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„Tabu“ Zölibat?

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JOSEF BAUER / WALTHER SCHWARZ IM NAMEN EINES BURGENLÄNDISCHEN PRIESTERKREISES

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JOSEF BAUER / WALTHER SCHWARZ IM NAMEN EINES BURGENLÄNDISCHEN PRIESTERKREISES

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Der in der „Furche“ Nr. 25 1966 erschienene Artikel von P. Alois Schrott „Diskussion um den Zölibat“ wurde von einem burgenländischen Priesterkreis zum Anlaß einer Diskussion dieses in letzter Zeit wieder aufgegriffenen Themas genommen. Eine Zusammenfassung dieses Gespräches wurde uns von zwei Teilnehmern dieses Kreises, der sich auch mit dem von P. Schrott rezensierten Büchlein befaßte, zur Verfügung gestellt. Der Emst und die Tragweite des Themas werden sicher noch einige Diskussionsbeiträge anregen. „Die Furche“ stellt sich gerne in den Dienst dieser Diskussion, bittet aber um ein echtes und gegenüber den Argumenten des anderen aufgeschlossenes Gespräch.

„Die Furche“ veröffentlichte in der Nummer 25 1966 vom 18. Juni 1966 einen Artikel des bekannten Wiener Akademikerseelsorgers, Exerzitien- leiters und Seminaristenbeichtvaters P. Alois Schrott SJ., „Diskussion um den Zölibat“. Darin wendet sich der Verfasser gegen die im Frühjahr bei Glock & Lutz, Nürnberg, erschienene Schrift „Um den Zölibat“, wobei er einleitend feststellt, daß die Zölibatsfrage trotz der Nichtbehandlung durch das Konzil besteht und eine Diskussion darüber sehr fruchtbar sein könnte. Dieser Feststellung soll mit diesem Beitrag Folge geleistet werden.

Allgemein ist in der theologischen Diskussion (wie etwa in den schwierigen Fragen der Ehemoral) heute die Tendenz bemerkbar, die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschungen, die dem besseren Verständnis der Handlungen, Haltungen, Strebungen und Interessen des Menschen dienen, zu berücksichtigen und sie mit den bisherigen Lehrmeinungen und vor allem den seelsorglichen Erfahrungen zu konfrontieren. Die Theologen sind bemüht, auch die anthropologischen Seiten der Moralprobleme neu zu durchdenken. Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, welch fundamentale Bedeutung die „Geschlechtlichkeit“ für den Menschen hat. (Vgl. H. Stenger, „Der Seelsorger“, Nr. 6 1965, S. 386.) Es ist daher nicht verwunderlich, wenn auch in den Fragen, der priesterlichen Existenz diese „anthropologische“ (gemeint ist psychologische)

Sicht der Problematik Eingang gefunden hat. Anstoß dazu gab die akute Sorge um Priesterberufe.

Es sei in diesem Zusammenhang auf die Beiträge namhafter Theologen und Fachleute allein in „Der Seelsorger“ Nr. 4. 5, 6 1965 und 1 1966 verwiesen. Eine sozialpsychologische Untersuchung zu diesem

Problem in Wien (Lindner-Lentner- Holl) ergab eine „bestürzende, monophysitische, das menschliche Element fast völlig unterdrückende, jansenistische, weltentrückte, passivistische und negative Auffassung von Priestertum und Priesterberuf“, so daß es „ohne moralisches Wunder kaum möglich“ erscheinen könnte, daß von den (insgesamt 1392) befragten Mit-

telschülern Priesterberufe hervorgehen könnten (F. Klostermann in

...Der Seelsorger“ Nr. 1 1966, S. 11). Im zitierten Artikel stellt Professor Klostermann darnach die Frage, ob nicht dieses „heidnisch-archaisch- magisch-mythische“ Bild vom Prie stertum mitgeprägt wurde „von der Pseudotheologie mancher Verkündigung und nicht weniger Traktätchen und Primizpredigten“ (a. a. O., S. 12).

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