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Er war für den Nächsten da

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Es ist tragisch und traurig zugleich, im Jahr der Jubiläen Österreichs einen weiteren der Männer verlieren zu müssen, die in Staat und Kirche Entscheidendes zum Weg unseres Landes beigetragen haben. Am späten Nachmittag des 18. August verstarb im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien Fritz Eckert im 70. Lebensjahr.

Mit dem Namen Fritz Eckert verbindet sich in der Politik die Erinnerung an den Mann, der von Julius Raab, zu dessen engsten Vertrauten er zählte, berufen wurde, an der Gründung und dem Aufbau des österreichischen Wirtschaftsbundes mitzuwirken. Er zählt zu den Männern der ersten Stunde der ÖVP.

Neben seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für Österreichs Wirtschaft als Generalsekretär und späterer Vizepräsident des österreichischen Wirtschaftsbundes sowie als Geschäftsführer des Wirtschaftsverlages wirkte er seit 1949 im Bundesrat, dessen stellvertretender Vorsitzender und ÖVP-Fraktionsob-mann er von 1957 bis 1973 war.

Das Wirken Fritz Eckerts war lebenslang von einer innigen Verbundenheit von christlichem Apostolat und politischer Verantwortung getragen; ein Engagement im öffentlichen Leben, das ihn bereits in der Ersten Republik kennzeichnete, als er zu den Mitarbeitern von Leopold Kunschak und zu den persönlichen Freunden von Leopold Figl zählte.

Für sein Bekenntnis mußte er nach

1938 schon im sogenannten ersten „Prominententransport" nach Dachau, Zeiten härtester politischer Verfolgung erleiden und nur der Einmarsch der Alliierten rettete ihn vor dem Fallbeil, welches noch seinen Traupriester Kaplan Heinrich Meier traf. Für Fritz Eckert war politischer Ein-

fluß nicht Selbstzweck, sondern Auftrag für den Nächsten da zu sein. So war er um die Anliegen der Wirtschaftstreibenden ebenso besorgt, wie er Verständnis für die Sorgen der Arbeitnehmer hatte. Er lebte in seinem Wirken die soziale Partnerschaft vor und suchte

- von der leidvollen KZ-Zeit geprägt -das Gespräch mit den politisch Andersdenkenden über Fraktionsgrenzen hinweg auch dann noch, als das Ende der Koalitionszeit schon gekommen war.

Fritz Eckerts Vaterlandsliebe war stets mit einer beispielsgebenden Glaubenstreue verbunden. Der junge Reichsbündler war ein Förderer des Kolpingwerkes geworden und im CV wie im MKV aktiv, wo er viele Freunde, auch unter den Jungen, hatte, die er bis zuletzt immer förderte.

Er war ein Freund vieler in der Kirche, deren Mission ihm ein besonderes Anliegen war. Papst Johannes XXIII. ernannte Eckert - als ersten und einzigen österreichischen Politiker - zum päpstlichen Geheimkämmerer, was alle seine Nachfolger bestätigten.

Der von Kirche und Staat im In- und Ausland Höchstausgezeichnete hat nahezu bei jeder Ehrung betont, daß im Leben eines Menschen, besonders eines Politikers, das Hosianna und das Cru-cifige dicht nebeneinander liegen. Auch er hat es erlebt.

Als er in das Alter der Ernte seiner Lebensarbeit trat, brach plötzlich eine von ihm jahrzehntelang zu wenig beachtete Krankheit aus, die ihn monatelang ans Bett fesselte. Seinen Leidensweg hat Fritz Eckert mit jener Glaubensstärke getragen, die ihn stets auszeichnete, und auch im Hinübergehen ein Beispiel geben lassen, mit dem wir ihn nicht vergessen werden.

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