7063967-1991_47_17.jpg
Digital In Arbeit

Aus der Geschichte kannn man lernen

Werbung
Werbung
Werbung

Man kann heute - im nachhinein - interessante Überlegungen über einen großen Dritten Weltkrieg anstellen, der bis zum Auftreten Gorbatschows durchaus im Bereich der Möglichkeiten lag. Inzwischen ist klar geworden, daß die Sowjetunion und mit ihr der gesamte kommunistische Einflußbereich vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch standen. Was wäre geschehen, wenn im Westen die starke pazifistische Strömung Erfolg gehabt hätte und es zu der einseitigen Abrüstung gekommen wäre, die von so vielen radikalen Gruppen, auch von ernstzunehmenden Staatsmännern, verlangt wurde?

Angesichts eines waffenlosen und reichen Westen hätten mit Sicherheit in Moskau jene Kräfte gesiegt, die zur Sanierung des eigenen wirtschaftlichen Konkurses einen militärischen Angriff auf diesen leckeren Westen vorgeschlagen hätten. Dort gab es ja alle Waren und Güter in Überfluß, die im Paradies der Arbeiter so hart entbehrt wurden.

Dort auch war das Knowhow zu finden, das technische Wissen, um alle Bodenschätze der UdSSR sinnvoll nutzen zu können.

Außerdem hätte eine siegreiche Invasion den Vorteil gehabt, die fatalen Maßstäbe eines hohen Lebensstandards auf der „anderen Seite" abbauen zu können. Die auf einen Sieg folgende Nivellierung zwischen Ost und West hätte sich für die kommunistischen Staaten äußerst günstig ausgewirkt.

Die großen und publizistisch begleiteten pazifistischen Propagandafeldzüge waren für eine solche Strategie bestimmt - und erst heute kann man feststellen, wie dringend nötig der Kommunismus eine solche gewaltsame Sanierung hatte.

Was wäre im Westen in einem System des „Realen Sozialismus" unter der Kontrolle der Roten Armee geschehen? Vor dem Hintergrund einer nun bekannt gewordenen Lebensrealität in den einst kommunistischen Staaten und in der Sowjetunion können sich westliche Staatsbürger davon nun eine Vorstellung machen.

Sosehr die Taktik der starken Demokratie Ronald Reagans mitunter irritiert haben mag, so sehr die fast theatralische Inszenierung des SDI-Programms ins Phantastische vorgestoßen sein könnte - die Geschichte hat ihren Erfolg bestätigt.

Eine ähnliche praktische Weisheit vermittelte schon der Ausbruch des mörderischen Zweiten Weltkrieges: Beim Aufkommen Adolf Hitlers war der Westen zwar damals auch vergleichsweise reich, jedoch militärisch ein Vakuum. Hitler erkannte dies rasch und nützte die Schwäche - die Folgen kennen wir.

Diesmal hat also der Westen die Schicksalsgunst für sich gehabt, und das wohl deshalb, weil aus der Geschichte gelernt werden konnte (was viele Kulturpessimisten verneinen).

Eine Lehre ergibt sich aber daraus auch für jene, die in der Phase der Konfrontation zwischen Ost und West, zu Zeiten des Eisemen Vorhangs und der Mauer, mit viel ehrlicher Emotion die falschen Ideen hatten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung