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Es geht auch mit wenig Geld

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Mit einem eindeutigen Ja beantworteten in einer Umfrage 50 Wissenschaftsjournalisten aus fünf Kontinenten die Frage, ob kleine Länder wie Österreich in Forschung und Wissenschaft Spitzenleistungen vollbringen könnten. Keineswegs in allen Fällen verlangen große Leistungen den Einsatz großer Geldmittel. Der finanzielle Aufwand komme meist erst als Folge potenter wissenschaftlicher Ergebnisse und Entwicklungen.

Giancarlo Masini vom Mailänder „Giornale Nuovo“ meinte: „Die landläufige Vorstellung, daß nur kostspielige Labors in der Forschung zum Ziel führen, muß revidiert werden. Nicht nur Einstein hat uns deutlich gemacht, daß großartige weltverändernde Erkenntnisse oft nicht mehr brauchen als ein Blatt Papier und einen Bleistift.“

Für Masini ist es das „geistige Klima“ eines Landes oder einer Region, in der Menschen aufwachsen, das bestimmend wird auch für wissenschaftliche Leistungen einzelner. In Österreich sieht er alle Voraussetzungen für Spitzenleistungen gegeben: „Große Tradition von Wissenschaft und Humanität...“ Der Reichtum, mit dem kleine Nationen arbeiten können, betonte auch Nicolas Skrotzky vom französischen Fernsehen, „sind das Know-how und kluge Köpfe.“

Als Modell wollte der ägyptische Journalist Assem Abdal Mohsen vom „Middle East Magazine“ und vom „Al-Iktissad Al-Arabi“ Österreich verstanden wissen. „Die Alpenrepublik ist für die Länder der Dritten Welt ein Modell. Ein kleines Land, das durch den Krieg zerstört wurde und aus eigener Kraft - nicht zuletzt mit Hilfe seiner wissenschaftlichen Potenz - den Aufstieg schaffte, kann für die Entwicklungsländer viel eher Vorbild sein als die Großmärkte.“

Betont wurde - besonders von den UN-Vertretern William R. Ross Wat-terson, New York, und Kazuo Tsushima, Genf, sowie vom EG-Vertreter

Ernst Bock, Brüssel - die Notwendigkeit der Kooperation kleinerer Staaten auf jenen Gebieten, die einen Großeinsatz finanzieller Mittel fordern. Hier müßten auch Schwerpunkte gesetzt werden, wie dies in Europa in der Hochenergiephysik (CERN in Genf) sowie in der Molekularbiologie (Europäisches Laboratorium für Molkularbiologie in Heidelberg) bereits geschieht. Forschungsergebnisse sollten jedoch nicht nur gemeinsam erreicht, sondern in gemeinsamer Anstrengung auch vermarktet werden.

Die Befragung ergab einen interessanten Einblick auch in den Be-kanntheitsgrad österreichischer Wissenschafter. Mehr als zwei Drittel der Journalisten konnten auf Anhieb Namen aus Forschung und Wissenschaft nennen. Eindeutig an der Spitze steht dabei Sigmund Freud. Aber auch der Psychotherapeut Alfred Adler, der Physiker Ludwig Boltzmann, der Bienenforscher Karl Frisch, der Philosoph und Wissenschaftslogiker Karl Popper und der Physiker Ernst Mach sowie der Verhaltensforscher Konrad Lorenz gehören zum geläufigen „Bekanntenkreis“ der Wissenschaftsjournalisten. Es tauchten in den Antworten sogar Namen auf, die selbst der österreichischen Öffentlichkeit keineswegs so geläufig sind: etwa der Volkswirtschafter Josef Alois Schumpeter, der Physiker Wolfgang Pauli und der Historiker Karl Uhlirz.

Ein Detail am Rande: Österreich leidet offensichtlich an Identitätsmangel und wird in anderen Kontinenten oft mit „deutsch“ oder auch „Deutschland“ gleichgesetzt. Junge • Journalisten aus Pakistan, Nigeria und Korea meinten: „Österreichs Wissenschafter werden bei uns als Deutsche angesehen. Auch große Künstler wie Schubert und Mozart.“ Nach Meinung der Journalisten wirbt Österreich noch zu wenig mit seinen Leistungen in Kunst. Kultur und Wissenschaft um eine starke Profilierung.

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