Lena Schilling: Die Medien und ihre Selbstverzwergung

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Die Turbulenzen um Lena Schilling beutelten und beuteln nicht nur die grüne EU-Spitzenkandidatin, sondern auch die Medien dieses Landes. Ein kritischer Rück- und Ausblick.

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Die Turbulenzen um Lena Schilling beutelten und beuteln nicht nur die grüne EU-Spitzenkandidatin, sondern auch die Medien dieses Landes. Ein kritischer Rück- und Ausblick.

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Wenn man nicht mehr im journalistischen Alltagsgeschäft tätig ist, hat man das Privileg, sich aus allzu offensichtlichen Untiefen der öffentlichen Diskussion heraushalten zu dürfen. Ich habe es mir daher verkniffen – auch auf Social Media –, mich zu den Turbulenzen um Österreichs grüne EU-Spitzenkandidatin zu äußern. Mir ist im Laufe der Jahre kaum eine Debatte untergekommen, in der es so schwer war, die politische Substanz auszumachen, wie hier. Ich ordne die Causa auch als Lehrbeispiel fürs Schlagwort overnewsed but underinformed ein: Was in den letzten drei Wochen an Schmutzwäsche über angebliches oder tatsächliches Fehlverhalten der Jungpolitikerin in ihrem persönlichen Lebensbereich hervorgeholt und durchgekaut wurde, lässt tief blicken. Gleichzeitig ist es trotz der Investigationswucht nicht gelungen, die Kontexte zweifelsfrei offenzulegen, sodass sich daraus kaum klare Positionen ableiten lassen. Vor allem vermag ich in all dem keinerlei Relevanz in Bezug auf die Zukunft Österreichs oder Europas zu erkennen.

Doch genau darum sollte es in diesen Tagen gehen. Europa wird von außen wie von innen an den Abgrund gedrängt: Die Kriege in der Ukraine wie in Nahost stellen ebenso eine Zerreißprobe dar wie die Klimakrise, und der Vormarsch von Rechtsaußenparteien bedroht das europäische Projekt im Innersten. Von daher sind die Europawahlen (und dann die Nationalratswahlen) Schlüsselereignisse. Es geht ans Eingemachte – doch der öffentliche Diskurs hierzulande hielt und hält sich mit einer, wie es die Wien-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung titulierte, „Telenovela“ auf.

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