Humorforscherin Papoušek: „Sich zum Lachen zu zwingen, reicht nicht“
Die Psychologin Ilona Papoušek forscht zu Humor und Lachen. Sie weiß: Nicht alles, was darüber bekannt ist, lässt sich wissenschaftlich belegen. Aber was passiert in unserem Gehirn, wenn wir lachen? Und was weiß die Forschung darüber?
Die Psychologin Ilona Papoušek forscht zu Humor und Lachen. Sie weiß: Nicht alles, was darüber bekannt ist, lässt sich wissenschaftlich belegen. Aber was passiert in unserem Gehirn, wenn wir lachen? Und was weiß die Forschung darüber?
Die Lachtherapie wird heutzutage häufig eingesetzt, um Depressionen oder Ängste zu lindern. Doch einfach grundlos laut loszulachen, hat noch keine positiven Aspekte auf unsere Gesundheit, weiß Ilona Papoušek, Forscherin am Institut für biologische Psychologie der Universität Graz. Ein Gespräch über die Ungereimtheit des Humors, Häme und Dopamin.
DIE FURCHE: Beginnen wir mit einer Grundsatzfrage: Warum lachen wir? Und was lösen wir dadurch in anderen aus?
Ilona Papoušek: Lachen ist ein soziales Signal. Es richtet sich an die Menschen, mit denen man gerade zu tun hat. Es signalisiert anderen: Ich bin dir freundlich gesinnt, ich bin friedlich, ich lade dich ein, mit mir in Kontakt zu treten oder ihn aufrechtzuerhalten. Lachen gibt es in sehr vielen Ausprägungen. Ein hämisches Auslachen versteht das Gegenüber wiederum komplett anders.
DIE FURCHE: Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir erheitert sind?
Papoušek: Wenn man ordentlich erheitert ist, wird ein bestimmtes Netzwerk im Gehirn angeregt: das mesotelencephalische Dopaminsystem. Das Gehirn ist ja keine einheitliche Masse, sondern besteht aus unterschiedlichen Strukturen. An diesem Gehirnsystem sind viele solche Strukturen beteiligt – also sogenannte Kerne im Mittelhirn sowie die Großhirnrinde. Sie interagieren miteinander und werden auch zusammen angeregt. Dopamin ist eine Überträgersubstanz, die in diesem System besonders stark vorkommt. Wird man erheitert, kann das Dopaminsystem angeregt werden. Das passiert auch durch andere Dinge, die man schön findet: etwa durch Sex, Drogen oder gutes Essen. Alles, was dieses System anregt, hat einen belohnenden Charakter. Das möchte man gerne wieder machen. Bei herzlichem Lachen werden im Körper zudem Stresshormone ausgeschüttet.
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