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Peking braucht Korea-Lösung

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Staat, Partei und Regierung der Volksrepublik China demonstrieren nach dem Ableben von Deng Xiaoping Normalität und gehen auch in den Trauertagen den politischen Alltagsgeschäften nach.

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Staat, Partei und Regierung der Volksrepublik China demonstrieren nach dem Ableben von Deng Xiaoping Normalität und gehen auch in den Trauertagen den politischen Alltagsgeschäften nach.

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Am Montag wurde Deng Xiaoping eingeäschert, am Dienstag fand der Staatsakt mit 10.000 Trauergästen für den verstorbenen Politiker statt. Die politische Führungsschicht ist aber schon während der Trauerzeit zur politischen Tagesarbeit zurückgekehrt und will damit der Welt demonstrieren, daß die Zügel längst straff von der neuen Führungsmannschaft gehalten werden.

Trotz offiziell verordneter Staatstrauer empfing Chinas Führung am Wochenende den Präsidenten von Kasachstan, Nursultan Nasarbajew. Am Montag, als Dengs sterbliche Uberreste im Krematorium des Pekinger Babaoshan-Friedhofs eingeäschert wurden, legte die neue Außenministerin der USA, Madeleine Albright, in Peking einen Stopp auf ihrer Welt-Vorstellungstour ein.

Die nicht abgesagte Reise von Madame Albright zeigt, daß ganz andere politische Probleme die Region sorgen, als der Übergang in China - den hat die KP Chinas bereits kollektiv zumindest für die nächste Zeit problemlos bewältigt. Das aktuellste politische Problem ist die Korea-Frage. Sie betrifft gleichermaßen die USA, China, Japan und alle anderen Länder der Asien-Pazifik-Region.

37.000 US-Truppen sichern den Frieden in Korea. ÜS-Sergeant Tim Ingoldsby hat der amerikanischen Außenministerin am Wochenende die stark gesicherten Grenzanlagen gezeigt. In Panmunjom sieht es wie einst im geteilten Berlin aus: Todesstreifen, Stacheldraht, Bunker, Wachtürme.

Hinter dieser Korea teilenden Grenzanlage verschanzt sich das wohl „schlechteste Regime der Welt” - so das britische Magazin „Economist”. Das isolierte Regime steht vor dem Zusammenbruch. Dafür gibt es genügend Hinweise: Nicht einmal die Elektrizität funktioniert noch in Nordkorea, die Industrie liegt brach, Millionen leiden in diesem bitterkalten nordkoreanischen Winter Hunger, selbst Diplomaten und Politiker setzen sich, wenn sie können, ins Ausland ab. In Korea wird deshalb auch wieder das zusammenwachsen, was zusammengehört.

Die bange Frage lautet aber, ob die Wiedervereinigung der 46 Millionen wohlhabenden Südkoreaner mit den 22 Millionen verarmten und an Hunger leidenden Nordkoreanern ähnlich problemlos verläuft wie die in Deutschland. Die deutsche Wiedervereinigung, historisch begünstigt und politisch geschickt bewältigt von der Regierung Kohl, ist ein Spaziergang im Vergleich zu dem Marathon, der der südkoreanischen Regierung bevorsteht.

Wie die Korea-Krise zu bewältigen ist und wie Japan, die USA und China dabei politischen und finanziellen Flankenschutz geben können das ist das Thema der Stunde. Auf die Regierungen der Region kommen erhebliche Management-Probleme zu. Für das China nach Deng Xiaoping ist die Bewältigung der Korea-Frage ein Testfall für das politische Erwachsenwerden. China, in Wirtschaft und Handel bereits Supermacht, muß im Zusammenspiel mit den USA, Japan und den asiatischen Regierungen noch beweisen, daß die Welt es nicht nur mit einem verantwortlichen und zuverlässigen Partner im Business, sondern auch in der Weltpolitik zu tun hat.

China kann mit den USA und Japan kooperieren und auf eine Korea-Lösung hinarbeiten, die einen weiteren kostspieligen Waffengang und koreanischen Bürgerkrieg verhindert. Ein vereinigtes, friedliches Korea, dessen rohstoffreicher Norden durch internationale Finanzhilfe wiederaufgebaut werden kann, wäre für alle Beteiligten in der Begion weniger furchterregend als eine waffenstrotzende und geteilte Halbinsel, wie sie heute existiert.

Nicht die innenpolitische Stabilität in China, die augenblicklich gesichert scheint, sondern Probleme im geteilten Korea bewegen deshalb die Pekinger Führung. Zu lösen ist ja auch noch der Fall des geflüchteten nordkoreanischen Chefideologen Hwang Jang Yop, der in der abgeriegelten südkoreanischen Botschaft in Peking ausharrt. Er bangt um sein Leben und seine Freiheit und möchte ausgeflogen werden.

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