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ALTLASTEN IM OSTEN
Es ist in der FURCHE bereits öfter darauf hingewiesen worden, daß in den osteuropäischen Reformländern das Geld als Rohstoff des Finanzsystems in allen seinen Funktionen wirken muß, will man ein Banksystem für eine moderne Marktwirtschaft aufbauen. Geld senkt die Transaktionskosten und führt zu einer Stimulierung des Wirtschaftswachstums. Die in den zentralgeplanten Wirtschaften eingeschränkten Funktionen des Geldes müssen nunmehr zum Aufbau eines effizienten Banksystems restauriert werden.
Dies für sich wäre kein allzu großes Problem, die Sorge bereitet vielmehr das einzuschlagende Tempo dieses Vorganges: geht man zu restriktiv vor, vermeidet man also allzu übereifrig die Inflation, so besteht die Gefahr, eine Konkurswelle und damit die ohnedies rezessive Wirtschaft vollends in die Krise zu stürzen. Auf der anderen Seite ist eine zu nachlässige Wirtschaftspolitik wieder mit zu hohen Inflationsrisken verbunden.
In diesem wirtschaftlichen Umfeld kommt dem Finanzsystem daher eine besondere Bedeutung zu, indem in der täglichen Praxis ein Kompromiß zwischen Banken, Nationalbank und Unternehmen gefunden werden muß. Die entkapitalisierten Betriebe - und dies ist der Regelfall - können für ihre „Altlasten", die sie unter völlig anderen Umständen und Konditionen übernommen haben, keinen Zinssatz über der Inflationsrate zahlen (Realzinssatz), da die Zinssätze durch die Inflationsraten in schwindelnde Höhen getrieben werden. Ein negativer Realzinssatz bei gleichzeitiger Kreditplafondierung stellt einen der möglichen Kompromisse dar.
Eine weitere Beschränkung des Bankgeschäfts ergibt sich durch die noch immer unklaren Regelungen der Eigentumsstrukturen, worunter das neu zu entwickelnde Hypothekargeschäft notwendigerweise leidet, ganz abgesehen von Problemen der Preisgestaltung auf diesem unterentwik-kelten Markt beziehungsweise von dem dafür notwendigen Ausbildungsstand der nunmehr als Bankangestellten tätigen ehemaligen Planungsbeamten.
Der Geldmarkt ist, vor allem in einer Wirtschaftsumgebung, diedurch das institutionelle Auseinanderklaffen von Primärmitteln (Sparkassen) und Kreditvergabe (Banken) gekennzeichnet ist, von ganz essentieller
Bedeutung. Von diesem Interbanken-markt hängt die Effizienz der Alloka-tion von Geldmitteln ganz wesentlich ab. Diese Interbankenmärkte sind in den Reformländern Mitteleuropas zwar im Entstehen, doch ist die Abwicklung auf diesen Märkten zur Zeit noch schwerfällig.
Das Problem ergibt sich unter anderem aus der mangelnden Infrastruktur im Bereich der Telekommunikation und der EDV. So dauern Überweisungen im Inlandszahlungsverkehr noch immer drei bis fünf Wochen. Aber auch im Auslandszahlungsverkehr sind aufgrund technischer Schwierigkeiten zum Beispiel mit dem SWIFT-System große Verzögerungen gegeben, die nur teilweise auf unzureichendes Know-how der Bankangestellten zurückzuführen sind. Das nicht bewältigbare neue Problem stellt vielmehr die Anzahl, die Masse der täglichen Transaktionen in dieser neuen marktwirtschaftlichen Umgebung dar.
Ein weiterer Schritt hin zu einem modernen Finanzsystem ist wohl der Aufbau von Kapitalmärkten. In Ungarn und Polen, in letzterem allerdings erst seit 1991, gibt es bereits Ansätze, ihre Bedeutung für die Wirtschaft ist zur Zeit jedoch bescheiden.
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