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Freiheit, die sie meinen!
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, und daß während des Krieges der freie Nachrichtenaustausch zwischen den Nationen unterbunden und die Pressefreiheit innerhalb der einzelnen Länder eingeschränkt werden mußte, hatte man, wenn auch unter Protest, zur Kenntnis zu nehmen. In welchem Umfang man aber auch heute noch, fünf Jahre nach Kriegsende, bestrebt ist, durch Einschränkungen aller Art das Volk in gefügiger Unwissenheit zu halten und das Anknüpfen freundschaftlicher Bande zwischen den Völkern zu verhindern, erfährt man aus einer Aufstellung von „Associated Press“. Das Ergebnis ist bedrückend: in einem Gebiet, das etwa ein Viertel der bewohnten Erde umfaßt, ist heute noch der freie Nachrichtendienst durch staatliche Maßnahmen gehemmt. Daß hiebei die Regierungen der extremen Linken, also Rußland und seine Satelliten neben1 dem kommunistischen China, die Spitze halten, ist bekannt. Aber auch in Spanien, Portugal und Argentinien steht es mit der Pressefreiheit nicht zum Besten. Eine strenge Zensur wird auch in Burma, Ägypten und Persien geübt. In Griechenland sind die Einschränkungen erheblich, und auch der junge Staat Israel, von dem man annahm, daß er das Paradies freien Menschentums werden wird, enttäuscht, denn er hat eine recht autoritäre, fast noch kriegsmäßige Presseführung. Auf Zypern und in Erythräa haben die Engländer Maßnahmen getroffen, mit denen sich die Labourregierung im eigenen Lande sehr unpopulär machen würde, und der südafrikanische Minister erklärte gegenüber Zeitungsvertretern freimütig er werde Nachrichten, die ihm nicht passen, einfach nicht weitergeben lassen.
Als vor kurzem in Westdeutschland das Anti-Schmutz- und Schundgesetz vorbereitet werden sollte, ging ein Rauschen durch den Blätterwald. Vom Verein der Kindergärtner bis zum PEN-Club protestierte alles, was mit Literatur, Erziehung und öffentlicher Meinung irgendwie zu tun hatte. Man war gegen den Sdiutz der Jugend vor den Fäulnisprodukten profitgieriger Unternehmer. — Daß die Freiheit der öffentlichen Meinung auf einem Viertel der Erde nicht nur bedroht, sondern schon liquidiert ist, spiegelt sich, in bescheidenster Aufmachung, in einer kurzen Statistik des amerikanischen Nachrichtenorgans, deren Ziffern die „New-Yorker Staatszeitung“ wiedergibt.
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