6930253-1982_26_07.jpg
Digital In Arbeit

Kein Ende im Golfkrieg ?

Werbung
Werbung
Werbung

Zehntausende Gefallene, zwei Millionen Flüchtlinge, total zerstörte Städte, 50.000 irakische Kriegsgefangene in Iran, rund 15.000 Iraner in Kriegsgefangenenlagern im Irak — so sieht eine erste Bilanz des irakisch-iranischen Krieges aus. Doch das Blutvergießen könnte weitergehen: Vorige Woche kündigte der iranische Parlamentspräsident Rafsandja-ni den baldigen Einmarsch der Streitkräfte in den Irak an. Und Revolutionsführer Khomeini erklärte, „der Weg nach Libanon geht nur über eine irakische Niederlage”.

Der vom irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein angekündigte Rückzug seiner Truppen von allen besetzten iranischen Territorien genügt der Teheraner Führung nicht: sie fordert vom Irak Reperationen in der Größenordnung von 150 Milliarden Dollar, darüber hinaus aber auch die Bestrafung Saddam Husseins, die Beseitigung des Baath-Regimes in Bagdad und die Einsetzung einer „islamischen Regierung”.

Siegestrunken nach der Rückeroberung von Khoramschar meinen die religiösen Eiferer in Teheran offensichtlich, ein Einmarsch im Irak könnte für die iranischen Soldaten zu einem Spaziergang werden. Doch da könnten sie sich gewaltig täuschen. Interessant, was dazu ein israelischer Militärexperte zu sagen hat:

Wie General Yehoshua Saguy, Leiter des israelischen militärischen Nachrichtendienstes der „Jerusalem Post” zufolge erklärte, stehen im Irak 13 von 15 Divisionen einsatzbereit — und das trotz der schweren Verluste in den letzten Monaten. Sicher sei: Ihre Kampfmoral werde steigen, wenn sie inmitten ihrer eigenen Bevölkerungheimatlichen Boden gegen ausländische Aggressoren zu verteidigen hätten.

Saguy meint außerdem, daß es zur Zeit keine nennenswerte innere Opposition gegen das amtierende Regime unter Saddam Hus-' sein gebe. Und j e deftiger das amtliche Teheran gegen den Präsidenten wettere, desto enger würden sich dessen Untertanen um das Regime scharen.

Das Khomeini-Regime könnte aus seinen militärischen Siegesräuschen erweckt werden, wenn Erfolge künftighin ausbleiben. Das erscheint umso wahrscheinlicher, wenn man weiß, wie die „Triumphe” vom März- bis Mai-Ende zustande gebracht worden sind: Teheran hat Menschen und Material ohne Rücksicht auf Verluste in die Schlacht geschickt, neun- bis 15jährige Knaben in ihren Schulklassen ausgehoben — und die letzten Dollars der Staatskasse.

Die OPEC-Ministerkonferenz in Abu Dhabi hat Teheran des offenen Vertragsbruches bezichtigt Das Khomeiniregime verdoppelte willkürlich die ihm zugesagte OPEC-Erdölförderungsgrenze von täglich 1,2 Millionen Barrel und verkaufte das Faß unter dem OPEC-Limit von 34,5 Dollar zum Dumpingpreis von 20 Dollar.

Mit diesem Geld konnten die ärgsten Versorgungs- und Roh-stofflücken Persiens gestopft beziehungsweise das für den Endsturm auf den Irak erforderliche Kriegsmaterial gekauft werden.

Abgesehen von (augenblicklichen) syrischen und libyschen Sympathien — jene Algeriens, Süd-Jemens und der PLO fallen nicht ins Gewicht — erfreut sich das Khomeini-Regime keiner nennenswerten internationalen Zuneigung. Anläßlich der Blockfreienvorkonferenz in Havanna haben von 96 Mitgliedsstaaten 95 für Blockfreien-Gipfel im irakischen Bagdad gestimmt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung