etudes CarmeJitaines.) Desciee de Brouwer.

Das Thema „Technik und Kontemplation“, das sich der 5. Internationale Kongreß für Psychologie und Religion im Jahre 1948 zu seiner Aufgabe gewählt hatte, deren verschiedene Bearbeitungen nun vorliegen, muß zunächst Verwunderung erregen. Selbst der Laie weiß ja, daß beide Begriffe wohl wenig miteinander zu tun haben können. Und klingt die Wahl gerade dieses Themas nicht erst recht wie eine Herausforderung, wenn man bedenkt, daß nichtmaterialistisch ausgerichtete Psychologen oder Männer der Technik und Physik, sondern namhafte Größen katholischer Theologie und Philosophie, beste Kenner karmelitischer Mystik, wie Lacombe, Massignon, Bruno und andere, daran beteiligt sind? Doch das Vorwort gibt über die Bedeutung des Themas Aufschluß. „Technik und Kontemplation — unter diesem Titel wurde untersucht, ob und wie weit es auch natürliche Voraussetzungen für die Kontemplation, gewisse „Methoden oder „Gebetstechniken“ gibt und umgekehrt, ob und wieweit die Kontemplation als Ursache oder Anlaß bestimmter Methoden angesehen werden kann. Entsprechend der verschiedenen Bedeutung des Begriffes „Kontemplation“ erfuhr auch das Thema eine differenzierte Behandlung. Zuerst wurde die Gebetstechnik der Hindu untersucht und ihre Bedeutung für die „philosophische Kontemplation“, dann das Problem von Kontemplation und Askese aufgerollt, ferner der Gebrauch und Wert bestimmter Betrachtungsmethoden innerhalb der katholischen Askese erörtert und zum Schluß eine Kontroverse über den vielumstrittenen Begriff der „erworbenen Beschauung“ angeschnitten und zu einem fruchtbaren Ende geführt. Der sowohl wissenschaftliche wie religiöse Wert der Darlegungen ergibt sich aus den Namen der Autoren selbst. Fraglos haben wir es hier mit edelstem Wissensgut und äußerst interessanten, tiefgründigen Forschungen zu tun, die es verstehen, in die subtilsten Gegebenheiten menschlichen Geisteslebens einzudringen und die feinen Zusammenhänge zwischen göttlichem Schenken und menschlicher Mitwirkung aufzuzeigen.

Univ.-Prof. Dr. Friedrich W e s s e 1 y

Neusiedl am See. Ein Beitrag zur Orts- und Kirchengeschichte des Burgenlandes. Von Josef Rittsteuer. Im Selbstverlag. 254 Seiten und 23 Lichtbilder.

Nach lokalhistorischen Aufsätzen legt der Pfarrherr von Kleinfrauenhaid die umfangreiche und interessante Gesamtgeschichte des bekannten Grenzstädtchens am Neusiedler See und von dessen näherer und weiterer Umgebung vor, übersichtlich und klar'dargestellt, freilich oft etwas weitschweifig, aber nicht isoliert und trotz einer erstaunlichen Fülle an Details nicht darin sich verlierend, sondern hineingestellt in die allgemeinen geschichtlichen Ereignisse, in die gerade dieser Grenzort stets hineingezogen wurde. Mit Bienenfleiß und Sorglichkeit ist das Material, zum Teil sogar erstmalig, aus Archiven'zusammengetragen und die einschlägige vielfältige Literatur ausgeschöpft worden, so daß eine beachtliche heimatkundliche Arbeit geschaffen erscheint, die den Leser von der Urgeschichte und der Römerzeit an über die verheerenden Einfälle und Durchzüge der mannigfachen Ostvölker in die eigentliche historische Zeit führt und dann in die nachfolgenden Perioden der Reformation, katholischen Restauration und des Barocks bis zum ersten Weltkrieg gründlich einweiht. Vorbildlich sind die 23 Lichtbilder, die allein schon einen guten Ein- und Uberblick gewähren. Da in dem Werk dazu eine Menge aufschlußreiches Material auch für die Kultur-, Wirtschafts- und Bevölkerungsgeschichte des Burgenlandes eingestreut ist, bildet es einen richtigen Beitrag zur hoffentlich bald kommenden Kirchen- und Landesgeschichte dieses jüngsten Bundeslandes,

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