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Heiterkeit hat Vorrang

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Das Stadttheater Klagenfurt hat sich dem Frohsinn verschrieben und in diesem Sinne mit Strauß fortgesetzt, dessen „Zigeunerbaron“ in einer sehr flotten, beschwingten Aufführung unter Anton Mariks Leitung versichern durfte, „das alles auf Ehr“ zu können. Und er konnte es wirklich, weil ihm Tamäs Ferkai als Regisseur und Matthias Kralj als Ausstatter — welch stimmungsvolle, an einen Scherenschnitt gemahnende Landschaft im ersten Akt, welche humorvolle Köstlichkeit, uniformierte Pappsoldaten in Formation im Schlußakt einziehen zu lassen! — den Lebensraum schufen. Jose Maria Perez als Barinkay, Anne Gjevang als Czipra und Georg Schnapka als feister Zsupän, dem man gern abnahm, sich einzig der Schweinezucht verschrieben zu haben, trugen den Abend zu lautem Erfolg. Die junge Ewa Szafarska als Saffi wird ihr schönes Stimmaterial mit etwas mehr Zurückhaltung anbieten müssen, um auf die Dauer damit durchzukommen.

Für das Sprechstück hatte man dem Publikum eine Suppe eingebrockt, die mit Behagen genossen wurde. Man fand „Ein Mädchen in der Suppe“, aber kein Haar darin und freute sich „kulinarischen Theaters“, das Mr. Terence Frisby zubereitet hatte. An sich eine Belanglosigkeit, aber immerhin eine Komödie, die dankbare Rollen zur Verfügung stellt und es humorvoll zu erzählen weiß, wie dem Mädchenvernascher Robert Danvers eines dieser Mädchen — Marion — so einheizt, daß er sogar zur Ehe bereit wäre. Da sagt sie bloß „etsch“ und überreicht ihm eine Hormonsalbe. Sie zieht ihren Hippie Jimmy einem auf dem Abstieg befindlichen Playboy vor. Miriam Dreifuss macht es sehr nett unter Aufbietung aller Reize und Reizungen und setzt den Körper ein, ohne den Mutterwitz zu vergessen. Tamds Ferkai hatte die Sache munter inszeniert, Hannes Rader das bunte Bühnenbild beigestellt.

In bestimmten Abständen — in Lustren möchte man sagen — lädt man sich „Die lustigen Weiber von Windsor“ ins Haus und läßt sich vorspielen, was die Lustigen dem Lüsternen antun, ihn zu kurieren; und Nicolais Oper kommt immer an. Man hat die Melodien im Ohr, summt sie im Geiste mit, wenn sie über die Rampe kommen und unterhält sich köstlich, auch wenn der Spaß auf dreieinhalb Stunden geht. So wurde es auch diesmal unter Anton Mariks Stabführung ein voller Erfolg, der auf Regie, Bühnenbild und ein Ensemble zurückzuführen ist, das sich voller Laune dem Werk hingab. Georg Schnapka hatte es ohne billige Uber-treibung auf Humor gestellt und zugleich auch dem Sir John Falstaff seine stimmliche und darstellerische Potenz auf den Weg mitgegeben, wobei er besonders von. <jer jungen Amerikanerin Robin Craver (Fr. Fluth) und Anne Gjevang (Fr. Reich) unterstützt wurde, deren Ehemänner mit Klaus Wallprecht und Franz Pacher präsent waren. Begnügen wir uns mit diesen Namen als Vertreter einer fröhlichen Gemeinschaft, der die Hörer dankbar folgten. Heiterkeit hat Vorrang, das Leben ist ohnehin ernst genug.

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