Andreas Babler - © FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

SPÖ: Andreas Babler und die Päpste

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Ähnlich der Kirche propagiert auch der neue SPÖ-Chef Visionen und Ideale (policy). Wie das im Sinne von politics konkret umgesetzt und wirksam werden soll, bleibt offen. Ein Gastkommentar.

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Ähnlich der Kirche propagiert auch der neue SPÖ-Chef Visionen und Ideale (policy). Wie das im Sinne von politics konkret umgesetzt und wirksam werden soll, bleibt offen. Ein Gastkommentar.

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„Herren, seid gute Herren; Sklaven, aber seid gute Sklaven“: Diese von Paulus verwendete Formel – der „natürlichen“ Ordnung der Antike entsprechend – zeigt das Wesen der katholischen Soziallehre. Es ging Paulus – ebenso wie der Kirche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Rerum Novarum und Quadragesimo anno – nicht um eine politische Ordnung, also um politics, sondern um eine optimale Ausgestaltung der bestehenden Ordnung. Nur so können die Konkordate mit dem faschistischen Italien, dem nationalsozialistischen Deutschland und dem autoritären Österreich verstanden werden. Die Kirche unter Pius XI. und Pius XII. war nicht faschistisch geworden – sie war nur desinteressiert an der (Un)Ordnung der Diktaturen. Interessiert war sie nicht an der Freiheit der Bürgerinnen und Bürger, sondern an der Freiheit der Kirche.

August Maria Knoll sah in der Paulus-Aussage zur Sklaverei die „Grundsuppe“ der kirchlichen Soziallehre. Er formulierte das keineswegs als moralisierenden Vorwurf, sondern als Fügen der Kirche in die Grenzen, die sie zur Zeit des römischen Kaiserreiches ebenso vorfand wie unter den Diktatoren des 20. Jahrhunderts: Die Kirche war und ist keine Freiheitsbewegung, sie hat im Rahmen jeder herrschenden Ordnung soziales Verhalten einzufordern: Statt politics waren und sind policies gefragt; Sozialpolitik und nicht politische Revolution.

Fehlende Ecken und Kanten

Das äußert sich in den Wortmeldungen von Papst Franziskus zu den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten: Der Papst mahnt Frieden ein. Und weil niemand für Krieg oder gegen Frieden sein kann, gehen seine Wortmeldungen unter. Es fehlen die Ecken und Kanten, die nötig sind, sollen sie politisch Wirkung zeigen.

Der Vorsitzende der SPÖ, Andreas Babler, verhält sich so anders nicht. Hat er Schuldige an der Gewaltexplosion in der Ukraine oder im Nahen Osten benannt? Sein Schweigen fällt umso mehr auf, als er – von den Medien dem „linken“ Flügel seiner Partei zugerechnet – eigentlich den internationalen Charakter seiner Partei besonders betonen sollte. „Hoch die internationale Solidarität“ – das kann man eher auf unverbindlichen Che Guevara T-Shirts und in einer romantisierenden Sicht Fidel Castros erkennen, dessen Revolution eine Diktatur gestürzt und durch seine eigene ersetzt hat.

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