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Immer wieder Psychologie

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Charakter und Lebensführung. Praktische Psychologie für jedermann. Von William McDugall. .2. Auflage. Franke Verlag, Bern. In der Sammlung Dalp Psychologie, die Wissenschaft von den Verhaltens werten. Von William M c D u g a 11. Franke-Verlag, Bern. In der Sammlung Dalp

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Charakter und Lebensführung. Praktische Psychologie für jedermann. Von William McDugall. .2. Auflage. Franke Verlag, Bern. In der Sammlung Dalp Psychologie, die Wissenschaft von den Verhaltens werten. Von William M c D u g a 11. Franke-Verlag, Bern. In der Sammlung Dalp

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Der berühmte englische Psychologe McDugall ist ein sympathischer Mensch, der immer bereit war, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Zu seiner Zeit zeichnete er sich dadurch aus, daß er als einer der wenigen Fachpsychologen sich nicht scheute, sich mit wirklichen Problemen der Psyche auseinanderzusetzen. Es scheint lächerlich, daß man so etwas feststellt. Dies ist es aber bei weitem nicht so sehr, wie man meint. Denn die Psychologengeneration, der McDugall angehörte, war derartig experimentell in ihrem Horizont eingeengt, daß erst ein Freud kommen mußte, der auf die Existenz des Sexualtriebes aufmerksam machte, auf Tatsachen also, die den Psychologen vorher gar nicht aufgefallen waren. Nun, so ist es bei Mac Dugall nicht. Er ist weit freier und offener und ist beileibe nicht so in seinem Horizont eingeschränkt wie seine Zeitgenossen. Dieser Tatsache allein verdankt er es, daß es möglich ist, ihn heute noch einmal herauszubringen. Allerdings fehlt hier wieder das Methodische. Es lohnt sich schon, diese Bücher zu lesen. Was er etwa in „Charakter und Lebensführung" über Eheleben schreibt, über Eltern und Kinder, über Charakter und Lebensglück, Charakter und Wille usw., ist durchaus bedenkenswert, wenn man auch nicht in allen Fällen zustimmen kann. Es spricht eine Menge Weisheit, wenn wir dieses Wort gebrauchen dürfen, und eine bewundernswerte Lebensnähe.

Wesentlich schwächer ist der zweite Band „Psychologie, die Wissenschaft von den Verhaltensweisen". Hier, wo es weniger auf Weisheit, sondern mehr auf methodische Disziplin und auf wissenschaftliche Präzision ankommt, fühlt man die ganze Schwäche dieses Engländers. Die Probleme werden simplifiziert und viel mehr vereinfacht als uns berechtigt erscheint. Wir lernen nicht allzuviel davon. Hier sind wir am Kontinent vielleicht doch zu verwöhnt.

Dies alles soll uns aber nicht daran hindern, jedem zu empfehlen, mit der Persönlichkeit bekannt zu werden, die in beiden Büchern hervortritt. Man kann sicher sein, nicht abgestoßen zu werden, sondern bereichert, weil man wirklich einen echten Menschen kennenlernt.

Testmethoden. Von Franz Mayröcker. Taucar, Wien 1953. 120 Seiten.

Test — das Wort dürfte der Amerikaner Cassel 1890 erstmals verwendet haben — besagt eine Methode, auf dem Versuchswege, mittels verschiedener neuer, dem Prüfling unbekannter Fragen Wissen, Entwicklung, Charakterhältung festzustellen. Die vorliegende Arbeit — in der Reihe „Querschnitt des Wissens" erschienen — fußt wesentlich auf den Arbeiten von Karl und Charlotte Bühler, von Hildegard Hetzer und Lotte Schenk-Danzinger. Der Autor hat aber außer der Art, das umfangreiche, nicht gerade einfach darzustellende Material auch für die interessierte Elternschaft verständlich zu erläutern, das Verdienst Dissertationen aus neuerer Zeit in den Gesichtskreis des Lesers zu rücken und Fachwissen einer praktischen Verwertung zuzuführen. Die Wiener psychologische Schule hat ja. Weltruf. Mit dem Testproblem der Verfasser bezeichnet den psychologisch-pädagogischen Versuch ausdrücklich als-kein Allheilmittel; Dauerbeobachtung und Ausdrucksprüfung . müßten mit dem Test Hand in Hand gehen verbunden ist die Frage über: Zeugnis :— ja oder nein? Temperamentvoll, und in vielen Punkten treffend, tritt der Autor für eine Aenderung der gegenwärtigen Praxis ein. — Einige Bemerkungen am Rande. Silvio Gesell war Kaufmann, Freiwirtschaftler 1862 bis 1910; es soll heißen: Arnold Gesell; dieser, Gründer und Leiter des Forschungsinstituts für Kinderentwicklung an der Yale-Universität, hat über „Säugling und Kleinkind in der Kultur der Gegenwart“ publiziert Bad Nauheim, 1952. Ebbinghaus S. 39 hat den Lückentest nicht 1847, sondern 1897 versucht. Die Vornamen könnten bei einer neuen Auflage ausgedruckt werden. Im Literaturverzeichnis wären vielleicht Charlotte Bühler mit „Der menschliche Lebenslauf als psychisches Problem"; Erich Hylla „Testprüfungen der Intelligenz" und Alfred Binet „Les Idees modernes sur les enfants" 1909, deutsch 1912, als erweiternde Lektüre zu nennen. Bei Otto Tumlirz könnte erwähnt werden, daß er früher Professor für Psychologie und Pädagogik in Graz war.

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