Die Umwelt bleibt auf der Strecke

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Ein noch eher unbeobachteter Verlierer der globalen Krise der Finanzmärkte ist die Umwelt. „Wenn der Hut brennt – so wie jetzt – werden umweltpolitische Vorhaben nicht mehr ernst genommen“, bringt es Christian Felber, Gründer von Attac Österreich, auf den Punkt. Damit sind nicht nur Unternehmen gemeint, die sich in Krisenzeiten nur mehr auf ihre eigentlichen Unternehmensziele konzentrieren. Dies gehe laut Felber Hand in Hand mit dem Verhalten der Konsumenten. Es wird wieder vermehrt zu den billigen Produkten gegriffen, und die ethisch produzierten Waren bleiben in den Regalen. Ebenso sind klimaschützende Vorhaben wie die Nachfolge des Kyoto-Protokolls schwerer umzusetzen, denn die Staaten werden sich bei leeren Kassen nicht zu einer verstärkten Selbstregulierung durchringen können. Schon gar nicht, wenn dies bedeutet, dass verschiedene Branchen darunter zu leiden haben und die Regierungen durch die Auswirkungen der Finanzkrise ohnehin um Arbeitsplätze zittern. Man denke nur an das Ansinnen, den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen zu vermindern, was selbst in Zeiten der Hochkonjunktur zu einem Aufschrei in der Automobilindustrie führte. Was von den EU-Umweltschutz-Plänen bis 2009, wie der 20-Prozent-Reduktion beim CO2-Ausstoß, die Aufstockung des Anteils von erneuerbaren Energieträgern auf 20 Prozent und das Ziel, 10 Prozent Biotreibstoffe zu verwenden, übrig bleibt, wird nicht zuletzt der Umweltrat am 20. Oktober zeigen.

Der grüne Verlierer

Eines steht bereits fest: Was bis jetzt an Umweltschutz-Maßnahmen, die für die Unternehmen mit Kosten verbunden sind, nicht durchgebracht wurde, wird auf absehbare Zeit schwierig umzusetzen sein. Felber holt noch weiter aus: „Die Umwelt ist generell ein Verlierer der Finanzmärkte.“ Es sei nicht möglich, dem Hauptziel, der maximalen Gewinnerwirtschaftung mit 20 bis 30 Prozent Renditen, entgegenzueifern, ohne dass dies zu Lasten der Natur gehe. Hoffnung sieht Felber nur, wenn sich die Krise derartig systemerschütternd auswirkt, dass man von den hohen Renditen absieht: „Werden diese Gewinne in Frage gestellt, nimmt auch der Druck auf die Natur ab.“

Gerhard Pock, stellvertretender Geschäftsführer von WWF Österreich, stößt ins gleiche Horn: „Wenn die Auswirkungen auf die Realwirtschaft gravierend sind, wird bei den Weltagenden gespart.“ Das starke Bewusstsein, dass man etwas gegen den Klimawandel tun müsse, trete dann in den Hintergrund. Und das nur, weil man den Profit für den Einzelnen über die Bedürfnisse der Gemeinschaft gestellt habe. Doch auch die Zeit ist ein kritischer Faktor: Auswirkungen des Klimawandels seien in den Industrienationen erst viel später sichtbar als in den Entwicklungsländern. Daher sei der Wille, etwas gegen dieses Problem zu unternehmen, nicht so stark. Die Banken-Krise hingegen ließ den Nationen nicht viel Zeit zum Überlegen, man sprang den taumelnden Instituten schnell mit Rettungsplänen zur Seite. In puncto Umweltschutz bleibt so ein schaler Beigeschmack. Geld ist genügend vorhanden – allein der Wille fehlt. „Nur Bruchteile der Summen, die jetzt in die Kapitalmärkte fließen, hätten den Klimaschutz weit gebracht“, resümiert Pock.

Kyoto

Ein Nachfolger des derzeit gültigen Kyoto-Protokolls zum Schutz des Klimas ist in Zeiten einer Finanzkrise nur schwer durchzubringen.

„Dem Hauptziel der maximalen Gewinnerwirtschaftung entgegenzueifern, geht immer zu Lasten der Natur.“

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