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Erben Biafras

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Gewährsleute mit guten Beziehungen zur Umgebung maßgeblicher Schwarzafrikaner wissen für manche außerafrikanische Kräfte wenig Erfreuliches über afrikanische Entwicklungstendenzen zu berichten. Frankreich, ein auf seine afrikanischen Interessen besonders bedachtes Land, miuß seine Beziehungen zu schwarzafrikanischen Ländern verbessern, aber auch Präsident Nixon macht diesbezügliche Anstrengungen. Bei der Gestaltung ihrer Beziehungen zu Schwarzafrika haben die Vereinigten Staaten jetzt den Vorteil,, durch ihre Haltung im Bürgerkrieg in Nigeria in den Augen Schwarz-afrikas weniger belastet zu sein als andere Länder. Fast alle schwarz-afrikanischen Staaten betrachten schon im Interesse der Integrität ihrer eigenen Länder jede Hilfeleistung an Biafra als „auf die Zerreißung Afrikas abzielende Machinationen" und bezeichneten Frankreich mit Recht oder Unrecht als das an der Zerstörung Nigerias am meisten iTKteressierte größere Land. Unter Afrtkakennem gilt ja Nigeria, das fortgeschrittenste Land Schwarzafrikas mit einem Viertel der afrikanischen Ge&amitbevölkerung, als der wirksamste Faktor einer potentiellen Afrikaeinigung, welche früher oder später auch die aus dem französischen Kolonialbereich hervorgegangenen Staaten, die heute mit Paris eng verbunden sind, einschließen würde.

Diese Länder hat Frankreich heute nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisdi sehr fest in der Hand. Bekanntlich stehen in Südfrankreich 20.000 Mann französischer Truppen, die innerhalb von 24 Stunden in airikannsche Staaten geflogen werden können, ständig bereit, um Frankreich genehme Regienungen an der MadTrt zu halten. Journalisten zufolge hausen im nominell unabhängigen Staat Tschad französische Truppen sogar im Parlamentagebäude. Angesichts solcher „fester Bindungen" und der großen Anziehungskraft eines geeinten Nigeria auf ganz Schwarz-afrdka ist es nicht erstaunlich, wenn die Behauptung von Schwarzafrika-nem, Frankreich habe auf die Zerreißung Nigerias hingearbeitet, geglaubt wird.

Die Bumdesrepublik Deutschland hat zwar im Bürgerkrieg in Nigeria nicht formell für die Sezessionisten Partei ergriffen, doch haben unter dem Einfluß einer massiven Propaganda dort nicht wenige Persönlichkeiten und Organisationen öffentlich ihre Sympathien für die Ostprovinz ,3ia-fra" bekundet und sie mehr oder wendiger sichtbar unterstützt. Heute gehen weitblickende und auf eine Verbesserung der Beziehuogen zwischen Bundesrepublik und Schwarzafrika bedachte Leute dazu über, das verlorene Terrain zurückzugewinnen. Die Reise Pompidous isn fünf aus dem französischen Kolonialreich hervorgegangene schwarzafrikandsche Staaten zeiigt, wie sehr man sich in Paris um eine weitere Verbesserung der Position bemüht. In den letzten zwölf Jahren hat Frankreich weit mehr als eine Milliarde harter Franc in sein eins’rges afrikanisches Kolonialreich hineingepumipt. Aus verschiedenen Gründen ist trotzdem der Anteil des französischen Außenhsm-detts mit diesen Ländern stark zu-rückigeganeen. Die französische Präsenz in Schwarzafrika ist auch durch die sehr großen WaffenWeferumgen Frankreichs an Südafrika belastet, die trotz eines von der UNO ver-häini«:ten Embargos weiter verstärkt werden. Fast die gesamte schwere Bewaffnung der südafrikanischen Armee stammt aus Frankreich, dem größten Waffenexporteur in Europa. Das macht sogar den USA Sergen, wo man der Ansicht ist, daß sich die Aufrüstung Südafrikas keineswegs im antikommunistiischen Sinn auswirkt, da sie bewirken dürfte, daß sich zum Ausgleich verschiedene sehwarzafrikaniische Staaten früher oder später an kommunilstische Großmächte um Waffenlieferungen wenden.

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