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Qualität meßbar gemacht

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In Vorarlberg wurde vor drei Jahren der weltweit erste Versuch einer Tourismusregion unternommen, die qualitative Entwicklung des Fremdenverkehrs meßbar zu machen: Es wurde vom Wirtschaftsforschungsinstitut in Wien gemeinsam mit Experten des Statistischen Zentralamtes und der Landesstelle für Statistik eine entsprechende Studie ausgearbeitet und im Ländle sukzessive in die Praxis umgesetzt. Mit dem Fremdenverkehrsjahr 1983/84 lagen in allen Ergebnissparten des sogenannten „Tourismusbarometers” plausible absolute Zahlen sowie deren Veränderung zum Vorjahr vor. Der Versuch ist gelungen. Verhandlungen bezüglich einer Übernahme in den anderen Bundesländern sind im Gang.

Die Messung der Fremdenverkehrsergebnisse in Form der Nächtigungsstatistik ist gerade in dem Stadium der Entwicklung, in dem Qualität Vorrang vor Quantität eingeräumt wird, unbefriedigend. Die Zählung läßt keine Rückschlüsse auf das wirtschaftliche Fremdenverkehrsergebnis und die Bedeutung des Fremdenverkehrs als Wirtschaftszweig zu; sie ignoriert auch die dem Tourismus zugerechneten Sparten des Tagesausflugsverkehrs und des Kleinen Grenzverkehrs. Dazu kommt, daß sie nicht einmal vollständig ist.

Die wichtigsten Ergebnisse des Tourismusbarometers sind die

Gesamteinnahmen im Vorarlberger Fremdenverkehr und der touristische Preisindex. Die Nominal- und Realeinnahmen sowie deren Veränderung werden monatlich parallel zur Nächtigungsstatistik publiziert und ergeben so das wirtschaftliche Bild der Tourismusentwicklung. Die Deviseneinnahmen werden auf der Basis der Valuteneinwechslung ermittelt, die von den Vorarlberger Bankengruppen monatlich gemeldet werden. Die Einnahmen aus dem Inlandstourismus, die im Lande nur 10 Prozent des Gesamtergebnisses ausmachen, werden rechnerisch erhoben. Der touristische Preisindex wird aus 300 im Rahmen des Vorarlberger Verbraucherpreisindex erhobenen fremdenverkehrsrelevanten Posten und monatlichen Preismeldungen einer repräsentativen Auswahl von Fremdenverkehrsbetrieben ermittelt. Darüber hinaus wird saisonal publiziert, wem die Fremdenverkehrseinnahmen zugute gekommen sind; bekanntlich fließt nur knapp mehr als die Hälfte in die Fremdenverkehrsbetriebe, die andere Hälfte direkt in weitere Wirtschaftszweige wie Handel und Verkehr.

Schließlich wird saisonal auch ein Paritätsindex erarbeitet, der die Unterschiede bei den tatsächlich erzielten Preisen für Beherbergung und Verpflegung zwischen den neun Regionen des Landes und den Beherbergungskategorien mißt. Diese Ergebnisse werden nicht publiziert, sondern intern den Fremdenverkehrsorganisationen, der gesetzlichen Interessenvertretung der Fremdenverkehrswirtschaft und den Betriebsberatern zugänglich gemacht.

Die laufende Publizierung der wirtschaftlichen Fremdenverkehrsergebnisse ist auch viel besser als die Nächtigungsstatistik geeignet, die Fremdenverkehrsgesinnung der Bevölkerung zu heben. Die Tatsache, daß der Fremdenverkehr in Vorarlberg Gesamteinnahmen erbringt, die 20 Prozent des Bruttoregional-produkts bzw. 12 Prozent der Nettowertschöpfung der Ländle-Wirtschaft entsprechen und insgesamt mindestens 17.000 Arbeitsplätze sichern, macht auf die Bevölkerung mehr Eindruck als eine Nächtigungszahl. Auch macht das Tourismusbarometer das von der Fremdenverkehrspolitik geforderte qualitative Wachstum meßbar und schafft somit in der Öffentlichkeit auf Dauer die Basis für die Durchsetzung dieser richtigen Politik.

Der Autor ist Landesfremdenverkehrsdirek-tor für Vorarlberg.

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