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Die Wahrheit über die Ehe
Dieses Buch enthält die Wahrheit über die Ehe. Anzunehmen, wir könnten mit der Wahrheit nicht leben, ist nur ein Aberglaube. Die Hand des Jünglings von Sais hätte nicht geweiht sein müssen, als sie den Schleier vom Bilde der Wahrheit wegzog. Wäre sie nur eingeweiht gewesen, es hätte genügt, um den Schock zu verhindern, den ihr Anblick verursachte. So, wie dieses medizinische Werk geschrieben ist, in jenem, dem heutigen Wissensund Bewußtseinsstand entsprechenden Geist, der Körper und Seele als eine Einheit denkt, paßt und gehört es in jedes Haus, wo junge oder alte Eheleute, mit oder ohne großen oder kleinen Kindern leben. Man gebe es den großen Kindern, zu denen gewöhnlich auch noch die jungen Eheleute zählen, nicht einfach in die Hand. Ein Erfahrener lege seine Begeisterung dazu, die das Buch verdient, und die verhindern wird, daß die Lektüre irgendwo steckenbleibt.
Trotz seiner bewundernswerten wissenschaftlich-fachlichen Qualitäten beruht der Wert des Buches
— und das muß hier gesagt werden
— vor allem auf seiner christlichen Grundhaltung, auf der ethischen Auffassung von der Ehe, die überall, auch noch im scheinbar Nebensächlichen, spürbar ist. Ihr ist es zu verdanken, wenn beim Beschreiben des körperlichen Geschehens in der Ehe und den dabei unvermeidlichen Durchbrechungen von Tabus jedes Schockieren vermieden bleibt. Immer mehr begreift der Leser, daß auch die körperliche Liebe wie die seelische eine Tugend ist und eine Kraft, deren Wert sich nur im rechten Gebrauch offenbaren kann; daß es das „rein Körperliche“ gar nicht gibt, weil dieses immer eingebettet bleibt im seelisch-geistigen Bereich.
Auch das Kapitel „Ehekrisen und ihre Bewältigung“ ist in dem christlichen Geist geschrieben, den Goethe in seinen „Wahlverwandtschaften“ vertritt: „Wer mir den Ehestand angreift, hat es mit mir zu tun.“ Und er sagt dort von der Ehe: „Unauflöslich muß sie sein; denn sie bringt so vieles Glück, daß alles einzelne Unglück dagegen gar nicht zu rechnen ist.“ Daß die Aufgabe der Ehe mit der Aufgabe an den Kindern nicht erfüllt sei, daß überhaupt die reine Zweckhaftigkeit den Sinn der Ehe nicht erschöpfe, diese und viele andere so richtige wie geistreich begründete Ansichten des Verfassers sind imstande, Menschen, deren Ehe zu scheitern droht, Mut zu machen, um der Krise zu widerstehen.
Die Unterrichtsbehörde müßte es entschließen, dieses ausgezeichnete Werk für Aufklärungszwecke in unseren Schulen zu approbieren.
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