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Ein Friedensplan

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Hier kommen wir wieder auf den Vorschlag der totalen Friedensoffensive zurück, den Walter P. Reuther, der Vorsitzende der amerikanischen Automobilarbeitergewerkschaft, vor einem Jahre veröffentlicht hat. Reuthers Vorschlag scheint uns viel richtiger als die Haltung Bevans zur Frage der Rüstungen und der Entfaltung der rückständigen Gebiete der Welt. Reuther hat in seinem Neunpunkteprogramm den Vorschlag gemacht, daß im Rahmen der Vereinten Nationen ein Fonds für den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau geschaffen werden soll. Reuther empfiehlt den Vereinigten Staaten, im Laufe der nächsten hundert Jahre den gleichen Betrag für den Frieden aufzuwenden, den Amerika für den zweiten Weltkrieg ausgegeben hat, nämlich 1300 Milliarden Dollar. Die Vereinigten Staaten sollen sich also verpflichten, in den internationalen Fonds jährlich 13 Milliarden Dollar einzuzahlen. Andere Nationen werden aufgefordert, sich dieser Friedensumlage, ihren Fähigkeiten entsprechend, anzuschließen. Die Mittel des Fonds sollen allen Ländern gewidmet werden, einschließlich der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten. Alle sollen nach ihren Bedürfnissen Anspruch auf Zuwendungen zur Entfaltung ihrer wirtschaftlichen Hilfsquellen, zur Hebung des Lebensstandards, zur Verbesserung der Ernährungs-, Woh-nungs-, Gesundheits- und Erziehungsverhältnisse erheben können. Aber Reuther bringt diesen grandiosen und kühnen Aufbauvorschlag mit der Friedenssicherung in direkte Verbindung: Die Vereinten Nationen sollen auf einer internationalen Konferenz völlige Ab-stung, allgemeine Abrüstungskon-lle, angemessene Sicherheitsmaßnahmen durch die Schaffung einer internationalen Polizeitruppe beschließen. Der Fonds soll allen Nationen zur Verfügung stehen, die diese Friedensmaßnahmen unterstützen. Solange die allgemeine Abrüstung nicht von allen Nationen akzeptiert wird, soll der Fonds nur jenen dienen, die die? internationale Rechtsordnung anerkennen.

Reuther entwirft also einen Plan zur Schaffung einer geeinten Welt. Ist dieser Plan unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu verwirklichen? Kann man damit rechnen, daß sich der Osten an der Schaffung eines universalen Sicherheitssystems beteiligt, auch wenn nicht die ganze Welt unter der Herrschaft der kommunistischen Diktaturen steht? Leider ist damit nicht zu rechnen. Auch Reuther macht sich keine Illusionen. Darum ergänzt, er seinen Plan durch einen Vorschlag für eine demokratische Politik in einer geteilten Welt. Auch diese internationale Politik der militanten Demokratie kann von Sozialisten durchaus unterstützt werden.

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