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Zur vierten Konzilssession

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Alle vorliegenden Bücher haben Entscheidendes zu dem vielschichtigen Problem „Der Christ in der modernen Welt“ zu sagen und geben so eine gute Hilfe zum tieferen Verständnis eines Teils der Fragen, die in der jetzigen Sitzungsperiode des Konzils behandelt werden. Wir können leider auf sie nur kurz hinweisen, obwohl jedes von ihnen eine ausführliche Auseinandersetzung vverdienen würde.

Sartorys Buch ist aus einer Sendereihe des Südwestfunks entstanden. Die Fragen der Hörer werden in vier Problemkreise eingeteilt: Krise der Bekenntnisse, Krise der Kirchen, Krise des Gottesglaubens und Bindung und Freiheit. Auf die echten Fragen und Probleme der Briefschreiber versucht Sartory nicht fix und fertige Antworten einer überholten Apologetik zu geben, sondern die Anliegen in ihrem innersten Kern zu verstehen und von da her Lösungen aufzuzeigen. Diesen selben Geist atmen auch die vier Vorträge anglikanischer Theologen. Sie behandeln offenherzig und verständnisvoll, moralische, psychologische, historische und intellektuelle Einwände gegen das Christentum.

„Siebzehn Antworten von Publizisten und Theologen auf eine zeitgemäße Herausforderung“ lautet der Untertitel der Festschrift für den lutherischen Bischof Hanns Lilje. Und tatsächlich, die Herausforderung sprengt die engen Grenzen der Konfessionen — was übrigens auch Sartory feststellen mußte —; die Fragen gehen tief an die Wurzeln des Christentums und die Antworten zeigen, daß die verschiedenen Bekenntnisse weite Strecken gemeinsam gehen können. Um nur einige Themen zu nennen: Moderner Humanismus (H. J. Baden), Ideologie und Naturwissenschaft in der Sowjetunion (H. R. Rapp), Bertolt Brecht (K. L. Tank), Christliche politische Ethik (A. Seeberg), Religiöse Sprache (W. E. Süßkind), Massenmedien (W. Hess), Ökumenismus (H. H. Walz) und Tod (H. Schomerus). Interessante Antworten auf die Herausforderung der Zeit.

Das Heil der anderen, der Heiden, der Atheisten, der Nicht-mehr-Gläu-bigen: eine brennende Frage für jeden, dem klar wurde, wie klein eigentlich die Anzahl der wirklich Gläubigen ist. Anita Röper versucht darauf eine allgemeine Antwort vom zentralen Begriff der subjektiven Implikation her zu geben. H. R. Schlette untersucht eine konkrete Gruppe der „anderen“, die nichtchristlichen Religionen und das Selbstverständnis des christlichen Glaubens angesichts dieser Religionen. „Philosophisch-kritische Überlegungen zur Vielheit der Religionen“ schickt er dem Hauptteil voraus. Es ist erstaunlich, welche Fülle von Einsichten der Verfasser in dieser kurzen Einführung bringt!

Das Problem von Krieg und Frieden ist nicht nur ein politischdiplomatisches, sondern auch — und vielleicht in erster Linie — ein religiöses. Deshalb wird der Christ gut daran tun, zu fragen, was denn die Offenbarung über den Frieden lehrt. Eine ausgezeichnete Hilfe dazu bietet ihm die ausführliche Untersuchung von Comblin. Der Verfasser analysiert zunächst den Friedensbegriff im Alten, dann im Neuen Testament und kommt zu dem Schluß: „Das Christentum mißt dem Krieg keinen Wert an sich bei. Es gibt keinen heiligen Krieg... Die Bibel offenbart keine Politik des Friedens, die auf Institutionen und Gesellschaftsformen anwendbar wäre. Aber sie schafft Menschen des Friedens ... Menschen, die zu allererst in ihrer inneren Struktur völlig erneuert sind, und zwar durch ihre Versöhnung mit Gott... Darum besteht das Neue des Christentums darin, eine Menschenart zu begründen, die auf die Gewalt verzichtet und die, indem sie die Politik einer entzweiten Welt auf den Kopf stellt, den Frieden durch den Frieden sucht.“

Der erste Band der Aufsätze von dem berühmten Dominikanertheologen Congar behandelt Themen des geistlichen Lebens. „Ordensleute, Priester und Laien“, sagt das Vorwort, „werden darin kräftige und echte Nahrung für ihr Leben der Vereinigung mit Gott und ihren Brüdern in Jesus Christus, unserem Herrn, finden können.“ Einige Titel: „Bibel und Wort Gottes“, „Die Barmherzigkeit, höchstes Attribut Gottes“, „Christus offenbart Gott“, „Der Heilige Geist in der Kirche“, „Die Eucharistie und die Kirche des Neuen Bundes“, „Leben in der Welt und Leben im Herrn“, „Glaube und Handeln“ und kurze Studien zu Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Albert dem Großen, Thomas von Aquin und Tauler. Ein nicht geringer Vorteil dieser Aufsätze: Sie verbinden tiefe Gelehrsamkeit mit einer schönen klaren Sprache.

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