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Frontkämpfer, nicht Theoretiker

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Ich glaube, daß Dr. Nennings Ansichten leider nicht von den maßgeblichen Führern dieser Partei in Österreich geteilt werden. (In England ist es da anders.) Auf diese kommt es aber an, wenn man sich als Katholik vor die Wahl gestellt sieht, ob im konkreten Fall eine politische Partei wählbar ist. Der Frontkämpfer und nicht der Theoretiker oder Spitzenkandidat der österreichischen Volkspartei ist hier im Gewissen verpflichtet, auf den Gegensatz in Theorie und Praxis bei der SPÖ hinzuweisen. (Gerade diese Partei behauptete ja, daß bei ihr eine Einheit von Theorie und Praxis bestehe.) Das praktische Beispiel einer Stadt in Oberösterreich zeigt folgendes Ergebnis der sozialistischen Mehrheit:

• Die früher jährlich im Budget vorgesehenen Subventionen für die Kirchenerhaltung aller Konfessionen hörten 1961 auf. (Es waren früher 100.000 bis 120.000 Schilling pro Jahr.)

• Nicht einmal ein Kranz für einen verstorbenen Pfarrer ‘einer städtischen Pfarre wurde von der Gemeinde bezahlt.

• Der verstorbene Dechant sollte zum Ehrenbürger post mortem ernannt werden. Die lokale SPÖ-Or- ganistion war absolut dagegen, mit der Begründung, daß „nach dem Tod niemand Ehrenbürger werden könnte”; kurze Zeit später (1963) wurde aber dem bereits verstorbenen sozialistischen Bürgermeister die Ehrenbürgerschaft zuteil.

• Es kostete einen jahrelangen Kampf, die von der ÖVP inaugurierten Freilernmittel auch für die konfessionellen Schulen den Sozialister abzuringen, die volle Gleichstellung der konfessionellen Schulen bei de: Aktion „Österreichs Schuljugenc lernt Wien kennen” und bei der Theaterfreikarten ist bis heute nichi erreicht.

• In die neue Hausordnung de: Altersheimes wurde die religiöse Betreuung nicht aufgenommen. Die Begründung der SPÖ: Diese sei selbstverständlich; die ebenfalls „selbstverständliche” Betreuung durch die Ärzte ist aber ausführlich in diese: Hausordnung behandelt!

• Am 24. Juni 1962 war ein Kinderschwimmfest an einem Sonntag mf einem vorherigen Gottesdienst vorgesehen. Dieser wurde mit einer ech’ chinesischen Begründung aber wieder abgesagt: es bestehe die Gefahr daß die Kinder schon in Schwimmkleidung dem Gottesdienst beiwohnen und ihn so seiner Würde berauben!

• Im Budget 1966 ist nicht einmal mehr ein Restaurierungsbeitrag füi die sechs bestehenden Pfarrkircher der Stadt enthalten, denn die vorgesehene Summe von 1000 (!) Schilling insgesamt ist heuer nicht mehr als ein verkümmerter Erinnerungsposten.

• Eine ebensolche Aushungerungstendenz ist bei den drei konfessionellen Kindergärten erkennbar Diese erhalten trotz Änderung des Preisindex Jahr und Tag 110.00C Schilling Subvention; die städtischer Kindergärten sind mit 4,917.00t Schilling im Budget 1966 enthalten: diese machen die allgemeine Aus Weitung des Budgets mehr als im selben Prozentsatz mit.

• Jede Einweihung von öffentlichen Bauten durch Geistliche ist absolut unaktuell und unerwünscht.

• Die Laisierung soll vollkommen werden.

Wenn es nach dem Willen dieser Herren geht, dann formt der Katholizismus weder unser Land noch weniger unsere Städte in der Zukunft. Wer also nicht freiwillig ins Ghetto oder in die Katakomben gehen will, weiß als Praktiker in Österreich, daß die SPÖ nicht eligi- bel ist.

Zu der missionarischen Aufgabe der Kirche und der „Furche” darf aber nicht übersehen werden: Sozialismus und SPÖ ist bei weitem nicht ein und dasselbe!

Die „katholischen Sozialisten” in der „SPÖ” mögen sicher eine ehrliche Überzeugung gegenüber Religion und Kirche haben. Ihr kleiner Kreis aber ist ein sehr wünschenswertes Aushängeschild für die SPÖ, mit der bestimmten Absicht, in den Kreisen besonders älterer Katholiken und ÖVP-Wähler Verwirrung und Unsicherheit zu stiften!

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