6734811-1966_15_26.jpg
Digital In Arbeit

Zwischen Bodensee und Gletschereis

Werbung
Werbung
Werbung

Dem Fremdenverkehr kommt im wirtschaftlichen und kulturellen Leben des Bundeslandes Vorarlberg eine immer größere und augenfälliger werdende Bedeutung zu. Nach der Industrie, die im Jahre 1964 einen Exporterlös von 1,6 Milliarden Schilling erzielte, hat der Fremdenverkehr einen Devisenertrag von rund 1,2 Milliarden Schilling erbracht. Damit ist der Fremdenverkehr zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes geworden. Zu diesem Erfolg trugen die besonderen landschaftlichen Reize des westlichsten Bundeslandes Österreichs bei sowie seine günstige geographische Lage in der unmittelbaren Nachbarschaft des Bundeslandes Tirol, der Schweiz und Deutschland. Mehr als 800 Ho tels und Gasthöfe mit mehr als 25.000 Betten, 17 Seilbahnen, 123 Sessel- und Skilifte in allen Teilen des Landes, eine ganze Reihe von zum Teil geheizten Schwimmbädern, Minigolfanlagen und Sportstätten bieten dem anspruchsvollen Gast eine Palette an Komfort und die Erfüllung seiner Urlaubswünsche. Besonderes Augenmerk wird im Hinblick auf die Wertsteigerung des Begriffes „Ruhe und Erholung“ der Anlage und Pflege markierter Wanderwege und der Herausgabe eigener Wanderkarten durch die Verkehrsvereine, die sich zu diesem Zweck in größeren Zweckverbänden zusammenfanden, zugewandt. Die Bemühungen, dem Konkurrenzkampf der südlichen und östlichen Reiseländer wirksam zu begegnen, werden in Vorarlberg besonders vom Landesverband für Fremdenverkehr un terstützt, der seinerzeit bestrebt ist, durch Imagebildung, intensive Auslandswerbung und Erfassen aller Verkehrs- und fremdenverkehrstechnischen Belange den Gästeverkehr in Vorarlberg zu beleben.

Größere Probleme aus der Sicht des Fremdenverkehrs, die derzeit anstehen, sind die Trassenführung der mit dem Ausbau begonnenen Autobahn sowie der Bau eines Allwetterflughafens, dem vor allem im Hinblick auf den Charterflugverkehr Bedeutung zukommt.

Wie vordringlich der Ausbau der Lawinensicherung vor allem der Paß-Ürtobel-Lawine an der Bundesstraße Nr. 1 im Bereiche des Arlberg ist, hat der heurige Winter wiederum gezeigt. Es erscheint zwingend notwendig, die Wiener Bundesstraße, das ist die Bezeichnung für diese Bundesstraße Nr. 1, von allen Zufällen des Wetters unabhängig und zu jeder Zeit befahrbar zu machen.

Der Plan des Baues eines Thermokraftwerkes im schweizerischen Rüthi und einer Raffinerie mit sich anschließender petrochemischer Industrie in Sennwald, deren Abgase geradezu eine Verpestung der Luft mit sich bringen würden, hat in Vorarlberg zu nachdrücklichen Vorstellungen geführt. Es ist jedoch zu hoffen, daß sich in der Schweiz die Auffassung, der Bau eines Atomkraftwerkes erscheine zweckdienlicher, durchsetzen wird. Aber auch dann — sollte hierfür derselbe Standort gewählt werden — muß die Entwicklung genauestens beobachtet werden.

Die vor Jahren plötzlich erfolgte Einstellung — von einem Fahrplanjahr auf das andere — einer größeren Anzahl von Kurswagen aus und nach dem Westen und Nordwesten Europas brachte eine schwere Störung der Frem- denverkehrsentwicklung. Die für die ausgefallenen Kurswagen angebotenen Ersatzlösungen erwiesen sich als vollkommen unbefriedigend. Die unablässigen Bemühungen des Landesverkehrsverbandes für Fremdenverkehr gehen dahin, diese Kurswagenstation zu bessern, um damit auch die Ausgangslage für eine weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs zu sichern.

Ein neues Fremdenverkehrsförderungsgesetz, das vor allem die Einhebung von Fremdenverkehrsförderungsbeiträgen und von Ortstaxen regeln soll, wird derzeit ausgearbeitet und soll möglichst rasch dem Landtag vorgelegt werden.

Dem Problem der ERP-Kredite wird besonderes Augenmerk geschenkt, wie sich auch die Landesregierung auf Ersuchen des Landesverkehrsverbandes für Fremdenverkehr entschloß, den Zinsenzuschuß für Bankdarlehen, die zum Ausbau beziehungsweise Neubau von Fremdenverkehrseinrichtungen verwendet werden sollen, nicht nur wieder für das laufende Rechnungsjahr zur Verfügung zu stellen, sondern auch zu erhöhen.

Letztlich ist auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre zu sagen, daß Vorarlberg bemüht ist, seine Gäste ihren Wünschen entsprechend unterzubringen und zu betreuen, und daß sich das Land in seinem Bemühen, den Ausbau der Straßen zu verstärken, um die Fremden verkehrslandschaften noch mehr dem Verkehr zu erschließen, auf dem richtigen Wege befindet. Es ist zu hoffen, daß es dadurch möglich sein wird, die Jahresübemachtungsziffem von mehr als vier Millionen in den nächsten Jahren wieder zu erhöhen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung