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Christlich-muslimische Paare: "Fragen vor der Hochzeit klären"

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Liebe überwindet die Grenzen zwischen Kulturen und Religionen. In Österreich steigt die Zahl christlich-muslimischer Ehepaare - ein Abenteuer voller Chancen, aber auch Herausforderungen. Pfarrer Martin Rupprecht berichtet der FURCHE aus der seelsorglichen Praxis.

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Liebe überwindet die Grenzen zwischen Kulturen und Religionen. In Österreich steigt die Zahl christlich-muslimischer Ehepaare - ein Abenteuer voller Chancen, aber auch Herausforderungen. Pfarrer Martin Rupprecht berichtet der FURCHE aus der seelsorglichen Praxis.

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Seit 15 Jahren ist Priester Martin Rupprecht für die Pfarre Christkönig-Neufünfhaus im 15. Wiener Bezirk zuständig. Er wird für viele christlich-muslimische Hochzeiten angefragt und begleitet die Familien seelsorglich. Dabei ist es von großem Vorteil, dass er fließend türkisch spricht.

DIE FURCHE: Was sagen Sie christlich-muslimischen Paaren?
Martin Rupprecht:
Herzlichen Glückwunsch! Auf keinen Fall: Wir haben ein Problem. Wenn zwei junge Menschen sich finden, dann hat der liebe Gott das so geschaffen. Im Gespräch ergibt sich, welcher Hintergrund da ist und was die Herausforderungen sind. Bei vielen, die in Österreich zusammenkommen und sich schon jahrelang kennen, geht es oft nur um die konkrete Durchführung einer religiösen Trauung. Die Hauptfrage insgesamt ist, wie es mit den gemeinsamen Kindern gehen wird.

DIE FURCHE: Muss die Frage der Kindererziehung schon vor der Hochzeit geklärt werden?
Rupprecht: Ich rate dazu. In interreligiösen Partnerschaften gibt es mehr im Voraus zu klären. Ich gebe den Leuten einen kleinen Fragenkatalog mit und sage: "Sprecht darüber!" Wie wird die Kindererziehung aussehen? Soll das Kind getauft oder beschnitten werden? Ist eine Segnung vorgesehen? Welchen Religionsunterricht soll das Kind besuchen? Klare Entscheidungen sind erforderlich, wenngleich der religiöse Aspekt im praktischen Leben nur ein Teilbereich ist. Ein einfaches Beispiel: Ist es uns recht, wenn das Kind bei den Großeltern im Weinviertel eine Wurstsemmel bekommt?

DIE FURCHE: Können Sie ein Beispiel für den Alltag christlich-muslimischer Paare geben?
Rupprecht: Fast alle Paare feiern christliche und muslimische Feiertage. Es gibt Paare, bei denen der muslimische Part die Religion mehr praktiziert und der Ramadan eingehalten wird. In anderen Familien geht der katholische Part jeden Sonntag mit dem Kind in die Kirche und für den muslimischen Partner ist das in Ordnung. Das ist sehr individuell. Der eine macht ein Kreuzzeichen, der andere liest die Koransure "Gott darf nichts beigesellt werden". Obwohl aus religionstheoretischer Sicht eine solche Verbindung nicht möglich ist, gibt es das in der Praxis. Mir ist die seelsorgliche Begleitung, die spirituelle Dimension wichtig. Ich kenne viele christlich-muslimische Paare, die spirituell in ihrem eigenen Weg so zusammenwachsen, dass sie sich Gott nähern.

DIE FURCHE: Laut Islam müssten die gemeinsamen Kinder in seiner Religion erzogen werden, die katholische Kirche gibt das auch vor.
Rupprecht:
In der Theorie ist das eine Pattstellung, aber das Problem hat der liebe Gott gemacht. Er hat Mann und Frau so geschaffen und die Liebe als stärkste Kraft geschenkt. Die Katholische Kirche hat die Pattsituation durch einen Passus im Trauungsprotokoll gelöst. Dort steht: "Ich verspreche, meine Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, soweit das in meiner Ehe möglich ist." Zur Kindererziehung heißt es: "Sind Sie bereit, Ihre Kinder im Glauben an Gott zu erziehen, wie es Pflicht eines gläubigen Vaters und einer gläubigen Mutter ist?" Hier wird Bezug auf das Naturrecht genommen: Der Mensch ist als Mensch verpflichtet, den Glauben an seinen Schöpfer den Kindern weiterzugeben. Da haben wir eine gemeinsame Basis mit dem Islam.

