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Didaktisch und spannend

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Was diesen Konzertführer von den üblichen unterscheidet, sagt der Autor im „Grundsätzliches“ genannten Vorwort in bester und kürzester Formulierung:

Gelegentlich der Aufführung eines bestimmten Werkes ermöglicht die Lektüre des Werkkommentars rasche Information über die wichtigsten Spezifica der Komposition. Darüber hinaus wird die Kenntnisnahme des Kommentars über den Schöpfer dieses Werkes Nützliches zur Erfassung von dessen Personalstil vermitteln. Schließlich wird die Einführung zu den Zeit- und Regionalstilen jene Uberschau ermöglichen, die dem Stil eines Werkes und seines Meisters im Rahmen einer globalen Orientierung den ihm zukommenden Platz zuweist.

Schon dieses Vorwort aber ist für den Musikfreund ein äußerst lohnendes Studium, das ihn einerseits wissender und anderseits bescheidener macht in seiner Urteilsbereitschaft, weil es ihm nicht nur Bäume zeigt, sondern ihn behutsam auf den verschlungenen Wegen durch den Zauberwald führt. Über Personal-, Zeit- und Konventionsstil erwächst ein Ordnungsbild der Musik, das im allgemeinen doch ein ziemlich gültiges Werturteil ermöglicht über das Einzelwerk und seinen Schöpfer, was allerdings dem persönlichen Geschmack keinen Zwang auferlegen will und kann. Aber wenn uns beispielsweise die h-Moll-Symphonie von Schubert ganz besonders gefällt, werden wir durch den vorliegenden Stilführer unterrichtet, in welchen Personalstil, in welchen Zeitstil und Konventionsstil dieses Werk einzuordnen ist, mit anderen Worten: in welche Stufe der musikalischen Entwicklung es fällt, wie weit es generationsmäßig von uns entfernt ist.

Es liegt auf der Hand, daß diese Art von Musikführer schon Unterricht bedeutet, mithin Bildung schafft, die sowohl Werk als Interesse nicht mit dem verklingenden Ton aus dem Gedächtnis entläßt, vielmehr sie aufbewahrt als ein Kulturgut, als eine Waffe geistigen Überlebens.

Das Buch ist daher trotz seines gar nicht taschenbuchartigen Formates (man soll ja darin lesen, bevor man ins Konzert geht), außerordentlich empfehlenswert. Das profunde Wissen des Autors und seine einfache mitteilende Sprache, der kein Pathos und kein Schwulst anhängt, macht die Lektüre, einmal begonnen, überaus spannend. Wenn auch kein Mensch darin erschossen wird, hat es doch mit vielen Vorurteilen der Gewohnheit und des Nachbetens aufgeräumt, obwohl es, was der Autor ausdrücklich betont, das Hören nicht ersetzen kann.

DAS SYMPHONIEKONZERT. Ein Stüführer. Von Rudolf Klein. Verlag für Jugend und Volk, Wien-München. 384 Seiten, Preis 158 S.

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