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Verdi-Novität für Innsbruck

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Daß es erst jetzt zur Innsbrucker Erstaufführung von Verdis Oper Simone Boccanegra kam, liegt wohl an den Schwierigkeiten dieses selten gespielten Werkes für das Publikum: Eine verworrene und unwahrscheinliche Handlung, ein undurchsichtiger Text (worein auch die Bearbeitung des Librettos durch den berühmten Ar- rigo Boito wenigändem konnte). Doch ist die Partitur, mit der sich Verdi wie in anderen reifen Werken (etwa dem Othello) von der herkömmlichen Nummemoper löst und zum geschlossenen und durchgestalteten Musikdrama hinstrebt, von großer Schönheit, und der Komponist hat dieses Werk daher besonders geschätzt und 23 Jahre nach der erfolglosen Erstaufführung 1880 neu gefaßt. Ein großer musikalischer Bogen geht durch das Werk, und das Orchester unterstützt nicht nur den Gesang, sondern ist Ausdrucksträger. Das gängige Vorurteil, daß es den Gesang überdecke, wurde in Innsbruck nicht bestätigt. Edgar Seipenbusch dirigierte feinfühlig und ließ die sorgfältig erarbeitete Partitur durchsichtig werden. Trotz einiger Schwächen des Orchesters entfaltete sich der melodische Reiz des Musikdramas ganz.

Helmut Wlasak inszenierte seine 12. Verdi-Oper zurückhaltend, fast sparsam, wobei er die Übersetzung von Carl Stueber gewählt hatte. Er vermied die heute vielfach peinliche Theatralik der großen Oper, die sich von der Handlung her (nicht von der Musik) geradezu aufdrängt; einige der Szenenbilder von Hansjörg Stock un-. terstrichen dieses Konzept

Mit seiner ausdrucksstarken Stimme gestaltete Max Hechenleitner die Titelrolle souverän, doch auch Si- nines Gegenspieler Fiesco war von Go ‘hardt Schubert sängerisch und sc auspielerisch überzeugend durchgeformt. Für die erkrankte Linda Trotter hatte Eva Maria Molndr vom Nationaltheater Mannheim die Partie der Maria übernommen; schöne Stellen, doch war die Stimme insgesamt etwas zu kühl und hart. Nuccio Saetta hatte als Gabriele Adorno Schwierigkeiten mit der deutschen Aussprache und geriet vom Schauspielerischen her an den Rand des Lächerlichen; weitaus überzeugender war Paul Neuner als Paolo. Gespannt sein darf man auf eine Interpretation der Maria durch Linda Trotter und des Gabriele durch Patrick Calleo.

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