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Teure Alternativen

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Schweden ist ein-Land außerhalb der großen Militärbündnisse, es betreibt keine expansive Pqfitik, es bedroht keinen Nachbarn, es will mit allen Ländern in Frieden und — wenn dies möglich sein sollte — auch in Freundschaft“ leben. Und dennoch hat dieses Land eine der stärksten militärischen Verteidigungsorganisationen def w^tUchen-We4t. r •

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Schweden ist ein-Land außerhalb der großen Militärbündnisse, es betreibt keine expansive Pqfitik, es bedroht keinen Nachbarn, es will mit allen Ländern in Frieden und — wenn dies möglich sein sollte — auch in Freundschaft“ leben. Und dennoch hat dieses Land eine der stärksten militärischen Verteidigungsorganisationen def w^tUchen-We4t. r •

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Der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte, General Stig Synnergren, legte soeben einen Perspektivplan der Verteidigung vor, der fünf verschiedene Möglichkeiten enthält. Die Alternativen Vier und Fünf dürften kaum ernstlich diskutiert werden, da sie eine Verminderung des Umfanges und der Schlagkraft aller Waffengattungen voraussetzen, die kein schwedischer Militärfachmann und auch kein Vertreter der jetzigen außenpolitischen Linie Schwedens akzeptieren kann. Die Alternative Eins sieht für die Jahre 1977 bis 1982 eine Erhöhung der Militärausgaben um 2,5 Milliarden Kronen über das jetzige Niveau hinaus vor, oder nahe an 46 Milliarden Kronen für den genannten Zeitraum. Alternative Zwei wäre um 300 Millionen pro Jahr billiger und Alternative Drei um 600 Millionen. Im letzteren Fall müßte man jedoch schon eine drastische Verminderung der Kampf verbände hinnehmen und auch darauf verzichten, einen Nachfolger für das jetzt in Bau befindliche Kampfflugzeug „Vdggen“ zu konstruieren.

Verteidigungspläne ähnlich dem „ÖB 75“ sind in Stockholm natürlich schon wiederholt vorgelegt — und vom Parlament, mehr oder weniger stark beschnitten worden. Der Oberbefehlshaber hat noch niemals das bekommen, das er- als unumgänglich notwendig, bezeichnet hat. Die Erfahrung hat sicherlich den General Synnergren gelehrt, daß er mit der Alternative Eins nicht rechnen kann, und daß die Politiker durch Streichungen einiger Posten im Militärbudget ihren Sp^rsamkeitswillen beweisen müssen. Vieles spricht also dafür, daß die Alternative Zwei die Stärke der schwedischen Verteidigung nicht nur bis 1982, sondern bis hinein in- das letzte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts bestimmen wird.

Ein außerhalb der Militärbündnisse stehendes Land, das im Ernstfall nicht auf die massive Hilfe einer Großmacht rechnen kann (und den

Wert einer solchen Hilfe schon von vornherein skeptisch beurteilt), muß, pro Kopf der Bevölkerung berechnet, für seine Verteidigung mehr ausgeben als ein anderes vergleichbares Land.

Schweden zweigt heute mindestens doppelt so viel von der eigenen Produktion für seine Verteidigung ab wie die anderen außerhalb der Militärblöcke stehenden Länder, die Schweiz, Österreich, Finnland, Spanien, und Schweden hat nur acht, Spanien aber 35 Millionen Einwohner. Schweden hat tatsächlich mehr Kampfflugzeuge der Ersten Linie als Großbritannien oder Frankreich, wobei natürlich berücksichtigt werden muß, daß diese beiden “Länder immer mit der Waffenhilfe der anderen NATO-Länder rechnen können. Doch diese Feststellung vermindert nicht die Bürde der Verteidigungs-kosten, die das Land im Norden zu tragen bat. Und es gibt Fachleute der nationalen Verteidigung, die behaupten, daß diese Verteidigung nahezu doppelt so teuer wie oben angegeben ist, da wesentliche Ausgaben, oder der Wert von Forderungen an das Land und seine Bewohner, ganz einfach nicht beachtet worden sind. Allein die Armee verfügt über 75.000 Hektar, teilweise landwirtschaftlich recht wertvollen Bodens, dessen Nutzungswert nicht in Rechnung gestellt wurde.

Schweden hat eine allgemeine Wehrpflicht, die für jeden Mann zwischen 18 und 47 Jahren gilt. Zur militärischen Ausbildung werden jedes Jahr etwa 50.000 Mann einberufen. Die Verteidigung verfügt, außer den 600.000 Mann ausgebildeter Reserven, über 23.000 aktive Offiziere und Unteroffiziere, 25.000 Zivilangestellte und 17.000 Reserven verschiedener Dienstgrade. Die Ausbildungsdauer beträgt für den Großteil der Einberufenen zehn Monate. Die Reservisten werden fünfmal zu achtzehntägigen Übungen in einem Kriegsverband einberufen, an denen bis zu 100.000 Mann teilnehmen können. Die totale Mannschaftsstärke des Heeres, der Flotte und der Luftwaffe beträgt zusammengenommen 750.000 Mann. Zu zivilen Hilfsdiensten können auch vom Kriegsdienst befreite Männer und Frauen einberufen werden.

Für die militärische, die zivile und die psychologische Verteidigung sind für das Haushaltsjahr 1975/76 9574 Millionen Kronen eingesetzt worden.

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