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VON NEUEN BÜCHERN

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Robert Reininger: „Wertphilosophie und Ethik.“ W. Braumüller, Wien 1946, II. Auflage.

Das Werk des bekannten Wiener Philosophen steht ganz im Zeichen der Neukantianer, die die Ethik im Geiste Kants auszubauen versuchen. Eine von allen metaphysischen Voraussetzungen abgelöste Ethik ist ihr Ziel. Reininger begnügt sich in seiner Wertphilosophie vor allem mit der Feststellung dessen, was sie als Wissenschaft von den Werten im Wertbereich an Tatsachen vorfindet und welche Folgerungen sich aus diesen Tatsachen ergeben. Nietzsches Lehre von den Oberwerten spielt stark in die denkerischen Überlegungen unseres Philosophen hinein und wird denn auch zum Tenor seiner eigentlichen Ethik, die sich ihm aus der Frage nach dem Sinn des Lebens ergibt. Worauf es Reininger ankommt, ist die Vollkommenheit im Streben nach dem Ideal. Entscheidend für das Vervollkommnungsstreben muß das Motiv sein. Die Vervollkommnung darf nicht bloß Wunschziel, sondern sie muß vielmehr als Forderung erlebt sein, der, nach Kräften zu genügen, dann selbst schon eine Sinnerfüllung bedeutet. Der willensmäßige Zug tritt in diesen ethischen Definitionen sehr stark in Erscheinung. In dem Kapitel, das der Moral gewidmet ist, zeigt sich Reiningers Verbindung mit Kant besonders stark. Zu den feinsinnigsten Kapiteln des Buches gehört die Darstellung des Problems der Willensfreiheit, di Reininger ah Selbstbestimmung definiert. Der Philosoph bekennt sich in der erkenntnistheoretischen Untersuchung dieses Problems durchaus zum idealistischen Standpunkt.

Die Ethik, die er vorträgt, ist eine Persönlichkeitsethik und durchaus autonom. Es ist nur erstaunlich, daß der Philosoph auch heute im Angesicht des Zusammenbruches der Hybris des autonomen Menschen noch an die Möglichkeit einer solchen autonomen Ethik glaubt, zu einem Zeitpunkt, da sich die Menschheit mehr denn je wieder auf den viel strengeren Objektivismus eines theonomen sittlichen Ideals zu besinnen beginnt. Dr. Viktor S u c h y

..Selbsterkenntnis und Selbsterziehung,“ Von Franz Carl E n d r e s. Rascher Verlag, Züridi 1946.

Es muß ersdiüttern, daß diese sechs Basler Radiovorträge ernst genommen und ihre Drucklegung gewünscht wurde. Unklare Auffassungen über das Selbst und das Ich, ein total verfehlter .Persönlichkeitsbegriff, eine oberflädiiiche Auswertung der Jungschen Theorien — auf solchen Voraussetzungen läßt sich weder Psychologie noch Pädagogik aufbauen. Die Selbsterziehung wird in eine — verharmloste — Auseinandersetzung mit den Trieben verlagert und als ihr Ziel der „anständige Mensch“ genannt. Als das „letzte Rcfugium des Ich“ wird „ein kleines Stübchen in seinem Gefühlsleben“ gefordert. Religiöse Sicht fehlt völlig. Dr. R. Svoboda

„Hymnen an die Kirche.“ Von Gertrud von Le Fort. Vom Thomas-Verlag, Zürich, Schweiz, neu herausgegeben 1946.

Daß das Bedürfnis besteht, die „Hymnen an die Kirche“ neu herauszugeben, ist ein Beweis dafür, daß mehr als sonst in der geistigen Auseinandersetzung die Blicke der Menschheit auf die Kirche geriditet sind. Gertrud von Le Fort zeigt nun nicht so sehr das nach außen sichtbare machtpolitische Bild der Kirche, sondern sie geht den Weg von innen her, von jener geheimnisvollen Mitte aus, wo sich der Mensch mit Gott trifft und entscheidet.

Die „Hymnen an die^irche“ stellen dahar ein Zwiegespräch dar. Denn die Frage nach der Kirche beginnt nicht erst mit der Registrierung in einem Taufbuch, sie ist schon viel früher da; die Frage nach der Kirche bricht dort auf, wo die innere Stimme in der Seele laut wird. Die noch tief in sich selber gefangene Seele vernimmt diese Stimme zunädist in ihren eigenen Meditationen als staunendes und er-sdireckendes Innewerden der übernatürlichen, ihre eigenen Sdiranken sprengende Wahrheit und Liebe der Kirche. Es entspannt sich ein Kampf in der Seele, der mit der vertrauensvollen Hingabc der Seele an die übernatürliche Wahrheit und Liebe der Kirche endet. Nun erst, nadidem die Seele erkannt hat, daß die in der Welt in Erscheinung tretende Kirdie mit der innen laut werdenden Stimme identisch ist, ersteht das volle Bild der Kirche, des Wunders Gottes unter den Menschen, des unter den Völkern aufgerichteten göttlichen Zeichens. Das Erschrecken vor der Gebrechlichkeit der Kirche wandelt sich in Dank und Jubel und Hymnus.

So dürfte audi die Neuauflage der „Hymnen“ vielen um die Kirche Ringenden ein Wegweiser sein zu dem inneren, göttlichen Wunder, das die Kirche in ihrem Sdioße birgt. „Denn keiner, der dich fahren läßt, hat dich je erfahren.“

DDr. Claus Schedl

„Children learn English.“ Von Gertrud Knoll-Eisert. Mit Bildern zum Selbstbemalen von Leopold K n o 11. Verlag Karl Löffler, Wien.

Dieses Buch ist meines Wissens das erste, das sich unmittelbar auf Kinder bis zum 14. Lebensjahr einstellt und ganz für den Lebens- und Vorstellungskreis der Kinder geschrieben ist. Die Grammatik ist in einfachen, leiditfaßlichen Regeln entwickelt und in richtiger Reihe aufgebaut. Der wcsentlidie Vorzug des Buches liegt in den Geschichten aus der Welt der Kinder und reizenden, leicht erlernbaren Versen, die alles das an Wortsdiatz enthalten, was den Rede-und Lebensbedürfnissen eines Kindes entspricht. Auf eine Lautlehre und eine Lautschrift wurde bewußt verzichtet; für die Ausspradie sind nur Gedächtnisstützen gegeben.

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