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Signal grun fur Landwirtschaft

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Der tiefgreifende Wandel, der sich gegenwärtig in Landwirtschaft und Bauerntum — nicht nur Österreichs, sondern ganz Europas — vollzieht, erfordert die Bewältigung großer wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Aufgaben. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die europäische Agrarwirt-schaft, die sowohl im eimzel- als auch im zwischenstaatlichen Bereich um die Sicherung ihrer Position im modernen Wirtschaftsgefüge ringt, nur dann das erwünschte Ziel erreichen wird, wenn auch die gesellschaftspolitische Integration des Bauerntums in und mit der Industriegesellschaft gelingt.

Auch das Europa von morgen braucht ein gesundes, leistungsfähiges Bauernibuim für die Sicherung seiner Ernährung, für die Pflege seiner Landschaft und für die Stärkung einer freien Gesellschaftsordnung, in der der bäuerliche Familienbetrieb einen festen Platz einnimmt. Das Wissen um die Bedeutung einer bäuerlichen Landwirtschaft in der gesamten nichtagrarischen Bevölkerung zu verstärken, ist daher nicht nur eine agrar-, sondern eine staatspolitische Aufgabe.

Europäischer Agrarmarkt im Werden

Die Bemühungen um die Verwirklichung einer gemeinsamen Agrarpolitik in der EWG isinid um die Jahreswende nach langen und schwierigen Verhandlungen durch die Festsetzung eines gemeinsamen EWG-Getreidepreises um einen wesentlichen Schritt weitergekommen, denn der Getreidepreiis nimmt eine Schlüsselstellung innerhalb des Agrarpreiis-gefüges ein. Damit ist ein entscheidender Schritt in Richtung auf die Verwirklichung eines einheitlichen Agrarmarktes der sechs EWG-Länder getan. Nicht nur für die Mitgliedsländer, sondern auch für die Nachbarstaaten und Handelspartner der EWG ergeben sich daraus weitreichende Folgerungen. Das gilt auch für die österreichische Land-und Forstwirtschaft, deren Exporterforder-niase eine baldige Regelung der Wirtschaftsbeziehungen Österreichs durch die Europäische Wirtschaftegemeiniohaft notwendig erscheinen lassen.

Beschleunigter Umstellungsprozeß

So wie in Österreich steht auch in den Staaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft die Land- und Forstwirtschaft in einem großen Umstellungs- und Anpassungsprozeß, der durch die Integrationsbemühungen noch eine Beschleunigung erfährt Die althergebrachte Struktur, die den heutigen Erfordernissen zum Teil nicht mehr genügt, kann nirgends von heute auf morgen bereinigt werden. Das Bauerntum in allen Industriestaaten Europas steht vor großen Problemen. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß das dritte Nachkriegsjahrzehnt in Europa nicht zu einer gefährlichen Entbäuerlichung, sondern vielmehr zur Stärkung seiner bäuerlichen Familienbetriebe führt

Die österreichische Agrarpolitik ist seit Jahren darum bemüht, die heimische Landwirtschaft auf den größeren europäischen Markt vorzubereiten und die bäuerlichen Selbsthilfemaßnahmen nachhaltig zu fördern. Diesem Ziele dienen auch alle auf Grund des Landwirtschaftsgesetzes mit Hilfe der Grünen Pläne vorgenommenen und in die Wege geleiteten Maßnahmen. Die Verlängerung des Landwirtschaftsgesetzes bis Mitte 1967 und die für 1965 in erhöhtem Umfang zur Verfugung stehenden Mittel für die Maßnahmen im Rahmen des Grünen Planes — ich möchte hier als Schwerpunkt vor allem die Verkehrserschließung der Land- und Forstwirtschaft, die Grundstückzusammenlegung, die Bekämpfung der chronischen Tierseuchen, den Landarbeiterwohnungsbau und die Zinsverbilligung von Agrarinvestitionskrediten erwähnen — ermöglichen in diesem Jahre eine weitere Verstärkung der erfolgreich in Angriff genommenen Bemühungen.

Die „geistige Wettbewerbsfähigkeit“

Eine sehr entscheidende Bedeutung kommt auch der „geistigen Wettbewerbsfähigkeit“ der Bauernschaft zu. Hier werden große Anstrengungen unternommen, um die Aus- und Weiterbildung in der Land- und Forstwirtschaft möglichst allen bäuerlichen Menschen auf breitester Basis zu erschließen und die Be-ratungsfähigkeiit nachhaltig zu verstärken. Die

Erfolge haben durchaus europäisches Niveau. Die Voraussetzungen für weitere Leistungssteigerungen sind gegeben. Wir können darauf vertrauen, daß eine fortschrittliche und leistungsfreudige junge Bauerngeneration für ihre Verwirklichung Sorge tragen wird.

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