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FREIRAUM FÜR DIE KONJUNKTUR-LOKOMOTIVE

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Der Europäische Gemeinsame Wirtschaftmarkt rückt immer näher. Wie sieht der steirische Handelskammer-Präsident und Unternehmer Franz Gady die Chancen der heimischen Wirtschaft?

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Der Europäische Gemeinsame Wirtschaftmarkt rückt immer näher. Wie sieht der steirische Handelskammer-Präsident und Unternehmer Franz Gady die Chancen der heimischen Wirtschaft?

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Obwohl Franz Gady erst eineinhalb Jahre HK-Präsident ist, hat er vieles in Bewegung gebracht, wenn auch nicht immer zur Freude aller Beteiligten. Aber er ist ein dynamischer Typ, der gerne Sachen in Bewegung setzt, wie eres in seinen Betrieben erfolgreich bewiesen hat. Er scheut auch nicht unkonventionelle Mittel, und bereits sein erster Auftritt ließ aufhorchen: „Alle Kammern müssen um 30 bis 50 Prozent effizienter werden, wenn wir unsere internatinale Wettbewerbsfähigkeit sichern wollen", meinte Gady. „Dazu gehört auch, daß wir die richtigen Dinge machen und die Dinge richtig machen. Und auf diesem Weg haben wir noch so manchen Ballast abzuwerfen".

Ein solcher Ballast aus der Sicht der Wirtschaft ist die Beseitigung gesetzlich bedingter Hemmschuhe: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft müssen deutlich erweitert werden. Die Gewerbeordnung gehört entrümpelt und die verfilzte Bürokratie durchforstet. Ich habe keine Sorge um die Zukunft unserer Betriebe, wenn man sie nur effektiver und besser arbeiten lassen könnte, und nicht andauernd durch Reglementierungen einengt. Wir müssen viel beweglicher werden!"

Und bei dieser Beweglichkeit müsse man halt auch in nicht alltäglichen Bahnen zu denken beginnen, meint der HK-Präsident. „Allein, wenn ich daran denke, daß es mir gelungen ist, die Mittagssperre der Geschäfte und die Fremdenverkehrsregelung ohne Änderung des Kollektivvertrages neu zu regeln, dann sieht man doch, daß es möglich ist!" weist er bereits erfolgreich abgehakte Projekt auf.

Die Politiker müßten daher alles unternehmen, um diese Rahmenbedingungen wirtschaftsgerecht und -freundlich zu gestalten.

Ein weiteres Anliegen für Gady ist das Vorantreiben der Privatisierung: „Das Privatisierungspotential des Landes Steiermark beträgt nach vorsichtigen Schätzungen mindestens fünf Milliarden Schilling, wenn Firmen, Beteiligungen, Landeswohnungen und nicht benötigte Liegenschaften veräußert werden."

Außerdem müße sich die öffentliche Hand auf ihre ureigenen Aufgaben beschränken, deponiert Gady. „Die Konkurrenzierung privater Unternehmungen durch öffentlich geführte Betriebe in Gemeinde, Land und Bund, die aufgrund ihrer geschützten Stellung nicht auf die kostengünstigste Aufgabenerfüllung achten müssen, ist den privaten Unternehmungen gegenüber unfair."

Als Beispiel führt der Unternehmer die Gemeinden an: „Von den steirischen Gemeinden werden über 400 Gewerbeberechtigungen ausgeübt. Eine obersteirische Industriegemeinde hat allein 21 Gewerbeberechtigungen, von denen sie 19 auch aktiv ausübt. Eine Reihe dieser Leistungen könnte sofort von privaten Unternehmungen erbracht werden, meiner Meinung nach kundenfreundlicher und überdies besser!"

Um die Zukunft der steirischen Wirtschaft macht sich Gady wenig Sorgen, wenn man die Rahmenbedingungen wie angeführt verbessert: „Die Steiermark entwickelte sich 1990 zum bundesweiten Konjunkturschrittmacher. Unser Bruttoinlands-Zu-wachs lag mit 7,3 Prozent erheblich über dem Bundesdurchschnitt von 4,6 Prozent", bericht Gady nicht ohne Stolz. „Denn ich sehe nicht nur die EG und den EWR, ich sehe den Wirt-schafts-Großraum Europa, und dazu gehören auch unsere Nachbarstaaten im Süden und Osten. Diese Über-grenzgeschäfte haben viel zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Die einzige Gefahr sehe ich im Verdrängungswettbewerb um die Standorte, vor allem auf dem Kaufhaussektor. Aber sonst laufen die Vorbereitungen für diesen neuen Markt recht gut, viele steirische Betriebe nutzen bereits jetzt die Zeit für vorbereitende Marktmaßnahmen in diesem Zukunftsmarkt".

Noch ein halbes Jahr will Gady seine Kraft der HK widmen. Dann will er sich wieder mehr um seine Betriebe kümmern. „Zur Zeit führt mein Bruder die Geschäfte, sonst hätte ich mich nicht so intensiv um die Neugestaltung der Handelskammer kümmern können. Aber ich glaube, daß es ungemein wichtig ist, daß ein HK-Präsident fest im Wirtschaftsalltag verankert ist!"

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