DIE FURCHE: Lassen manche Paare die Religion des Kindes offen?
Rupprecht: Seit 15 Jahren organisieren wir regelmäßige Treffen christlich-muslimischer Paare und es hat sich eine Tradition gebildet: Einige Paare wollten dem Kind die Wahl der Religion überlassen. Wir entwickelten anstelle der Taufe eine Segensfeier in der Kirche, an der auch der Imam teilnimmt. Das gibt den Großeltern Sicherheit, denn sie wollen nicht, dass ihr Enkel in einem religionsfreien Raum aufwächst. Durch die Feier wird für alle Beteiligten die Frage des Glaubens bewusst thematisiert. Aus diesen Erfahrungen habe ich ein Modell der religiösen Kinderentwicklung konzipiert.

DIE FURCHE: Wie sieht das aus?
Rupprecht:
Menschen brauchen Bilder, die ihnen Orientierung geben. Ich habe die Hagia Sophia gewählt. Das Fundament des Hauses ist die Entwicklung von Urvertrauen, Wärme und Sicherheit. Darauf stehen die Säulen der christlichen und islamischen Identität des jeweiligen Partners, verbunden durch ein starkes Band der Liebe. Im Raum dazwischen hält sich das Kind auf. Darüber breitet sich das schützende Dach der Großfamilie und der Sozialisation aus, das manchmal zur drückenden Last werden kann. Dann braucht es wie bei der Hagia Sophia Stützpfeiler, damit das Band der Liebe nicht zerreißt. Die beiden Ehepartner brauchen Tapferkeit, Weisheit, Gerechtigkeit und Mäßigung, um das Haus zusammenzuhalten.

DIE FURCHE: Wie läuft eine christlich-muslimischen Hochzeit ab?
Rupprecht:
Im katholischen Messbuch gibt es einen Ablauf für Trauungen eines Katholiken mit einem Partner, der an Gott glaubt, aber nicht Christ ist. Im Islam ist die Trauung sozusagen ein Privatvertrag zwischen Mann und Frau, im katholischen Verständnis eine religiöse Zeremonie. Wir gestalten oft einen Wortgottesdienst mit einem kurzen, islamischen Trauungsteil. Manche Paare bevorzugen statt der Kirche einen neutralen Raum, zum Beispiel den Meditationsraum eines Bildungshauses.

DIE FURCHE: Nach islamischem Recht darf ein Muslim eine Christin heiraten, ein Christ aber keine Muslimin. Warum?
Rupprecht:
Ich kenne nur zwei Imame weltweit, einen in Deutschland und einen in Südafrika, die dieses Gebot erweitern und sagen, auch eine muslimische Frau könne einen Christen heiraten. Nach dem Koran ist einer Muslim, der einen muslimischen Vater hat. Es geht um die Sicherung der Glaubensweitergabe, doch heutzutage in Österreich kann man nicht automatisch von einer Weitergabe durch den Vater sprechen. Es muss eine partnerschaftliche Entscheidung sein, wie beispielsweise auch die türkische Religionspädagogin Beyza Bilgin meint.

DIE FURCHE: Bestehen bei interkonfessionellen Ehen zwischen Katholiken und Evangelischen ähnliche Herausforderungen?
Rupprecht: Das ist sicher einfacher. Im Epheserbrief heißt es: "Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe". Vor 50 Jahren waren katholischprotestantische Ehen vielleicht so problembehaftet, wie manche christlich-muslimische heute. Konversion oder es ging nicht, basta. Heute gibt es neue Erfahrungen.

DIE FURCHE: Was können christlichmuslimische Ehen für den gesellschaftlichen Dialog der Religionen leisten?
Rupprecht:
Beruflich und privat stehen sie für den Dialog. Problematisch sind Erwartungen von außen. Jeder will wissen: Geht es? Wenn nicht, ist es für viele eine Bestätigung, dass es zwischen Christen und Muslimen nicht klappt. Ich kenne die Geschichte einer deutschen katholischen Krankenschwester, die mit einem türkischen Arzt verheiratet ist und in Ankara lebt. Das Kind fragt: "Wir haben die Grundlagen des Islam in der Schule kennengelernt. Gibt es das auch im Christentum?" Die Mutter antwortet: "Ja, ganz einfach. Du sollst Gott und alle Menschen gern haben und lieben." Das Kind geht ins Zimmer und kommt eine halbe Stunde später zurück: "Mama, muss ich wirklich alle Menschen gern haben?" Wenn nicht in der Ehe diese Brücke gelingt, wie soll es dann in der Welt möglich sein? Diese Paare sind Zeugen eines gelingenden Dialogs und Botschafter eines möglichen Miteinanders.

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