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Graz in Wien

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Im Hauptraum der Wiener Secession gastieren derzeit bis zum 26. November sieben jüngere Mitglieder der bekannten Vereinigung „Forum Stadtpark Graz“, die aus der steirischen Hauptstadt Bilder, Graphiken und Objekte mitgebracht haben. Ihre Ausstellung schließt an die der oberösterreichischen Künstlervereinigung MAERZ an, die- sich bereits vor dem Sommer mit einigen ihrer Mitglieder in Wien vorgestellt hatte.

Der bekannteste von den jungen Forum-Leuten ist wohl Cornelius Kolig, der hier wieder mit einigen Objekten, aber auch mit im Siebdruck verfremdeten Photographien und einigen Werkzeichnungen vertreten ist. An seiner Science-fiction-Bastelwelt orientiert sich auch Norbert Nestler, der neben einem Beispiel von Tumeszenz und Detu-meszenz („Die Staffeleien wachsen aus“) mit seinem „Pharisäerraum“ auch ein technoides, wenn auch primitives Ambiente zu bauen versucht hat. Rainer Verbizh strahlt in seinem Zelt — einem schwarzen Plastikzelt — Kunststoffschnüre mit fahlem Licht an (eine keineswegs neue Sache), und Erwald Wolf-Schönach zeigt sogenannte Addierbilder und Arbeiten, deren rudimentäres und vereinfachtes Gegenständliche der Gebrauchsgraphik am nächsten steht.

Von den Objekten wirken die von Jeanne Rebeau am stärksten. Sie stehen stark in der Nachfolge von Duchamp und Man Ray, durch die raffinierte und dekorative Verwendung von technischen und tierischen Materialien sind aber hinter Sinn-und Zwecklosigkeit, dem Gag, sinnliche Reize und Faszination zu spüren. Dada als Kunstgewerbe. Stelen und Basisentwürfe als Monumentalarchitekturskizzen und verselbständigte Detailzeichnungen einer zweckentfremdeten Scheinarchitektur zeigt Ferdinand Penker, während die Arbeiten eines achten Ausstellers — Friedrich Panzers —, Kartonplastik-Mobiliar, durch den harten Zugriff von Möbelpackern beschädigt, der Ausstellung fernbleiben mußten.

Vielleicht die stärkste Begabung der Ausstellung dürfte Peter Gerioin Hoffmann, zumindest, gewesen sein. Hoffmanns ausgestellte Bilder weisen in dem Zeitraum von 1968 bis 1972 zwar die Beeinflussung durch die jeweils gängigen Moden von Cobra (Alechinsky) bis zum Pop und zum Neo-Photo-Realismus auf, zeigen aber doch in einigen früheren Arbeiten — dem „Sieg“, „Fahrt mit dem Traktor“, „Wir wissen nichts“, „Ich liebe Ornamente“ — Ursprünglichkeit und Lebendigkeit, während die Arbeiten der letzten Jahre eine für ihre Form gefährliche Flüchtigkeit demonstrieren. Eine informative Ausstellung, an der auch der informative Katalog hervorgehoben werden muß.

Bis zum 18. November sind in der Galerie Würthle Zeichnungen Paul Floras zu seinem neuen Buch „Der bürgerliche Wüstling“ zu sehen, die in ihrer Gesamtheit die Weiterentwicklung Floras zu einem plastischeren Zeichenstil unterstreichen. Dichte und schwächere Strichlagen schaffen nun eine graphisch reichere Instrumentierung, das Atmosphärische nimmt zu. Damit hat sich Floras Graphik neue Möglichkeiten und Probleme erschlossen.

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