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Kinder und Eltern

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Kinder ohne Eltern. Erziehungsprobleme berufstätiger Eltern. Von Franz Hadriga. Verlag Herder, Wien. 139 Seiten. Preis 24.80 S.

Die Tatsache, daß in zunehmendem Maße die Eltern, die von Natur aus berufenen Erzieher, mit den Kindern „nicht mehr fertig werden”, an der Erziehungsaufgabe versagen, die wachsende Schwierigkeit der Problematik der Jugendlichen läßt sich nicht ohne weiteres mit dem Schlagwort „Jugend von heute” abtun. Wenn wir nach den Gründen des erzieherischen Versagens forschen, so steht an erster Stelle der heute fast unentrinnbare Zwang für die Frau, einer außerhäuslichen Erwerbsarbeit nachzugehen — zumindest, um den „Lebensstandard” der Familie einigermaßen auf standesgemäßer Höhe zu halten. Meist sieht man erst zu spät ein, daß der so erzielte Gewinn viel zu teuer erkauft ist — mit Opfern und irreparablen Schädigungen des wichtigsten anvertrauten Gutes, der Kinder. Im Kapitel „Lebensprobleme der Kinder berufstätiger Eltern” bringt det Verfasser eindrucksvolle Beispiele über die Ursachen zunehmender Verwahrlosung und Kriminalität. Das Uebel beginnt damit, daß die Eltern keine Zeit für die Kinder haben, diese sich selbst überlassen sind: es wird zur Katastrophe mit zunehmender Ehezerrüttung und vollends durch die Scheidung der Eltern. Ein wichtiges Problem ist die Beschäftigung der Kinder an den schulfreien Nachmittagen, wenn die Eltern erst abends nach Hause kommen. Das Vollinternat ist meist keine befriedigende Lösung: das Nachmittagsheim ist aus vielen Gründen vorzuziehen. Die Sorge für die körperliche Gesundheit genügt nicht, wenn die seelische Gesundheit Schaden leidet. Der wichtigste Faktor für die Erziehung ist und bleibt die Religion.

Helfen statt Strafen — auch bei jugendlichen Dieben. Von Hans Z u 11 i n g e r. Ernst-Klett- Verlag, Stuttgart. 159 Seiten. Preis 11.80 DM.

Der Verfasser geht von dem Gedanken aus, daß die Diebstaten jugendlicher Delinquenten mehr zur Zuständigkeit des Jugendpsychologen als des Jugendstrafrichters gehören Er stützt seine These mit Beispielen, die ihren Eindruck sicher nicht verfehlen werden. Man wird ihm sicher gern zustimmen, daß das Gewissen des jugendlichen Missetäters geweckt wird in dem Augenblick, in dem er echte Liebe zu seinen Erziehern empfindet. Die Auffassung, daß alle moralischen Fehlhandlungen Jugendlicher ausschließlich dem Milieu und dem schlechten Beispiel zuzuschreiben sind, ist vielleicht auch etwas einseitig verallgemeinernd, wenn auch nicht in so verhängnisvollem Ausmaß, wie die vordem herrschende Auffassung, daß alles ausschließlich der Vererbung zur Last zu legen sei. Immerhin begründet die erstere einen gewissen hoffnungsvollen Optimismus hinsichtlich der Erziehung, während die letztere nur hoffnungslosen Pessimismus gestattet. In der Forderung des Verfassers, daß bei Straftaten Jugendlicher auch die Tiefenpsychologie als Hilfsmittel herangezogen werden muß, wird man dem Verfasser wohl zustimmen; ebenso in der — bei uns ohnehin weitgehend verwirklichten — Forderung nach Erziehungsberatungsstellen und nach behandelnden Psychologen und Kinder-Psychotherapeuten, zumindest für die Fälle, in denen Beratung allein nicht ausreicht. Es fehlt nur noch weitgehend an ausgebildeten Fachkräften.

Nur ein Kinderland ist ein Vaterland. Tatsachen und Probleme der Familienpolitik in Wort und Bild. Von Helmut Schwab. Verlag Herder, Wien. 128 Seiten. Preis 28 S.

Der Autor, Generalsekretär des Oesterreichischen Familienbundes, legt in dieser Schrift das umfangreiche Material der von ihm geschaffenen familienpolitischen Ausstellung (1955) vor, und zwar in einer gediegenen und geschickten Zusammenstellung, gleichzeitig gestützt auf eindrucksvolles Bildmaterial, das die trockenen Zahlen durch Schaubilder ersetzt (sogenannte Wiener Schaubildermethode). So zeigen zum Beispiel die Schaubilder auf Seite 33 die zunehmende Verschiebung des Altersaufbaues durch den Geburtenrückgang, das Uebergewicht der höheren Altersklassen, die. von den Schultern der schrumpfenden Jugend nicht mehr getragen werden können. Die absolute Notwendigkeit des Familienlastenausgleiches wird ebenso zwingend nachgewiesen wie die Notwendigkeit, die Frau der Familie wiederzugeben, da ihre Leistung in der Familie durchaus unersetzlich ist. Sehr treffend führt der Verfasser aus, daß Familienpolitik nicht verwechselt werden darf mit „Bevölkerungspolitik”. Nicht zustimmen kann der Referent den Ausführungen des Verfassers auf Seite 85. in denen er sich für das System der Kinderbeihilfen vom ersten Kinde an einsetzt, weil er meint, daß der allgemeine Familienlohn im Sinne der Definition der katnolischen Soziologie von der Wirtschaft nicht getragen werden könne; echter Lastenausgleich hat aber echten Familienlohn zur Voraussetzung. Das System allgemeiner Kinderbeihilfen vom ersten Kinde an führt aber zwangsläufig dazu, daß nicht mehr der Familienvater der Familienerhalter ist, sondern der „Vater Staat”, mit anderen Worten zur Kollektivierung der Familie — ein Resultat, das dem Verfasser sicher kaum erwünscht sein dürfte. Zudem bleibt es fraglich, ob die enorme Steuerlast, die der „totale Wohlfahrtsstaat” erfordert, von der Wirtschaft leichter getragen werden kann als ein echter Familienlohn, der den Familienerhalter wieder konsumfähig macht und die Grundlage für einen richtigen Lastenausgleich darstellt.

Ehe und Familie. Grundsätze, Bestand und fördernde Maßnahmen. Von Alice und Robert Scherer und Julius D o r n e i c h. Verlag Herder, Freiburg. 295 Seiten. Preis 66.60 S.

Das stattliche Heft enthält wichtiges, geradezu unentbehrliches Tatsachenmaterial für jeden, der sich wissenschaftlich mit den Fragen der Ehe und Familie beschäftigt. Die einzelnen Abschnitte sind von Fachleuten ersten Ranges bearbeitet, wie zum Beispiel Pfarrer Walter und Monsignore Geis: Ordnung von Ehe und Familie innerhalb der Kirche; Prof. Schauerte: Eherecht; Prof. Neundör- fer: Soziographische Bestandsaufnahme; Minister Osterloh : Familienfördernde Kräfte; Doktor Bohle: Familienfürsorge; Reisch: Deutsche Familienverbände; Schwab: Familienorganisation in Oesterreich; Dr. David, Zürich, Ministerialrat Ludwig u. a.: Familienpolitik; Ministerialdirektor Simon: Steuerpolitik; P. Felix zu Löwenstein, Nikolaus Ehlen und Reg.-Dir. Krähe: Wohnungswesen.

Etwas schwächer als die übrigen Abschnitte erscheint dem Referenten lediglich der Abschnitt „Eheberatung” (Dr. Josepha Fischer-Erling, Köln)…

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