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Freier Dialog in der Kirche

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Ehrungen xmd Auszeichnimgen von kirchlichen oder ihr verbundenen Institutionen machen verlegen. Sie würden wohl mißverstanden, wenn in ihnen einUrteU ausgesprochen wäre, das mit aller Unzuläng-Uchkeit nur dem eigenen Gewissen mögUch ist, das aber vor allem der Gerechtigkeit und der Gnade Gottes vorbehalten ist.

Wenn ich nach dieser Vorbemerkung meiner Freude xmd meinem Dank für die Verleihxmg dieser Medaille Axisdruck gebe, so vor allem im Hinweis axif die damit ausgezeichnete Tätigkeit. Ich bin dank-

bar xmd es freut mich sehr, daß mit dieser Axiszeichnung die Bedeutung von Bildxmg, Unterricht xmd Erzie-hxmg xmd das Wirken für sie anerkannt wird.

Ich bin dankbar xmd es freut mich, daß damit eine Tätigkeit anerkannt wird, die nicht xmmittelbar im Dienst der Kirche, sondern in Wahr-nehmxmg eines berxif Uchen Auftrages erfolgt; es wird eine Tätigkeit axisgezeichnet, die getragen ist von der Sorge um die MenschenbUdung,

xmx das Gelingen eines sinnvollen Lebens, um die Entwicklxmg der je eigenen Persönhchkeit, xmi die Hu-manisierxmg des Lebens in Gesellschaft und Staat.

Wenn die Arbeitsgemeinschaft kathohscher Verbände diese Tätigkeit auszeichnet, so tut sie das im Glauben xmd in der Überzexigxmg, daß im Auftrag, sich zu bilden xmd für die Bildxmg des anderen besorgt zu sein, ein Axiftrag des Schöpfers an den Menschen vorÜegt, der mit der Botschaft des EvangeUums korrespondiert.

Ich möchte die Auszeichnxmg als Aufruf xmd Herausf ordertmg sehen, von dieser Sorge nicht abzxilassen. Wer für Menschenbildxmg Partei nimmt, mxiß gleichzeitig gegen Vor-xjrteU xmd gegenseitige Stigmatisie-rxmg Partei ergreifen. Wer für Bildung Partei ergreift, muß gleichzeitig für Grundsatztreue, für Gewissenhaftigkeit xmd Gewissensfreiheit eintreten, für die Anerkennxmg des Menschen als Zweck seiner selbst xmd gegen alle Tendenzen seiner Instrumentalisierung.

Das scheint mir nicht nxir für xmsere gegenwärtige Gesellschaft, sondern mindestens in gleicher Weise für die Kirche bedeutsam. Gemeint ist die Sorge für den offenen xmd freien Dialog, für gegenseitige Achtxmg und Liebe. Gemeint ist die Absage an vorurteilshafte Verurteilung, an instnmientalisie-rende Indienstnahme, an positioneile Festlegxmg, die dem Menschen in seiner Würde nicht gemäß ist. Kein Geringerer als Kaitlinal Joseph Ratzinger hat daraxif hingewiesen, daß Menschenrechte manchmal gegen den Widerstand der Kirche

„Man darf sich vom Menschen kein Bild machen, um ihn danach zu formen“

erkämpft werden müßten, daß heute aber die Kirche das entscheidende Bollwerk gegen ihre Mißachtung sei xmd sein müsse.

Christlich orientierte Anthropologie weiß ebenso wie eine dem Menschen gerecht werdende Bil-dxmgstheorie, daß man den Menschen als Person nicht axif eine Rolle festlegen darf. Man darf sich vom Menschen kein Bild machen, xim ihn danach zu formen. Der Mensch ist auf die unendhche Wahrheit bezogen, nicht axif eine Position eingeschränkt.

„Unus est vester Magister“ (einer ist euer Lehrer), so sagt das Herren-wort in der HeiUgen Schrift. Keiner von uns hat das Recht, für seine persönliche Position Nachfolge zu verlangen. JeÜer aber hat das Recht xmd die Pflicht, jene xmendüche Wahrheit in seiner indixdduellen Persönlichkeit nachzubilden.

Was damit als pädagogische Askese in der Erziehung gemeint ist, sollte in der Kirche als Achtxing voreinander, in besonderer Form gegenseitiger Liebe deutlich werden.

Der heute mit der Kardinal-Opi-ho-Rossi-Medaille Geehrte verbindet mit seinem herzlichen Dank die Bitte und die Hoffnxing, daß der Mensch, das heißt, jeder Mensch, in seiner Ebenbildlichkeit mit dem Allerhöchsten überall und jederzeit anerkannt werde; daß Menschenbildung als je einmahge Verwirklichung dieses Urbildes sich der besonderen Sorge durch die Kirche erfreuen kann, damit Menschenbü-dxing die Absicht der Pädagogik bleibe oder wieder werde.

Der Autor ist Ordinaritia iür Pädagogik an der UnventtätWiau

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