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Afrikas arm-reiche Kinder
lieh unentwickeltes Land wie Israel in ihre Reihen aufzunehmen.
Trotz alledem I
Das 15jährige Israel erweckt in seinen Bürgern das Gefühl eines unerfahrenen Kindes, das vor so schwerwiegende Probleme gestellt wird, wie sie nicht einmal ein reifer Mann lösen
kann. Fast möchte man meinen, daß diese Probleme die Bürger Israels zu pessimistischen und tragischen Menschen formen müßte. Doch gerade das ist nicht der Fall. Israelis sind verhältnismäßig lebensfreudiger als die Bürger europäischer Staaten des Wirtschaftswunders. Man hat nicht soviel Langeweile, denn dazu ist der Exi-
stenzkampf zu schwer. Man wundert sich oft, daß manches gelingt, das man nur als Wunder betrachtet hat, und stellt jedes Jahr an Israels Nationalfeiertag (Jon Atzma'uth) fest, daß wieder ein Jahr vergangen ist, der Staat immer noch besteht und trotz allen pessimistischen Prophezeiungen die Lage sich weiter verbessert hat.
Was über den afrikanischen Kontinent verbreitet wird, sind meistens Legenden. Afrika ist geographisch, aber nicht ethnographisch ein Kontinent. Der Teil zwischen den beiden Wendekreisen, das schwarze, tropische Afrika, unterscheidet sich vom braunen Afrika im Norden und vom schwarz-weißen im Süden mehr als Süd- von Nordamerika oder Indien von China. Nur von diesem Teil Afrikas soll hier die Rede sein.
Selbst dem Fremden fallen unter diesen 18 0 Millionen die unendlichen Verschiedenheiten in Gestalt, Farbe und Gesichtsformen auf. Man begegnet allen Köpfen, von ausgesprochen skandinavischem Schnitt bis zu affenähnlichen Formen, allen Farben von hellbraun bis pechschwarz, allen Größen von den fünfviertel Metern der Pygmäen bis zu den doppelt so großen Watussi, die nicht weit voneinander wohnen.
Auf diesen 20.000 Quadratkilometern gibt es alle Arten der Natur, von Gletschern bis zum Sumpfland, von Gegenden, in denen Wasserarmut zu Mord und Totschlag führt, bis zu jenen, in denen der Verkehr sich nur auf Flüssen und Seen abspielt. Um den Kilimandscharo herum gibt es 60 Klimata, vom Hochgebirge der Schweiz bis zur Riviera Italiens.
Die neue Bürokratie
Die Länder sind reich, nur die Völker sind arm, und wir werden sehen, warum. Die Naturschätze unter und über der Erde sind unermeßlich. Gewiß gibt es auch weite öde Strecken, denen keine Machtsucht von Führern die Voraussetzungen der Selbständigkeit geben kann. Nigeria und Kongo haben so gut wie alles, von den Mineralien der Erde bis zur Wasserkraft, die von den Höhen herabstürzt, aber Mali, Mauretanien, Somalia haben so gut wie nichts. Somalia ist zu neun Zehntel Wüste, aber es hat sich mit Britisch-Somaliland vereinigen müssen, das auch zu neun Zehnteln Wüste ist, und möchte jetzt ebenso öde Stücke aus Abessinien und Kenya herausreißen. Und weil die Engländer sie darin nicht unterstützen, wird ihr Konsulat demoliert.
Sind also die 27 neuen Staaten wirtschaftlich lebensfähig? Die drei ostafrikanischen Kolonien Englands, der Kongo, das französische Kolonialgebiet waren so reich, daß sie angeblich sogar „ausgebeutet“ werden konnten. Durch Balkanisierung wird die Wirtschaft pulverisiert. Es gibt mehr Präsidenten-, Minister-, Bot-
Das Antlitz des neuen Afrikas
schafter- und Beamtenposten, um die sich Kämpfe entspinnen, die die Wirtschaft lähmen. Man vergleiche nur die Paläste, Statuen, Ministerialgebäude mit der Einfachheit der „ausbeuterischen“ Kolonialverwaltungen und warte ab, ob Kostspieligkeit Qualität erzeugt. Jedenfalls müssen 27 Staatsapparate zwangsläufig ärmer sein und bleiben als vier oder fünf Gebiete, deren Wirtschaft sich innerlich ausgleicht. Nach Ansicht Kimbles, die er kürzlich in einem Interview des bekannten U. S. News & World Report aussprach, gibt es im schwarzen Afrika nur fünf wirtschaftlich lebensfähige Staaten.
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