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IST DIE STEIERMARK REIF FÜR EUROPA?
Was mit der Europäischen Gemeinschaft auf die steirische Wirtschaft zukommen wird, sind lediglich neue Spielregeln des internationalen Geschäfts. Was wir allerdings brauchen, sind Rahmenbedingungen, die uns nicht länger behindern, sondern im Wettbewerb unterstützen.
Die Bürokratie hemmt die Wirtschaft. Das gilt für die Steiermark genauso wie für den gesamten Staat Österreich. Unsere Wirtschaft wird durch die aufgeblähten bürokratischen Apparaturen im internationalen Wettbewerb geschwächt.
Ein hoher Anteil der Lohnnebenkosten dient nur dazu, aufwendige Verwaltungsapparate zu finanzieren. Ein Gehalt von 10.000 Schilling kostet den Unternehmer 20.000 Schilling. Der Mitarbeiter bekommt vielleicht 7.000 Schilling heraus.
Mir liegt viel an einer durchgreifenden Reform der Sozialversicherung. Durch eine effizientere Organisation könnten die Sozialleistungen unbedingt aufrechterhalten bleiben, trotzdem könnte mehr Geld an die Lohnempfänger ausbezahlt werden.
Die Unternehmer müssen alle Abfertigungen für ihre Mitarbeiter aufbringen, bekommen aber nur 50 Prozent steuerlich refundiert. Mehr als 38 Millionen Schilling könnten in der Steiermark zur Zeit theoretisch fällig werden. Diese Belastung der Unternehmer wirkt sich international wettbewerbsverzerrend aus.
Auch die langwierigen Verwaltungsverfahren, mit welchen oft bis zu drei Behörden beschäftigt sind, hemmen die Wirtschaft.
Der größte Hemmschuh der Steiermark auf dem Weg in die EG heißt Verkehr. Weder die Bahnverbindungen, die Straßen oder der Luftverkehr sind europareif. Allein die Bahnfahrt von Graz nach Salzburg ist immer noch ein großes Problem. Es gibt nicht einmal eine Autobahn, die uns durchgehend - vollständig ausgebaut - mit einer der anderen österreichischen Landeshauptstädte verbindet.
Die Steiermark verfügt über sehr hohes geistiges Kapital. Wir sind stark in der Hochtechnologie, unsere Industrieparks verfügen über hohes Potential. Wir haben auch sehr gute Schulen, und Fortbildungskurse werden von den Steirern gut besucht.
Das Europa von morgen ist kein Europa der Giganten, sondern ein Europa der Klein- und Mittelbetriebe. 90 Prozent aller Unternehmen in der EG haben weniger als zehn Mitarbeiter - in Österreich sind es 85 Prozent.
Der Schritt in die EG wird Einsparungen bringen. Mit der Realisierung des Binnenmarktes - zeigt der „Cec-chini-Bericht" - werden die Unternehmen 154 Milliarden Schilling allein durch den Wegfall der Grenzkontrollen sparen.
Und die Abschaffung unterschiedlicher technischer Normen und anderer „unsichtbarer" Schlagbäume wird ihnen die gigantische Ersparnis von 1,141 Milliarden Schilling bringen.
Der Autor ist Präsident der steirischen Handelskammer
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