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Lebendige Pädagogik

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Existentialismus und Pädagogik, Von Leopold Prohaska. Verlag Herder, Wien. 188 Seiten. Preis 38 S.

„Eine kritische Studie zum Aufbau einer christlichen Pädagogik auf existentieller Grundlage“ nennt der gelehrte Leiter des Institutes für Vergleichende Erziehungswissenschaft in Salzburg seine sorgfältige Arbeit, die ein Versuch sein will, die positiven Werte der Existentialphilosophie von Sören Kierkegaard über Jaspers und Sartre bis zu Peter Wust und Ferdinand Ebner in den Dienst einer „christlichen Existentialpädagogik" zu stellen. Da der Existentialismus auf eine Seinsvollendung hinarbeitet, kann er wohl geeignet sein, der Pädagogik, auch der christlichen Pädagogik, wertvolle Impulse zu geben für das Vollmensch- und Vollchristwerden. Die nicht leichte Lektüre drängt zur Frage: Wer gießt uns diese fein säuberlich disponierte und geistvoll formulierte, trotz mancher praktischer Anregungen doch mehr theoretisch gehaltene Schrift in die allen verständliche konkret-schlichte Sprache des pädagogischen Alltags, damit die Praktiker zu sehen vermögen, ob eine Existentialpädagogik der christlichen Erziehung wesentlich Neues zu bieten vermag oder ob es sich, ähnlich wie bei der Ganzheitspädagogik, mehr um eine sicher sehr begrüßenswerte starke Neubetonung einer alten Sache handelt.

Die Pädagogik Aloys Fischers. Von Hermann R ö h r s. Aloys-Henn-Verlag, Ratingen. 200 Seiten. Preis 14.80 DM.

Der allzu früh verstorbene Münchner Philosoph und Ordinarius der Pädagogik Alöys Fischer (1880 bis 1937) hat in einer Anzahl von selbständigen Publikationen und in mehr als 250 Abhandlungen zu allen wichtigen Zeitfragen, die sein Berufsgebiet oder verwandte Wissenszweige, wie Psychologie, Kunst, Soziologie und Geschichte, betreffen, klärend, fördernd oder führend Stellung genommen. Mit fühlbarer Liebe und ehrfürchtiger Gewissenhaftigkeit hat der Hamburger Dozent der Pädagogik, Dr. H. Röhrs, das gesamte Schrifttum des hervorragenden Erziehungswissenschafters durchgearbeitet und das Ergebnis seiner Studien im vorliegenden „Versuch einer systematischen Darstellung des wissenschaftlichen Gesamtwerkes“ Fischers niedergelegt. Da immer dessen Haltung zu den einschlägigen pädagogischen Zeitströmungen und -fragen des In- und Auslandes aufgezeigt und diskutierend gewertet wird, ist das Buch geradezu zu einer sehr lesenswerten Geschichte der Pädagogik unseres Jahrhunderts geworden. Die hochzielenden Bemühungen Fischers um die Berufsschulbildung, gleichsam sein Herzanliegen, kann man erst richtig beurteilen, wenn man liest, was er über die verfehlte Berufswahl schreibt: „Sich nicht finden, seinen Lebensplan nicht erfassen, die Stelle verfehlen, auf die man im Organismus der Welt von Gott hingedacht ist“ (S. 87).

Praktische Kinderpsychologie. Von P. M. P i c k a r d. Aloys-Henn-Verlag, Ratingen. 224 Seiten.

Wer als angehender Pädagoge ein grundlegendes Handbuch der Kinder- und Jugendpsychologie (zum Beispiel H. Remplein, Die seelische Entwicklung in der Kindheit und Jugendzeit) durchgearbeitet hat, wird das Buch der Erziehungspsychologin Pickard mit reichem Nutzen lesen. Es bringt interessantes Beobachtungsmaterial, aber nur unter der angedeuteten Voraussetzung kann es als „Einführung für Studierende der Pädagogik“ empfohlen werden.

Der Leser wird nie vergessen dürfen, daß der Mensch von Kindheit an eine Leib-Geist-Einheit ist. Er wird auch gut tun, die angelsächsische Freud-Schwärmerei mit maßvoller Zurückhaltung auf sich wirken zu lassen und zu beachten, daß die Verfasserin vielfach „zurückgebliebene Kinder“ vor Augen hat. Die Unterscheidung zwischen Instinkt und Trieb ist nicht durchgeführt. Die große Verschiedenheit in der Zählung der Instinkte, in denen Pickard die „Ursache aller Aktivität“ (S. 117) lieht, deutet darauf hin, daß hier noch vieles zu klären ist. Die Worte Wollen und Wille kommen im ganzen Buch nicht vor. Allzu einseitig psychologisch sind einzelne Abschnitte aus den Evangelien verwertet. Die gebotene Auffassung von der Entstehung des Monotheismus ist wissenschaftlich kaum mehr vertretbar.

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