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Europa - Kontinent im Rampenlicht

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Europas Geschichte und Gegenwart, die politischen Entwicklungen und Tendenzen auf unserem Kontinent, sein Verhältnis zu anderen Erdteilen sowie die Beziehungen europäischer Nationen untereinander sind die Themen einer Vielzahl vor kurzem erschienener Bücher. Wir präsentieren hier eine kleine A uswahl:

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Europas Geschichte und Gegenwart, die politischen Entwicklungen und Tendenzen auf unserem Kontinent, sein Verhältnis zu anderen Erdteilen sowie die Beziehungen europäischer Nationen untereinander sind die Themen einer Vielzahl vor kurzem erschienener Bücher. Wir präsentieren hier eine kleine A uswahl:

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Sozialdemokratie in Europa

Sozialdemokratie hat drei Wurzeln: Aufklärung und Rationalismus. Revolution und Demokratie, soziale und vor allem wirtschaftliche Gleichheit. Vom Konservativismus unterscheidet sich die Sozialdemokratie durch ihr Festhalten an Demokratie in allen Lebensbereichen, vom Parteiliberalismus durch die verlangte Verklammerung von Politik und Wirtschaft. Christdemokraten stehen der sozialdemokratischen Praxis näher als Konservative und Liberale.

Das sind ein paar Grundaussagen aus dem jüngsten Buch, das der Politikwissenschafter Anton Pelinka über Sozialdemokratie in Europa geschrieben hat.

Zu den Stärken dieser auf weite Strecken hin allgemein lesbaren Darstellung gehören viele instruktive Tabellen und Schaubilder über Mitglieder- und Wählerstrukturen in den verschiedenen Ländern Europas, Organisationsdichte, Verflechtung mit Gewerkschaften, Verhältnis zu den Kirchen („Das sozialdemokratische Kernmilieu und das kirchliche Kernmilieu sind voneinander zu weit entfernt . ..” , S. 66), Frauen usw.

Sicher unterbewertet wird „big busi-ness” in der Parteifinanzierung, wenn man darunter auch gemeinwirtschaftliche und gewerkschaftliche Unternehmungen versteht.

Pelinka, der mit diesem Buch „nicht für die Sozialdemokratie werben (aber) schon gar nicht gegen die Sozialdemokratie einnehmen” will, sieht die Zukunft der Sozialdemokratie davon abhängig, ob es ihr gelingen wird, im Widerspruch zwischen Macht und Prinzipien die Balance zuhalten.

Dem Aspekt „Kirche und Sozialdemokratie” hat der Linzer Historiker Josef Aussermair Band 10 der Schriftenreihe des Boltzmann-Instituts mit der Darstellung des Bundes der religiösen Sozialisten gewidmet, der zwischen 1926 und 1934 in Österreich die ersten Brücken baute: eine seriöse Arbeit, die die Schwierigkeiten auf beiden Seiten, aber auch das ehrliche Bemühen schildert und der im Vorwort von Weihbischof Kuntner attestiert wird, daß sie gerade durch die Aufhellung historischer Ereignisse „einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dieser Versöhnung leistet”.

SOZIALDEMOKRATIE IN EUROPA. Vo.n Anton Pelinka. Verlag Herold. Wien 1980. 200 Seiten. öS 168.

KIRCHE UND SOZIALDEMOKRATIE (Der Bund der religiösen Sozialisten 1926-1934). Von Josef Aussermair. Europaverlag. Wien, 239 Seiten. öS 188,-

Spanien und Europa

Als Originalausgabe erschien bei dtv eine überaus reizvolle und interessante Anthologie zum Verhältnis zwischen Spanien und Europa, die das jahrhundertelange Für und Wider dieser Beziehungen in eindrucksvoller Weise widerspiegelt. Das Bändchen enthält 45 Texte von politischen Schriftstellern. Reisenden. Historikern und Kulturkritikern, zur Hälfte aus Spanien, die übrigen aus den verschiedensten europäischen Ländern.

Ein Beitrag Grillparzers („Mit-Lei-den an Spanien”) und Salvador de Ma-dariagas („Wien - Hauptstadt Europas?”) lassen auch speziell die österreichisch-spanische Komponente nicht zu kurz kommen. Ausgezeichnet die Einführung des Herausgebers, ausgewogen und informativ die kommentierenden Einleitungen zu den einzelnen Beiträgen, -of-

SPANIEN UND EUROPA. Stimmen zu ihrem Verhältnis von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Hans Hinterhäuser. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 1979. 369 Seiten. öS 107.60.

Europa und die Dritte Welt

Die Feststellung des niederländischen Historikers Ger van Roon ist nicht von der Hand zu weisen: „In unseren Theorien und Modellen legen wir oft unbewußt europäische Maßstäbe und Verhältnisse zugrunde, wenn wir Lösungen für außereuropäische Probleme vorschlagen.” Ebenso wahr ist: Gerade was die Problematik der Beziehungen Europas zur Dritten Welt anlangt, besteht ein zunehmendes Bedürfnis nach ausgewogener Information, zumal der Eurozentrismus eine objektive Beurteilung der außereuropäischen Entwicklungen ja erschwert. Van Roons wissenschaftliche Arbeit hilft hier sicher mit, Lücken zu schließen.

Sehr gut gelungen sind das einführende Kapitel über „Imperialismus, Kolonialismus und Dekolonialisie-rung” ebenso die Darstellungen über die Beziehungen Europas zu den einzelnen Regionen der Dritten Welt. Mehr Klarheit und f Ausgewogenheit hätte man sich aber bei der Beurteilung der sowjetischen Interessen in Asien und Afrika im Kapitel „Kalter Krieg und Dritte Welt” gewünscht. Schließlich nennt der Autor ja auch die Zielsetzungen der amerikanischen Politik in der Dritten Welt deutlich beim Namen.

B. B.

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