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Golfkrieg: Die GewalÜawine rollt
Die Lawine, die Saddam Hussein losgetreten hat, ist im Rollen. Ihre Gefährlichkeit Wird mit zunehmender Dauer des Golfkrieges der Weltöffentlichkeit deutlich bewußt.
Dank an George Bush und jene, die schließlich doch nicht die Ap-peasement-Politik gewählt haben, steht in US-Zeitungskommentaren der Frage gegenüber, ob dieser Krieg - von Polizeiaktion ist nirgends die Rede - ein „gerechter" sei.William Pf äff folgert in der „International Herald Tribune" nach Anwendung der traditionellen Kriterien für einen gerechten Krieg, daß das militärische Vorgehen gegen Irak „nur beinahe" gerecht sei.
Saddam Hussein, der am Sonntag im irakischen TV zu sehen war, reagiert mit gewohnter Grausam-
keit: Er werde den USA und ihren Alliierten so große Verluste wie mög-lich zufügen, sogar auf Kosten von 100.000 Irakis. Psychologisch versucht der Diktator die USA mit der öffentlichen, völkerrechtswidrigen, niederträchtigen Behandlung der Kriegsgefangenen zu zermürben.
Die dürren, zensurierten Erfolgs-Kampfberichte der ersten Woche beider Seiten zeigen - wie FUR-CHE-Korrespondent Schraga Har-Gil aus Tel Aviv analysiert -, daß den Alliierten die Schaffung eines „reinen Himmels über Kuweit und Irak" nicht gelungen ist. Saddam Hussein verfüge noch über seine gesamte Luftwaffe, die er - so Har-Gil - teils in unterirdischen Hangars, teils im Iran versteckt habe. Die Boden-Luft-Raketen-Basen konn-
ten nur teilweise neutralisiert werden. Noch steht ein militärisches Kommunikationssystem im Irak, auch die Abschneidung Husseins von der Öffentlichkeit ist nicht gelungen: Der Diktator benützt intakte Lokalsender. Die „Republikanischen Truppen" des Irak konnten durch verheerende Bombardements nicht zermürbt werden.
Saddam hat sich aber auch verrechnet: Der Aufstand der arabischen Welt ist bisher nicht erfolgt, wenngleich es im Iran Anzeichen einer massiven Volksbewegung für den (schiitischen) Irak gibt - nicht unter Führung der Regierung, sondern des fanatischen früheren Innenministers Ali Akbar Mohtasche-mi. Die PLO hat noch keinen Finger für Saddam gerührt. Syrien hat Jor-
danien wegen dessen Saddam-Freundlichkeit kritisiert. Die gefährlichen Moslembruderschaften haben in Ägypten bisher von großen Demonstrationen gegen den „Amerikafreund" Mubarak abgesehen.
Jetzt stehen einander US-Überlegenheit und langer Atem der Irakis gegenüber. Saddam Hussein erweist sich als Kriegsverbrecher. Dem Roten Kreuz sind in Bagdad die Hände gebunden. Es spricht von Opfern, deren Zahl „gemessen an den ungeheuren militärischen Mitteln sehr hoch sein muß". Das Dossier (Seiten 9-11) geht der Frage nach, ob es nach der Gewalt- und Haßorgie in einer Post-Saddam Golfregion wieder Frieden geben kann.
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