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Weniger Kinder: Ursachen und Folgen

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„Das Recht der Eltern auf ihre persönliche Entscheidung, die Zahl ihrer Kinder festzulegen, ist unter allen Umständen zu respektieren." Das erklärte der Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreichs, Prof. Leopold Kendöl, zum Abschluß einer Salzburger Studientagung über das Thema „Kinderlose Gesellschaft", die am 1.

April im Salzburger Bildungshaus St. Virgil abgeschlossen wurde.

Die Referate der Tagung hätten gezeigt, erklärte Kendöl, daß demographische Prognosen nur relativ kurzfristig, für einen Zeitraum von zehn bis zwanzig Jahren, möglich seien. Trotzdem sehen die Veranstalter der Studientagung - neben dem Katholischen Familienverband waren diese das Katholische Familienwerk und das Institut für Ehe und Familie - nach Kendöl „die politische Verpflichtung, auch bevölkerungspolitische Überlegungen in die Diskussion um die Entwicklung der Gesellschaft im allgemeinen und der Familie im speziellen einzubringen".

Dirigistische Maßnahmen des Staates auf diesem Gebiet seien abzulehnen, erklärte Kendöl weiter. Trotzdem scheine es notwendig und auch möglich, durch eine Veränderung der Rahmenbedingungen den Wunsch der Eltern nach Kindern realisierbarer zu machen. Kendöl nannte in diesem Zusammenhang Korrekturen der Einkommensverteilung, Maßnahmen für eine Kon-fliktminderung im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf sowie eine grundlegende Neubewertung der Bedürfnisse und Interessen des Kindes in der Gesellschaft.

Die Rahmenbedingungen standen auch im Mittelpunkt eines Referates, das die deutsche Wissenschaftlerin Rita Süssmuth hielt. Sieging davon aus, daß die Bedeutung des Kindes sich sowohl gesellschaftlich wie auch individuell zu verändern scheine. Die Organisation des modernen Lebens lasse immer weniger Raum für Kinder; das gelte fürdie Bereiche Verkehr, Wohnung und Wohnungsumwelt, Bildung und Gesundheit: „Das Leben orientiert sich nicht an den Belangen von Kindern, sondern an denen der Wirtschaft und des Berufs".

Kinder würden stärker unter dem Aspekt der Belastung als unter dem der Bereicherung gesehen. Anthropologisch und sozial gesehen ermöglichten aber nur Kinder die Ausprägung und Ausgestaltung bestimmter Formen menschlicher Existenz: Mutter- wie Vaterrolle seien an das Leben von Kindern gebunden; sie bringen Aufgaben und Erfahrungen mit sich, die mit denen der Partnerrolle nicht vergleichbar seien.

In eine ähnliche Richtung gingen auch die Aussagen des Innsbrucker Jesuiten Univ.-Lektor Edmund Karlinger zum Thema „Kinderlose Gesellschaft -Gesellschaft ohne Leben?" Er, Karlinger, ging davon aus, daß das Leben der Gesellschaft zu einem großen Teil durch Impulse in Bewegung gehalten werde, die von der jüngeren Generation ausgehen. Ein Ausfall dieser Impulse hätte eine Minderung der Gesamtaktivität der Gesellschaft zur Folge.

„Es ist zu fragen", sagte Karlinger, „ob das Fehlen des Willens bzw. des spontanen Wunsches, sich fortzupflanzen und (in den Kindern weiterzuleben) nicht bereits ein Ausdruck einer morbiden, d. h. das eigene Leben verneinenden Einstellung einer Gesellschaft ist".

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