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Rainer, Bottoli, Eisler
Auch in seiner Graphik hat Arnulf Rainer, der bemerkenswerterweise im Gespräch für eine Professur an der Akademie der bildenden Künste sein soll, nicht immer den Nihilismus der Antikunst des Dada vertreten. Das zeigen seine ersten Blätter in der Ausstellung seiner Radierungen, die in der Graphischen Sammlung Albertina in der Reihe „österreichische Graphiker der Gegenwart“ — die ein immer fragwürdigeres Programm entwickelt — zu sehen sind.
Als sie — darunter das „Tabernakel“ — entstanden, hatte sich Rainer, nach seinen autodidaktischen Anfängen im Umkreis der Wiener Schule, dem Surrealismus, den Mikrostrukturen und dem Tachismus, zeitweilig mit anderen, konstruktiveren Versuchen zugewendet. Daher zeigen sie in sperrigen, gebündelten Linien noch reinen, einigermaßen angestrengten Formwillen, der sich in den geometrischen Bezügen ausdrückt. 1961 folgten dann allerdings die graphischen Entsprechungen zu seinen „Übermalungen“, die „Überdeckungen“, aus deren radikaler Antikunst, die Tabula rasa mit der Bild-weit machen wollte, sich dann eine erneute Bezugnahme auf den Gegenstand ergab, die sich allerdings nur in den Titeln der an und für sich undifferenzierten und recht monoton strukturierten Blättern, zeigte. Nahezu Gleichförmiges wurde durch Benennungen, wie „Berg“, „Hügel“, „Acker“, „Land“, „Heu“, evokativ zugeordnet und assoziativ für den Betrachter gebunden.
Damit entstand bei Rainer ein naiver und primitiver Expressionismus, der aber ebenfalls auf dem Boden Dadas stand. Das beweisen auch die ab 1969 entstandenen Arbeiten, die etwas straffer in der „Handschrift“ mit Farbe und Gefälligkeit liebäugeln und echt frühexpressionistische Titel wie „Aufschwung“, „Schwung“, „Schiff“ und „Fahne“ tragen. Einige Radierungen um 1967 bezeugen auch Rainers Kenntnisnahme von der Bildnerei der Geisteskranken und die Ergebnisse seiner Experimente mit Drogen und Rauschmitteln. In den letzten Jahren hat sich seine Gestikulation mit der Kaltnadel, im Gefolge seiner photographischen „Facefarces“, auf die Zinkklischees von Photographien verlagert, die ihn grimassierend oder
sich verrenkend als „Body-Art“-Mann zeigen.
Damit schließt er konsequent wieder an den romantischen Nihilismus der Übermalungen an und führt ihre Bedeutung als Verneinung der Kunst nun als Verneinung des Selbst und des Ich, als verzweifelte Gestik einer Flucht vor der eigenen Wirklichkeit weiter, seine Arbeiten damit als psychische Dokumente und keineswegs als Kunst legitimierend.
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„Plastiken und Skizzen in Bronze“ stellt der Bildhauer Osfcar Bottoli in der Galerie Basilisk in der Schönlaterngasse aus. Gegenüber den schon bekannteren Arbeiten wie der großen, stehenden weiblichen Figur, der „Drehung“, zeigen die neueren um den Themenkreis des „Don Quixote“, durch die größere Freiheit und Gelöstheit einen entschiedenen Fortschritt, den Durchbruch durch eine Manier. Sowohl der Kopf des Romanhelden wie der des „Sancho Pansa“, sind beachtliche Leistungen und unter den Reliefs erscheinen der „Ritterschlag“ und der „Helm des Mambrin“ am besten gelungen. Eine sehenswerte Ausstellung.
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In der Galerie in der Blutgasse zeigt Georg Eisler seine seit 1945 entstandene Druckgraphik, die bestätigt, daß er sich in ihr eher in technischer als in formaler Hinsicht entwickelt hat und seine leichte Hand manchmal dem nur Effektvollen und auch Oberflächlichen nicht entgeht. Thematisch variieren oder wiederholen die Radierungen und Litographien meist die gleichzeitig entstandenen Bilder, wobei „Die Donau bei Greifenstein“, „Die Menge, nachts“, das „Interieur mit Eintretendem“, die „Jazz-Musiker“, der „Kontakthof-Hamburg“ und einige der früheren Drucke zu den besten Arbeiten zählen. Der Siebdruck des „Flußufers“ — und einige von der Motivwahl her spannungslose Landschaften — unterschreiten eine gefährliche Grenze.
• „Stadtansicht von Paris“, ein Bild Utrillos, erzielte bei einer Pariser Auktion den Preis von 3,5 Millionen Schilling.
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