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Bomben auf Israel
Die fortwährenden Drohungen Saddam Husseins, im Falle eines Krieges mit den USA und ihren Verbündeten sofort auch Israel miteinzubeziehen, werden in Israel sehr ernst genommen. Der Hauptgrund liegt nicht nur in der Persönlichkeit des Bagdader Diktators, sondern auf dem Boden historischer Tatsachen: Seit 1948 hat der Irak an drei Kriegen gegen Israel teilgenommen: 1948,1967 und 1973.
In Israel wird angenommen, daß der Irak gegenwärtig eine Streitmacht gegen Israel von zwei bis zu zehn Divisionen (insgesamt verfügt seine Armee über 50 Divisionen), entsenden kann. Diese Divisionen müßten allerdings zunächst die Entfernung von 500 Kilometern zurücklegen, da die äußerste Westgrenze des Irak von der Ostgrenze Israels so weit entfernt ist. Dabei müßten diese Divisionen zunächst in Jordanien Position beziehen, und da es sich dabei vor allem um Panzer-Divisionen handeln würde, dürfte eine gewisse, aber nicht allzu lange, Zeitspanne zwischen dem Verladen der Panzer, dem Durchqueren der Wüste bis zur Angriffsposition vergehen - eine Zeitspanne, die die israelische Luftwaffe ausnützen könnte.
Eine zweite Möglichkeit für einen irakischen Angriff besteht natürlich von der Luft aus. Obwohl der Irak durch Luftangriffe Israel empfindlichen Schaden zufügen kann, wären Schläge dieser Art weniger bedrohlich als die Kriegsaktionen von zehn Divisionen. Hier sind zwei Variationen - oder beide zugleich - denkbar:
• Ein Raketenbeschuß durch die „El-Hussein"-Raketen, die aus den russischen „Skud" weiterentwikkelt wurden und deren Radius 600 Kilometer beträgt, also Ziele in Israel erreichen können.
• Aber näherliegender wäre eine Bombardierung durch die irakische Luftwaffe. Allerdings müßten in diesem Falle die Flugzeuge in der Luft aufgetankt werden, wozu zwar die Iraker imstande sind, jedoch nur ein kleiner Teil der Flugzeuge ein derartiges Manöver durchführen kann. In Israel nimmt man an, daß ein derartiger Schlag vielleicht am Anfang einer einmaligen irakischen Initiative stehen und zum Beispiel das Saddam Hussein: Atomkraftwerk in Dimona zum Ziel haben könnte, um sich für die Zerstörung des irakischen Reaktors 1981 zu rächen. Aber man bezweifelt, ob die irakische Luftwaffe längere Zeit Bombardierungen durchhalten kann.
Die gefürchteten chemischen Waffen, also Giftgase, Senf- und Nervengase, wurden von seiten des Irak im Krieg mit dem Iran an zwei
„Fronten" eingesetzt: an der unmittelbaren Kriegsfront und in einem anderen Fall im kurdischen Städtchen Halabdscha, das dadurch weltbekannt wurde. Es ist unklar, inwieweit Saddam diese Waffe tatsächlich gegen Israel einsetzen wird, denn er weiß nur zu gut, daß die Reaktion Israels verheerend wäre. Andererseits hat ein Angriff auf Israel für ihn den politischen Vorteil, einige arabische Staaten von ihrem Bündnis mit den USA abzusprengen und die öffentliche Meinung in der arabischen Welt zu seinem Vorteil zu beeinflussen.
Die gefährlichste Waffe Saddams scheint zur Zeit die biologische zu sein. Laut „New York News Day" bestünde die Möglichkeit, daß „98 Prozent der Bevölkerung durch ein einziges Flugzeug im Laufe von drei bis fünf Tagen vernichtet werden können".
Was die Atom-Waffe Iraks betrifft, nimmt man in Israel an, daß eine solche sich derzeit nicht in den Händen des Irak befindet. 1981 vernichteten die Israelis den irakischen Atom-Reaktor und stoppten dadurch für Jahre dessen Weiterentwicklung. Trotzdem versucht der Irak, auf anderen Wegen, mit Hilfe europäischer Fachleute, eine Atom-Waffe zu entwickeln, die jedoch kaum einsatzreif sein dürfte (US-Präsident George Bush denkt anders darüber).
Eine weitere Option, die sich Saddam Hussein gegen Israel anbieten könnte, ist Jordanien. Abgesehen von einem Durchmarsch irakischer Divisionen bis zur Westgrenze des Jordans und der Jordan-Senke, könnten - wie es bereits im vergangenen Jahr einige Male der Fall war - Sabotage-Trupps von Jordanien aus nach Israel eindringen, was dem Land schwer zu schaffen machen würde.
So gesehen hat Saddam Hussein mehrere Möglichkeiten, gegen Israel vorzugehen. Er stellt jedenfalls heute eine todernste Bedrohung für Israel dar.
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