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Nicht einseitig werden
Im übrigen ist die strukturpolitische Diskussion in Gefahr, einseitig zu werden, insoferne nämlich, als der Begriff ,.Strukturpolitik“ weithin ausschließlich unter dem Aspekt der Verwirklichung einiger weniger industrieller Großprojekte ausgelegt wird. So wichtig neue Impulse für die österreichische Industrie in Form der Installierung neuer Produktionszweige mit voraussichtlich großen Zukunftschancen auch sind, so sollte doch nie außer acht gelassen werden, daß die Chance Österreichs eher in der industriellen Spezialisierung und Veredelung liegt, so wie sie eindrucksvoll die Schweiz präsentiert. Derartiges ist aber durchaus nicht nur an das Vorhandensein riesiger Industrieanlagen gebunden, wohl aber an intensive Forschung und Entwicklung, an eine vernünftige Steuerpolitik und an kooperative Anstrengunigen. Selbst in vielen herkömmlichen Industriezweigen, auch bei Konsumgütern, liegt noch manche Möglichkeit brach, die Struktur dahin zu verbessern, daß das Angebot international wettbewerbsfähiger wird, etwa dank der stärkeren Berücksichtigung der modischen Note, dem Aufspüren neuer Verbraucherwünsche, der Anpassung an sich ändernde Geschmacksrichtungen usw. Hier kann Strukturpolitik ohne große Prätentionen getrieben werden, aber mit nachhaltigem volkswirtschaftlichem Effekt, auch in Richtung auf die sehr notwendige Verbesserung der Handels- und Zahlungsbilanz. Die Initiative hierfür müssen natürlich die einzelnen Unternehmen aufbringen, aber es gibt Möglichkeiten gezielter Förderung — und zwar ohne Investitionsdirigismus! —, die diesen Pro-teß beschleunigen könnten.
Die Verwirklichung alles dessen ist auch eine Frage der geistigen Einstellung — keineswegs nur der Unternehmer, sondern gerade auch der Regierung, des Parlaments, vor allem der Verwaltung und natürlich im weiteren Sinn der gesamten Öffentlichkeit. Die Entfaltung schöpferischer Kräfte setzt eine dem Schöpferischen freundliche Atmosphäre voraus. Das ist überall in der Welt so, wo sich in einer Ordnung in Freiheit Initiativen entwickeln können. Scheuen wir uns nicht, das Wort „unternehmerisches Denken“ zu zitieren. Heißt doch dieses Denken nichts anderes als weltoffen, zukunftsorientiert, ohne Scheuklappen sein, eine Kampfansage an die „Kleinkariertheit“ im Geist, an Neidkomplexe, an Verleidung jeder Freude an der Leistung.
Einige harte Wahrheiten müssen dazu ausgesprochen werden: Der Lebensstandard ist in jedem Lande die Frucht seines Leistunpsstan-dards. Darum sollte man die Leistung fördern und anregen — nicht nur steuerlich, sondern in der inneren Einstellung überhaupt. Ein großes, mächtiges Gebäude der sozialen Sicherheit braucht, das muß in diesem Zusammenhang gesagt werden, ein starkes wirtschaftliches Fundament.
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