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Ethik-Versuche
Franz Furger, Moraltheologe in Luzern, legt zwei Bücher vor, an denen weder Fachleute noch christliche Laien vorbeikommen werden. Das erste, „Was Ethik begründet”, diskutiert die beiden moraltheologischen Ansätze der Deontologie und der Teleologie. Die deontolo-gische Begründung ethischer Normen geht aus von sittlichen Prinzipien ohne Rücksicht auf die Folgen, während der teleologische Ansatz gerade die Folgen und die Absicht einer Handlung mitberücksichtigt. Die katholische Moral wird beide Ansätze in einer Synthese verarbeiten müssen.
Eine solche Synthese legt Furger im zweiten Buch vor: Seine „Ethik der Lebensbereiche” will bewußt Entscheidungshilfen geben aufgrund von Normen, aber auch unter Berücksichtigung der Absichten und Folgen einer Handlung. Der Autor greift darin alle wichtigen Fragen (Gesundheit, Bildung, Beruf, Sexualität, Partnerschaft, Familienplanung, Schwangerschaftsabbruch, Organspenden, Sterbehilfe, Todesstrafe, Rüstung/Abrüstung, Umweltschutz, Gerechtigkeit, Frieden, Kirche-Staat usw.) auf.
Furgers Bücher sind ausgewogen in ihrer Argumentation, auch andere Standpunkte als die des Autors kommen zu ihrem Recht. Konkrete Probleme werden ehrlich angegangen, Vorschläge — nicht Gebote oder Verbote — zu ihrer Lösung gebracht.
Der Band 102 der Reihe „Quaestiones disputatae” beschäftigt sich mit dem interdisziplinären Gespräch zwischen Moraltheologie und Exegeten, indem verschiedene Autoren der Frage nach der „Ethik im Neuen Testament” nachgehen.
Wie die vielen Weisungen des Neuen Testaments ethisch-normativ umzusetzen sind, ist eine schwierige Frage, noch viel schwieriger ist die nach ihrer heutigen Bedeutung. Moraltheologen (Franz Furger, Franz Böck-le) und Neutestamentier (Rudolf Schnackenburg, Paul Hoffmann, Wilhelm Egger, Gerhard Lohfink) befragen das Neue Testament auf seine ethisch relevanten Normen, insbesondere die Bergpredigt und die Paulus-Briefe. Ein erfreulicher Sammelband, der auch moralisch-theologische Argumente für aktuelle Fragen der Gegenwart anbietet.
„Modelle christozentri-scher Ethik” stellt der Mainzer Johannes Reiter historisch (etwa 1930 bis zum II. Vatikanum) „in systematischer Absicht” dar. Mit dem Ausblick auf den Umbruch zur Zeit des Konzils wird deutlich, daß eine vorwiegend christozentrische Begründung der Moral dort an ihre Grenzen stößt, wo einerseits die menschliche Seite der Sittlichkeit in Theologie aufgehoben und anderseits die Moraltheologie unver-mittelbar zu werden droht.
WAS ETHIK BEGRÜNDET. Von Franz Furger. Benziger-Verlag, Einsiedeln 1984, 116 Seiten, kart., öS 265,20.
ETHIK DER LEBENSBEREICHE. Von Franz Furger. Verlag Herder, Freiburg 1985. 280 Seiten, kart., öS 265,20.
ETHIK IM NEUEN TESTAMENT. Von Karl Kertelge (Hrsg.). Verlag Herder, Freiburg 1984,214 Seiten, kart., öS 351,40.
MODELLE CHRISTOZENTRI-SCHER ETHIK. Von Johannes Reiter. Patmos-Verlag, Düsseldorf 1984, 247 Seiten, kart., öS 351,40.
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